Vorsicht: 1000-Euro-Scheine gibt es nicht

10.1.2008, 00:00 Uhr
Vorsicht: 1000-Euro-Scheine gibt es nicht

© dpa

Pech für die Verkäuferin: Einen Tausend-Euro-Schein gibt es überhaupt nicht. Die pinkfarbene Fantasie-Banknote mit nackten Frauen ist ein reiner Jux. Im Internet bietet eine Mainzer Firma knallbunte Scheine im Wert von angeblich 300, 600 und 1000 Euro an - zu bestellen für gerade mal 60 Cent pro Stück. Selbst die Deutsche Bundesbank hält diese Scherzartikel für unbedenklich und hat sie genehmigt.

Bundesbank schult

«Solche Fantasieblüten sind sehr selten, und wir unterziehen sie einer genauen Prüfung, ob eine Verwechslungsgefahr mit tatsächlichen Banknoten besteht«, sagt der Leiter des Analysezentrums der Bundesbank, Rainer Elm. Die Notenbank bekommt jährlich etwa 60 Anträge und genehmigt rund 20 Werbe- oder Scherzwährungen. Zu ihren Aufgaben im Kampf gegen Falschgeld gehört auch die Prävention.

Die Bundesbank schult regelmäßig Kassierer und zeigt ihnen Tricks zum schnellen Prüfen von Banknoten. Im vergangenen Jahr nahmen gut 12000 Verkäufer an den Kursen teil. Und dennoch gelangt immer wieder wertloses Papier in den Umlauf. Vor allem in kleinen Läden, wie Apotheken, Drogerien, Einzelhandels-Geschäften oder auch Tankstellen, taucht Falschgeld auf.

Manche Fälschungen fallen sofort ins Auge. So wurden im vergangenen Jahr mehrfach eine grüne 300-Euro-Note und ein 55-Euro-Schein in Umlauf gebracht. Künstlerisch begabte Fälscher malten mit Buntstiften von Hand einen 20-Euro-Schein. Auf einen «falschen Fuffziger« klebte ein Betrüger als Hologramm eine Silberfolie und stanzte mit Kugelschreiber die Zahl «50« ein.

Tücke steckt im Detail

Doch manchmal steckt die Tücke im Detail: Eine internationale Fälscherbande brachte nahezu perfekte falsche Fünfziger in den Handel - allerdings vergaßen die Betrüger, dass die auf den Banknoten aufgedruckten Nummern bei den 60000 von ihnen produzierten Scheinen kaum variierten.

«Jeder Fälscher hinterlässt eine charakteristische Handschrift auf dem Schein«, sagt Falschgeldexperte Roland Müller. Die Spezialisten der Bundesbank lesen aus dem verwendeten Papier - das manchmal noch ein Wasserzeichen wie «100 Prozent Baumwolle« enthält - oder aus dem Stempel des Wasserzeichens und anderen Details Informationen, die der Polizei bei der Fahndung helfen.

Die von der Bundesbank veröffentlichte Statistik wirkt auf den ersten Blick beruhigend; denn die Zahl der Fälschungen geht zurück - doch bei genauem Hinsehen stellt sich heraus: Der Schaden wächst.

2007 zogen die Fahnder rund 40000 Blüten aus dem Verkehr, so wenige wie seit 2002 nicht mehr. Weil Fälscher aber immer öfter höherwertige Scheine nachmachen, wuchs der wirtschaftliche Schaden von 3,2 auf 3,8 Millionen Euro.

«Bei kleinen Scheinen lohnen sich das Risiko und der Aufwand nicht«, erklärt Experte Elm. Ein Grund für den Rückgang sind die Fahndungserfolge der Polizei. «Im vergangenen Jahr wurden mehrere Fälscherwerkstätten ausgehoben und Händlerringe gesprengt«, bestätigte eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes (BKA). Die meisten Blüten, die in Deutschland auftauchten, stammten aus Italien.

Kein Ersatz

Drucker und Scanner erleichtern Betrügern heutzutage die Arbeit. Bastler am heimischen Computer sind aber seltener geworden. Die europäische Fälscherszene wird von Banden dominiert, die von der Fertigung bis zur Verbreitung der falschen Scheine alles organisieren.

Laut Polizei steuern Betrüger an einem Tag gezielt in einer bestimmten Stadt eine Geschäftsstraße an und versuchen, das Falschgeld auszugeben. Wer eine Blüte in seiner Geldbörse hat, bekommt keinen Ersatz, sondern nur eine Quittung. Verbraucher sollten sich gleich bei der Polizei melden, wenn sie entdecken, dass ihnen eine Blüte angedreht worden ist; denn wer das Falschgeld weitergibt, macht sich strafbar.

Die Wahrscheinlichkeit, eine gefälschte Banknote zu erhalten, ist aber gering. «Erfreulicherweise liegt Deutschland mit rund fünf Fälschungen auf 10 000 Einwohner pro Jahr nach wie vor weit unter dem Durchschnitt des Euro-Raums«, sagt Bundesbank-Vorstand Hans Reckers. Dennoch: Wachsamkeit lohnt sich. Schon deshalb, weil sich dadurch vermeiden lässt, dass man sich selbst oder andere schädigt.

Internet: www.bundesbank.de/bargeld/bargeld_falschgeld.php




Marion Trimborn (dpa)