Auflösung Mittwochsrätsel: Schreibwarenhandlung statt Möbelfabrik

Herford. Das Mittwochrätselfoto der vergangenen Woche zeigte die vorweihnachtlich geschmückte, belebte Hämelinger Straße in der Nachkriegszeit. Der Fotograf Georg Heese stand mit dem Rücken zur Johanniskirche am Neuen Markt, der damals noch ein Herforder Verkehrsknotenpunkt war. Links im Bild zu sehen ist an einem Wohn- und Geschäftshaus der Schriftzug "Vactew". Er steht für die Buchdruckerei, Verlagsanstalt, Buchbinderei, Buch- und Bürobedarf-Handlung Carl Titgemeyer, die 1902 in Enger an der Burgstraße von dem gebürtigen Herforder Buchdruckersohn gegründet worden war. Der Name Vactew ist gebildet aus "Verlags Anstalt Carl Titgemeyer Enger Westfalen". Stadtarchivar Christoph Laue verwahrt eine Festschrift zum 50-jährigen Bestehen des Unternehmens, aus der im Folgenden zitiert wird. Neuordnung des Pressewesens war ein schwerer Schlag Nach dem Ersten Weltkrieg zog es Titgemeyer in seine Heimatstadt zurück. Am 22. September 1921 eröffnete er an der Hämelinger Straße 7 eine nur 20 Quadratmeter große Druckerei mit Schreibwarenhandlung. Das Unternehmen wuchs - auch mit Zeitschriften und einer Tageszeitung. Titgemeyer kaufte die Immobilie der ersten Herforder Möbelfabrik Gustav Kopka an der Hämelinger Straße 6 und modernisierte sie. Ein schwerer wirtschaftlicher Schlag war die Neuordnung des Pressewesens durch die Nationalsozialisten. Titgemeyers Zeitung musste eingestellt werden. Carl Titgemeyer starb 1943 nach schwerer Erkrankung. Das Gebäude erlitt 1944 schwere Bombenschäden. Ehefrau und Schwiegertochter versuchten den Laden neu einzurichten, doch machte das schwere Hochwasser von 1946 ihre Arbeit zunichte. Sohn Karl Titgemeyer nahm - angeschlagen von zweieinhalbjähriger Kriegsgefangenschaft - mit den Frauen den Wiederaufbau nach dem Krieg in Angriff. Dem Schreibwarengeschäft wurde eine Spielzeug-Abteilung angegliedert. Im Schaufenster brannte, so die Chronik, Herfords erste aus dem Gleichstromnetz gespeiste Leuchtstoff-Röhren-Beleuchtung. "Bei der Firma Vactew haben wir Hochzeitskarten drucken lassen" Reinhard Taßis schreibt: "Auf dem Foto ist die Hämelinger Straße in Richtung Berliner Straße zu sehen. Links im Bild ist die Firma Vactew zu sehen, bei der wir seinerzeit Hochzeitskarten drucken ließen. Die Hämelinger Straße führte damals noch um die Johanniskirche herum zur Petersilienstraße." Heike Fürhoff hat erkannt: "Links im Bild ist deutlich der Schriftzug VACTEW zu erkennen. Die ehemalige Druckerei gibt es heute nicht mehr. Auf der anderen Straßenseite befand sich in den 80er Jahren das bei Schülern und Studenten beliebte Café Cream. Dort habe ich oft mein Alster getrunken." Rainer Decius: Das ist die Hämelinger Straße dort war in den 60er Jahren die Fa. Ritterbusch Tabakwaren Großhandel und eine Gaststätte mit einer der ersten Kegelbahnen in Herford. Burkhard Weier: Auf dem Foto ist die Hämelinger Straße zu sehen. Links am Bildrand ist das Haus Hämelinger Straße 6, wo früher die Verlagsanstalt Carl Titgemeyer Enger Westfalen (Vactew) ansässig war. Dort konnte man Bilder Rahmen lassen, Schulhefte, Künstler- und Bastelbedarf kaufen Heike Erdmann: Die Hämelinger Straße in Blickrichtung Berliner Straße Auf der linken Bildseite ist das Geschäft Vactev zu sehen. Inhaber war die Familie Stellbrink, nachher Titgemeyer. Hier konnte man seine Bilder rahmen lassen und Künstlerbedarf, Bastelbedarf und Schulhefte kaufen. Horst Bohm weiß: Das ist die Hämelinger Straße, gesehen vom Neuen Markt aus, in Richtung der heutigen Berliner Straße. Vactew war ein Geschäft, in dem man fast alles kaufen konnte, von Schreibwaren über Spielsachen bis hin zu Bastelsachen. Rechts, nicht im Bild zu sehen, steht die Neustädter Kirche. Schön sind auch die damaligen Autos, vom Lloyd, Mercedes 180 Ponton bi zu den Käfern, schon ohne Brezelfenster. In der Hämelinger Straße waren damals viele Geschäfte und Fabriken beheimatet, wie die Firma Rühl oder Zumbansen. Jochen Hartig: Die heutige Lösung des Rätsels lautet: "Hämelinger Straße". Der Schriftzug der Druckerei "Vactew" ist heute noch im Hintergrund der am Laden liegenden Einfahrt zu sehen. Als Kinder haben wir immer in dieser "Passage" die Spielsachen angesehen, die in der seitlichen Auslage zu sehen waren. Das war für uns Kurze immer das Interessanteste an dieser Straße. Im Gegensatz dazu war der heute noch vorhandene Fußgängerdurchgang zur Rückseite des ehemaligen Wittekind-Kinos ein wenig unheimlich, der ein Haus links vor dem Vactew-Haus mündet. Friedrich Windeck: Das ist ein Blick in die Hämelinger Straße vom Neuen Markt aus gesehen. Links sieht man das Ladenlokal der "Buchdruckerei und Verlagsanstalt Vactew", in dem Papier und Büroartikel verkauft worden sind. Später wurden auch ausgewählte Spielsachen dort angeboten. Wie oft haben wir als Kinder so manches Wiking-Modellauto wochenlang "besucht" und bestaunt, um es dann, wenn das Taschengeld endlich ausreichte, zu erwerben. Heutzutage endet hier die (Auto-)Straße in einem Wendehammer. Das Foto vermittelt typisches Flair der Nachkriegsjahre Gerhard Heitholt: Natürlich ist das die Hämelinger Straße mit Blickrichtung zur heutigen Berliner Straße. Der vordere Bildteil befindet sich nach rechts gegenüber noch fast in Höhe der Neustädter Johanniskirche. Das Foto vermittelt typisches Flair der 50er Nachkriegsjahre: Die Wirtschaftswunderzeit war angelaufen, Käfer, soweit das Auge reicht, alle noch mit ovaler Heckscheibe und Mann und Frau trugen zur Winterzeit Hut und Mantel. Die ganzen abgebildeten Häuser auf der linken Seite sind bis heute noch quasi so erhalten. Obwohl vorne das Geschäft "Vactew" schon lange nicht mehr existiert, sind die sechs Buchstaben der Leuchtreklame immer noch wie abgebildet montiert, allerdings ohne zu leuchten. Damals war es unter dem Namen "Vactew-Titgemeyer" eines der größten Schreib- und Spielwarengeschäfte Herfords. Die vielen Leute, alles Männer, vor dem Schaufenster bestaunen bestimmt die Modelleisenbahnen der Firmen Fleischmann und Trix, die es dort zu kaufen gab, dazu Zubehör in großer Auswahl für Landschaftsbau und zur Ausgestaltung einer Modellbahnanlage. Schon lange jedoch sind Modelleisenbahnen nicht mehr das Spielzeug im früheren Sinne für Kinder, sondern ein Hobby für relativ wenige Erwachsene geworden. Ein weiteres Standbein der Firma Titgemeyer war damals eine Druckerei, betrieben in den Hintergebäuden. Alles längst Geschichte, heute sind die Geschäftsräume fremdvermietet. Im nächsten zu sehenden Häuserblock war damals lange Zeit das Modehaus Klemme beheimatet. Längst sind mittlerweile alles andere Geschäfte als damals in der Hämelinger Straße angesiedelt. Hinten auf der rechten Straßenseite gab es allerdings lange das Radio-und Fernsehgeschäft Esch. "Mein erstes Fernseh-Erlebnis hatte ich durch das Gerät, das im Schaufenster lief" Dort hatte ich im Jahre 1953 bewusst mein erstes Fernseherlebnis überhaupt: Im Schaufenster stand ein Fernsehgerät und übertrug live, ich weiß noch, mit einigem Schnee im Bild, die Krönungszeremonie aus England von Elizabeth II.! Das wohl Interessanteste aber auf dem Foto für Herfords Vergangenheit: Links in der Bildmitte erkennt man durch die Girlanden hindurch die Leuchtbuchstaben "Rühl". Das war eine große Herforder Firma für Klima-und Lüftungstechnik hier in der Hämelinger Straße. Die Firmengebäude, hinter diesem Häuserblock gelegen, erreichten die Leute durch eine Durchfahrt (da wo keine Schaufensterbeleuchtung ist). Als eines der bekanntesten Neubauten in der Stadt in der Nachkriegszeit wurde das Filmstudio an der Brüderstraße mit Lüftungstechnik der Firma Rühl ausgestattet. Die Firma expandierte und so wurde gegen Ende der 1950-er Jahre an der unteren Bünder Straße gegenüber der Firma Sulo neu gebaut. An der Hämelinger Straße ist auf dem alten Firmengelände eine moderne Wohnanlage entstanden. Doch die Firma ging schon lange vor der Jahrtausendwende pleite, hat aber der Stadt im wahrsten Wortsinn ein bleibendes Denkmal hinterlassen: Das Verwaltungsgebäude mit einem architektonisch interessanten Treppenhaus ist erhalten geblieben und steht schon länger, wie auch das Filmstudio, unter Denkmalschutz. »Vater, lass uns zu Tittimeyer gehen!« Es wird genutzt als großer "Eventschuppen" vorzugsweise für junge Leute und heißt einfach X, in der Langform auch X-Herford. Den Plakaten nach zu urteilen ist vor und an Weihnachten dort richtig was los. So nehme ich ausnahmsweise ein Unwort und wünsche "Frohe X-Mas!" Isolde Schure: "Vater, lass uns zu Tittimeyer gehen", bat Isolde als Kind. Dort, bei dem Verlag und Druckerei Titgemeyer, gab es in der Weihnachtszeit etwas Besonderes. Vorne im Geschäft wurden Spielwaren verkauft und in der Passage zur Druckerei, hinter dem linken letzten Fenster, stand sie: Eine liebevoll aufgebaute elektrische Eisenbahn mit Landschaft, Größe HO, keine Märklin, denn die kannte ich von meinem Bruder. Das Tollste: Wenn man auf den Klingelknopf drückte, fuhr sie für eine gewisse Zeit. Jedes der anwesenden Kinder wollte gerne mal drücken. Mein Vater nutzte diese Zeit immer, um an der Hämelinger Straße weiter unten die aktuelle Neue Westfälische vom Wochenende zu lesen. Im Schaukasten und -fenster der Geschäftsstelle, war diese mit Heftzwecken angebracht.

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