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Schauspielerin Diana Amft: "Ich war überzeugt, dass ich es schaffe"

Interview: In der NW-Serie "Unsere Promis" verrät Diana Amft, warum sie sich zur Justizfachangestellten ausbilden ließ und welche Angst sie zur Kinderbuchautorin machte

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Erste Schauspiel-Gehversuche im Gütersloher Kindergarten: Diana Amft. | © dpa

Erste Schauspiel-Gehversuche im Gütersloher Kindergarten: Diana Amft. | © dpa

08.10.2016 | 23.12.2022, 17:27

Frau Amft, in einem Interview in der Neuen Westfälischen aus dem Jahr 2009 sagten Sie, dass Sie sich im Kreis Gütersloh immer noch zu Hause fühlen. Hat sich daran mittlerweile etwas geändert?
Diana Amft:
Nein, das wird sich wahrscheinlich nie ändern. Es leben noch sehr viele Menschen dort, die ich kenne. Das ist schon was anderes als in einer Großstadt wie Berlin oder Köln. Meine Verbundenheit zu Gütersloh wird immer bleiben.

Schaffen Sie es immer noch regelmäßig in die Heimat?
Amft:
Durch den Beruf schaffe ich es leider nur selten. Aber wenn es mal klappt, ist es total schön, alte Freunde zu treffen.

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Kindheit und Jugend in und um Gütersloh?
Amft:
Bei Gütersloh denke ich immer an Stadtbummel und Kinobesuch. Obwohl es damals das riesige Kino am Bahnhof noch gar nicht gab. Und an den Weihnachtsmarkt. Das schießt mir als allererstes in den Kopf.

Haben Sie Ihren schauspielerischen Grundstein in der Heimat gelegt?
Amft:
Ich hatte immer viel Spaß daran, zu spielen. Ich war in der Schultheatergruppe und habe schon im Kindergarten beim Sommerstück Hänsel und Gretel mitgemacht. Alle wollten die Hauptfiguren spielen. Ich habe "nur" die Hexe bekommen und war erst traurig, dabei war sie viel interessanter zu spielen. Daher wollte ich erst auch möglichst viel ausprobieren.

Waren Ihnen Ihre erfolgreichsten Rollen wie die der Ärztin Gretchen Haase in "Doctor's Diary" oder der Kommissarin Josephine Klick besonders nahe?
Amft:
Ich konnte beide Figuren von ihrer Persönlichkeit her sehr gut verstehen und sie waren mir sofort sympathisch. Als ich an den Schauspielschulen vorgesprochen habe, sollte ich immer typische Frauenrollen wie das Gretchen aus Goethes Faust oder Shakespeares Julia spielen. Das fand ich total langweilig, aber letztlich bin ich mit der Julia genommen worden. Ich war ein junges Mädchen und das hat besser gepasst, als wenn ich mit 18 Jahren versucht hätte, eine Frau zu spielen, die von ihrem langwierigen Leben und ihrem Männerverschleiß redet (lacht).

Wie haben Sie Ihren Vorsprechmarathon durchgehalten, obwohl Sie zwölf Absagen bekamen?
Amft:
Ich bin an den Schauspielschulen leider ziemlich oft durchgefallen. Mein Bielefelder Schauspiellehrer Helmuth Westhausser hat mich wieder aufgebaut. Durch ihn habe ich gelernt, dass man Nervosität in Energie umwandeln kann. Vor Vorsprechen bin ich immer unglaublich aufgeregt.

Bei Ihrer Leidenschaft für das Schauspielern: Woher kam Ihr Entschluss, nach der Schule ausgerechnet eine Ausbildung zur Justizfachangestellten zu absolvieren?
Amft:
Ich war fertig mit der Schule und habe überlegt, was ich machen kann. Am Gericht war ein Ausbildungsplatz frei und ich habe mich darauf beworben. Ich habe gedacht, so etwas Bodenständiges ist doch richtig toll. Mit der Aussicht, vielleicht sogar in eine Beamtenlaufbahn zu kommen. Vor allem meine Eltern fanden die Vorstellung super (lacht). Parallel habe ich mich an Schauspielschulen beworben, aber diese Welt war für mich so unbekannt. Ich wollte einfach Sicherheit haben.

Die bekamen Sie am Amtsgericht Rheda-Wiedenbrück.
Amft:
Das war großartig. Als ich einen Platz an der Schauspielschule München hatte, hat man mir am Gericht angeboten, mich erst einmal sehr lange zu beurlauben, damit ich jederzeit wiederkommen könnte. Ich konnte das ausprobieren und wusste, dass ich hätte zurückgehen können, wenn es nicht nicht geklappt hätte.

