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Scherfede

Waschbären machen Maisernte zunichte

Landwirte beklagen immer häufiger Schäden und verzeichnen erhebliche Ernteeinbußen

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Sie sehen possierlich aus, richten aber oft große Schäden an: Waschbären sind einst vom amerikanischen Kontinent nach Europa eingeschleust worden. Sie leben gern in waldreichen Gebieten, bevorzugt in der Nähe von Gewässern. | © Madita Schellenberg

Sie sehen possierlich aus, richten aber oft große Schäden an: Waschbären sind einst vom amerikanischen Kontinent nach Europa eingeschleust worden. Sie leben gern in waldreichen Gebieten, bevorzugt in der Nähe von Gewässern. | © Madita Schellenberg

02.09.2015 | 02.09.2015, 11:30

Scherfede. Die Waschbären kommen immer nachts. Sie laufen in die Maisfelder, klettern auf die Pflanzenstängel und hangeln sich wie die Affen daran hoch, bis sie an den süßen Kolben angelangt sind: Waschbären sind erfinderisch, wenn es darum geht, an Nahrung zu gelangen. Doch richten sie dabei oft verheerende Schäden an.

Wie jetzt auf einem Feld an der Walme ganz in der Nähe des Hammerhofes: Dort vernichteten sie mehrere Tausend Quadratmeter Maisfeld. "Bei den Kletterversuchen der Tiere knicken die Maisstängel einfach um und sind so nicht mehr erntefähig", erklärt der offizielle Wildschadenschätzer der Stadt, Hans Gregor Paal, am "gerupften" Feld an der Walme. 2.000 Quadratmeter auf einem zweieinhalb Hektar großen Areal machten die Tiere in wenigen Nächten zunichte.

Er kennt die Waschbärspuren: Hans Gregor Paal ist Wildschadenschätzer der Stadt Warburg. - © Katharina Engelhardt
Er kennt die Waschbärspuren: Hans Gregor Paal ist Wildschadenschätzer der Stadt Warburg. | © Katharina Engelhardt

"Wenn so viele Pflanzen bereits am Boden sind, muss der Landwirt das gesamte Feld frühzeitig abernten, um so weitere Verluste in Grenzen zu halten", sagt Paal. Denn anders als bei Schäden, die durch Wildschweine entstehen, müsse bei Waschbärschäden nicht der Jagdpächter finanziell einspringen. Also entscheiden sich die Bauern oft für das kleinere Übel und ernten den oft noch zu jungen Mais, der anschließend nur noch für die Biogasanlage gut genug ist.

Wenn der Stadt die entstandenen Schäden bekannt sind, wird Hans Gregor Paal als Wildschadenschätzer eingeschaltet. Ihm obliegt es dann herauszufinden, welcher Schäd-ling sich an den Pflanzen zu schaffen gemacht hat. Und Paal kennt die Waschbärspuren inzwischen sehr genau, denn die Landwirte melden solche Verwüstungen immer häufiger. "Der Kleinbär hat bei uns keine natürlichen Feinde, er kann sich in aller Ruhe tagsüber ein schattiges Plätzchen suchen, um dann nachts auf Beutezug zu gehen", erklärt Paal. Der Waschbär hält sich gern dort auf, wo viel Wald ist, er schläft gern in dichten Hecken oder in den Baumhöhlen alter Eichen.

An anderes Getreide geht das Raubtier nicht, lieber mag es Obst wie Kirschen oder Pflaumen. Und natürlich sind keine Mülltonne und kein Abfallsack vor ihm sicher: "In Städten ist das ein großes Problem."

Aber auch für die heimische Wildtierwelt stellt laut Hegering der Waschbär eine Bedrohung dar. Denn der macht sich nicht nur an Gelegen von Fasan, Rebhuhn oder Hase zu schaffen. Auch die Nester von Singvögeln sind vor dem geschickten Kletterer nicht sicher. "Wo sich der Waschbär ungestört vermehren kann, bedroht er unsere heimische Wildtierarten", sagt Hubert Assauer, stellvertretender Vorsitzender des Warburger Hegerings.

Aber was kann dem Waschbär Einhalt gebieten? "Eine konsequente Bejagung", sagt Wildschadenschätzer und Landwirtschaftsmeister Hans Gregor Paal. Die war bis zur reformierten Jagdverordnung auch kein Problem. Doch die neue Verordnung gewährt dem Waschbär Schonzeiten - vom 1. April bis 15. Juli darf der Kleinbär nicht gejagt werden. Und die Möglichkeit, das Tier mit der Falle einzufangen und anderswo wieder auszusetzen, gibt es auch nicht mehr ohne Weiteres.

"Dazu ist jetzt eine spezielle Ausbildung nötig, das schreibt die Jagdverordnung so vor. Die haben aber nur wenige", sagt Hubert Assauer. Beim Hegering haben sich vier Jäger zertifizieren lassen. Sie dürfen Fallen aufstellen. Das tun sie aber nur noch dann, wenn Landwirte oder Anwohner ausdrücklich um Hilfe bitten. "Natürlich kommen wir, wenn jemand seine Not mit den Tieren hat, weil sie vielleicht die Mülltonnen hinterm Haus ausräumen", sagt Assauer.

Nur präventiv auf Feld und Flur werden die Jäger des Hegerings nicht mehr aktiv. Zu tief sitzt der Groll über die Auflagen und Änderungen, die die neue Jagdverordnung mit sich brachten. Nötig wäre es allerdings, zur Biotoppflege, wie Hubert Assauer sagt. Denn vor natürlichen Feinden brauchen die Waschbären sich nicht zu fürchten - in der Region gibt es nämlich keine.

Fakten zum Kleinbären

Ursprünglich stammt der Waschbär aus den USA und Kanada und wurde vermutlich in den 1930er-Jahren erstmals in Deutschland ausgesetzt.

Der Waschbär kann bis zu 16 Jahre alt werden.

Die Tiere sind Allesfresser.

Mit dem Tastsinn seiner Pfoten erkundet der Bär Nahrungsmittel und unbekannte Gegenstände.

Waschbären nutzen auch Dachböden als Schlafplatz. Die Schäden, die sie dabei verursachen, können in die Tausende gehen.


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