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Feminismus, Femizide, Toxizität

„Männer töten“: Irritierende Slogans an Wänden und Ladenfassaden im Bielefelder Westen

Was soll das? Was ist der Zweck? Diesen Fragen geht Wissenschaftlerin Mareike Wilke nach - und hofft auf Rückmeldungen aus der Bevölkerung.

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Diese Sprüche sind zuletzt im Bielefelder Westen aufgetaucht. | © Konflktakademie Bielefeld

Diese Sprüche sind zuletzt im Bielefelder Westen aufgetaucht. | © Konflktakademie Bielefeld

26.12.2023 | 27.12.2023, 11:12

Bielefeld. „Männer töten.“ oder „Männer abschaffen.“ sind plakative Slogans, die sich derzeit vermehrt an Häuserwänden oder Ladenfassaden im Bielefelder Westen wiederfinden. Wer nicht achtlos an den Schriftzügen vorbeigeht, fragt sich: Was soll das? Und was wollen die damit bezwecken? Genau diesen Fragen geht nun auch Mareike Wilke nach.

Sie ist Wissenschaftlerin des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Uni Bielefeld und widmet sich mit einem lokalen Forschungsprojekt dem Phänomen. Wissenschaftlich heißt es „Wirkungsweisen von Streetart im öffentlichen Sozialraum“, einfach ausgedrückt, „möchte ich erfahren, wie die Menschen in Bielefeld darüber denken.“ Ihrer Ansicht nach ist diese Form der Streetart-Statements eine niedrigschwellige Form, die Menschen auf Probleme und in diesem Fall auf vermeintlich feministische Sichtweisen aufmerksam zu machen.

Abschaffen? An dieser Wand wird das bejaht. - © Konfliktakademie Bielefeld
Abschaffen? An dieser Wand wird das bejaht. | © Konfliktakademie Bielefeld

Soldaten? Machtmissbrauch? Genderungleichheit? Femizide?

Trotzdem bieten sie reichlich Interpretationsspielraum. Geht es um Soldaten im Krieg? Um die aktuelle Debatte von Machtmissbrauch? Genderungleichheit? Oder handelt es sich um eine Reaktion auf die jüngsten Femizide in Bielefeld? Zuletzt soll ein Mann, nachdem er von einer jungen Frau abgewiesen worden war, diese mit mehreren Messerstichen getötet haben. Und ein Ex-Mann hat auf die Mutter seines Sohnes eingestochen.

"Feminismus muss wieder wehtun" - ein Spruch, der nicht ohne Wirkung bleibt. - © Konfliktakademie Bielefeld
"Feminismus muss wieder wehtun" - ein Spruch, der nicht ohne Wirkung bleibt. | © Konfliktakademie Bielefeld

Wilke sucht ein Meinungsbild, sie will wissen, wie die Menschen diese Sprüche verstehen. Eine erste Begehung („Walk & Talk“) mit interessierten Bielefelderinnen und Bielefeldern hat bereits stattgefunden und hat sich als sehr konstruktiv herausgestellt. Auch die Reaktionen, die sich durch andere Sprüche an den Wänden manifestieren, sind Teil des Projektes. „Die Gegenreaktionen an den Wänden sind auch sehr spannend.“

Ein Streetart-Beispiel aus dem Bielefelder Westen. - © Kofliktakademie Bielefeld
Ein Streetart-Beispiel aus dem Bielefelder Westen. | © Kofliktakademie Bielefeld

Bielefelder lässt das Graffiti stehen: „Es stimmt doch“

Interessant fand sie die Reaktion auf ein Graffiti an einer Ladenzeile: Hier wurde entschieden, den illegal an die Wand gesprühten Schriftzug stehenzulassen. Auch bereits interviewte Bielefelderinnen und Bielefelder hätten dem Satz „Männer töten.“ zugestimmt („Es stimmt tatsächlich“) und gesagt, dass er ruhig stehen bleiben könne.

Das Projekt gehört zur neuen „Konfliktakademie“ des Instituts, ein nach eigenen Angaben innovatives Format, das demokratierelevante Konflikte analysiert und den Austausch von Wissen und Expertise auf lokaler Ebene fördern und weiterentwickeln soll. Rückmeldungen zu den Streetart-Slogans per E-Mail an: streetart-wirkungsweisen@uni-bielefeld.de.