Haben Sie das Angebot der Beurlaubung denn angenommen?
Amft:
Nein, ich wollte das nicht, weil ich davon überzeugt war, dass ich es schaffe. Diese Naivität brauchte ich, um das durchzuziehen. Mich an der Schauspielschule durchzubeißen, hat viel Energie gekostet. Das waren Jahre voller Nebenjobs und harter Arbeit. Ohne diese Zuversicht hätte ich die Energie dafür nicht gehabt.

Mit der Ausbildung in Rheda-Wiedenbrück haben Sie sich damals noch nicht in die weite Welt getraut.
Amft:
Ich hatte meine ganzen Freunde überwiegend in Gütersloh und Wiedenbrück. Das war also ideal, weil ich so viel Zeit mit ihnen verbringen konnte. Als ich dann nach München gezogen bin, habe ich sie wirklich sehr vermisst. Gerade in den ersten drei Jahren hatte ich nicht mal Geld für eine Zugfahrkarte in die Heimat.

Ihre Karriere im Kino startete 2001 mit "Mädchen, Mädchen". Ist Ihnen die fast legendäre Orgasmus-Szene auf dem Fahrradsattel heute peinlich?
Amft:
Nein, die gehört zu meiner Vita. Ich habe mich damals sehr über die Rolle gefreut. Peinlich ist es nicht, aber ein bisschen anstrengend, noch Jahre später damit konfrontiert zu werden, als wäre es erst gestern gelaufen. Der Film hat mir viele Türen geöffnet, aber sicherlich auch die eine oder andere verschlossen.

Hätten Sie als junges Mädchen gedacht, dass man sich 15 Jahre später noch an diese Szene erinnert?
Amft:
Beim Lesen des Drehbuchs war mir schon bewusst, dass es eine Schlüsselszene ist. Aber damals gab es YouTube noch nicht, von daher konnte ich mir keine Gedanken darüber machen, dass diese Szene so eine Präsenz bekommt.

Welche Rolle würden Sie gerne noch spielen?
Amft:
Um ehrlich zu sein, reizen mich einfach nur gute Bücher. Dann ist mir auch egal, ob es Drama oder Komödie ist. Wer Komödie bedienen kann, kann auch Drama. Ich hätte aber mal wieder Lust darauf, eine richtige Zicke zu spielen.

Sie arbeiten auch als Kinderbuchautorin. Woher kam Ihr Wunsch dazu?
Amft:
Ich habe schon immer sehr gerne geschrieben, auch Drehbücher. Aber die Geschichte von der kleinen Spinne Widerlich war die erste, die rund und fertig war. Sie ist dadurch entstanden, dass ich Angst vor Spinnen hatte (lacht). Ich habe mich gefragt, wieso das so ist, weil sie doch eigentlich viel mehr Angst vor uns haben müssten.

Hat sich Ihre Angst mittlerweile gelegt?
Amft:
Ein bisschen. So weit, dass ich im Winter Spinnen mit ins Haus nehme, weil es draußen so kalt ist, bin ich noch nicht. Aber es ist besser geworden.

Haben Sie sich von erfahrenen Kinderbuchautoren helfen lassen?
Amft:
Nein, gar nicht. Ich habe sogar vermieden, die Konkurrenzbestseller überhaupt zu lesen. Ich wollte das nicht vergleichen. Meine größten Kritiker sind Kinder von Freunden. Deren Kritik nehme ich sehr ernst.

2011 kam das erste Buch der Reihe, mittlerweile arbeiten Sie schon am fünften Band. Wann wird der erscheinen?
Amft:
Im März des kommenden Jahres. Hoffentlich (lacht). Ich bin noch nicht fertig. Dieses Mal bin ich etwas über der Zeit, aber das kriegen wir schon hin.

Dass Prominente Kinderbücher schreiben, ist gerade ein ziemlicher Hype. Zwischen Maite Kelly und Rocco Stark führte das sogar schon zum Streit. Sie dagegen haben sich nicht eingemischt.
Amft:
Mir war und ist immer wichtig, dass es um das Produkt geht und nicht um mich als Person. Ich weiß, dass Madonna schon mal ein Kinderbuch geschrieben hat, ansonsten ist mir das nicht so bewusst.

Denken Sie beim Schreiben an Sie selbst als Kind?
Amft:
Ich bin beim Schreiben aus der Sicht der kleinen Spinne völlig offen, frei und vorurteilslos. Das sind sehr schöne Eigenschaften, die ein Kind sicher noch mehr hat als ein Erwachsener. Als Kind fand ich es bei Hänsel und Gretel ziemlich grausam, dass sie die Hexe noch verbrennen, obwohl sie schon frei sind. Oder dass die sieben Geißlein den Wolf in den Brunnen schmeißen. Das war alles echt gruselig. Meine Kinderbücher sind für mich so wie das Traumschiff im Fernsehen, immer mit Happy End.