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BUND kritisiert

Naturschützer fassungslos: "Bielefelder Wald kahlgeschlagen, Eiszeit-Dünen verwüstet"

Die Brutzeit habe längst begonnen, so der BUND. Und der "Kahlschlag" in diesem besonders schützenswerten Bereich sei eine Katastrophe.

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Ein wertvolles Stück Natur sei in Bielefeld völlig zerstört worden, beklagen Naturschützer. | © NW

Ein wertvolles Stück Natur sei in Bielefeld völlig zerstört worden, beklagen Naturschützer. | © NW

25.04.2023 | 26.04.2023, 18:19

Bielefeld. Die Buchen zeigen sich schon im zarten Grün, und für die Vögel hat längst die Brutzeit begonnen. Dennoch wurden in den letzten Tagen im Lutterwald an der Heinemannstraße zahlreiche Buchen gefällt, beklagt der BUND. „Dabei verwüsteten schwere Harvester einen Teil der schützenswerten eiszeitlichen Dünen“, heißt es. Und weiter: „In diesem Teilbereich wurde der Wald auf einer größeren Fläche regelrecht kahlgeschlagen; dabei machten die Holzfäller keinen Unterschied zwischen alten und jungen Bäumen.“ Ärgerlich für die Naturschützer: „Selbst erkennbar ausgehöhlte potenzielle Biotopbäume für Fledermäuse und Spechte wurden gefällt.“

Dazu erklärt Jürgen Birtsch vom BUND-Vorstand: „Es handelt sich zwar hier um Privatwald, aber auch hier muss bei der Waldbewirtschaftung Rücksicht auf Belange der Natur genommen werden. Denn laut Zielkonzept Naturschutz ist der Lutterwald als Vorranggebiet für die Natur ausgewiesen. Das gesamte Luttertal ist hier zudem Landschaftsschutzgebiet und laut Biotopkataster NRW besonders schützenswert. Und eine Ausweisung als Naturschutzgebiet wird aktuell vom Umweltamt nach Initiative der Bezirksvertretung geprüft.“

"Alles zunichtegemacht"

Im betroffenen Bereich finden sich Reste der eiszeitlichen Dünenlandschaft, die vor mehr als 100 Jahren noch Quelle geprägt hat. Nach Aufforstung vor gut 100 Jahren habe sich hier unter dem Schirm der Kiefern ein naturnaher Buchenwald angesiedelt, so der BUND. Diese positive Entwicklung sei jetzt durch den massiven Eingriff zunichtegemacht worden. Betroffen ist dabei ein Wald, der als Erholungsgebiet für die Queller Bevölkerung von großer Bedeutung ist.

Schäden durch Harvester sind laut Angaben des BUND auf der gesamten Trasse des hier verlaufenen Ems-Lutter-Weges zwischen Niemöllers Teichen und Heinemannstraße verursacht wurden. Dort seien auch zahlreiche Bäume und Baumwurzeln verletzt. Dabei war das Befahren des Lutterweges für diese Arbeiten vermeidbar, denn die gerodete Waldfläche sei direkt über die befestigte Heinemannstraße erreichbar.

Forstrechtlich dürfen solche Eingriffe laut BUND „leider auch nach dem 1. März durchgeführt werden“. Das Beispiel zeige aber nach Auffassung des BUND, wie dringlich eine Überarbeitung des Landesforstgesetzes sei. Dazu Petra Schepsmeier (BUND): „In Gärten und auf Grünflächen sind solche Eingriffe ab März untersagt. Zudem sind Bäume dort auch durch die Baumschutzsatzung geschützt. Dass zeitgleich Kahlschläge in Wäldern möglich sind, ist den Bürgerinnen und Bürgern nicht vermittelbar.“

Der BUND appelliert an alle Waldbesitzer, Eingriffe und Baumentnahmen naturschonend und keinesfalls in der Brutzeit der Waldvögel durchzuführen. Gerade in für den Naturschutz besonders wertvollen Wäldern wie hier an der Lutter sollten Baumentnahmen einzeln ohne Harvestereinsätze erfolgen. Nach dem Grundgesetz soll Eigentum dem Gemeinwohl dienen. Bei den Rodungen im Lutterwald sei dieser Verfassungsgrundsatz massiv verletzt worden.


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