Paderborn. Erst fegte der deutsche Nationalsturm die Argentinier aus dem Stadion, anschließend wurden die Paderborner Fans am Westerntor vom Winde verweht. Zuvor kannte der Jubel über den triumphalen 4:0-Sieg der deutschen Elf über Argentinien keine Grenzen. Und das, obwohl wegen der starken Hitze viel weniger Fans zum Public Viewing gekommen waren.
Christoph Kleist ist einer der Ersten. Gemeinsam mit seinen vier Freunden ist der 19-Jährige schon um 12 Uhr zum Franz-Stock-Platz gekommen. "Wir wollen gute Plätze", so die Begründung. Doch das Public-Viewing-Phänomen der vergangenen Spiele in Paderborn bleibt diesmal aus: Wurde sonst meist schon zwei, drei Stunden vor Abpfiff wegen Überfüllung geschlossen, bleiben die Tore für die Fans diesmal offen: Aufgrund der hohen Temperaturen kommen am Nachmittag nur 2.000 Zuschauer, um die deutsche Mannschaft anzufeuern.
Unter ihnen sind auch Eva Sievers und Claudia Godt. "Die Stimmung ist hier einfach besser, das ist fast wie im Stadion", sagen die beiden Freundinnen. Und eins ist sowieso völlig klar: "Wir gewinnen!" Um dem Spiel aber auch bis zum Ende folgen zu können, trinken die beiden statt Bier nur Wasser. So wie die meisten Fans, die in der prallen Sonne stehen müssen.
Veranstalter Heinrich Heitmann hat extra vorgesorgt und eine Palette Wasser zusätzlich bestellt, außerdem gibt er Leitungswasser gratis aus. Bier geht heut nicht so gut. "Ich hab genug von den Nachmittagsspielen", stöhnt Heitmann deshalb. Und darf sich auf zwei weitere Spiele der Deutschen am Abend freuen. Gemeinsam mit 2.000 Fans sieht er einen großartigen Sieg gegen die Argentinier.
Auch ein paar Fans in blau und weiß sind zur 16 Quadratmeter großen LED-Wand gepilgert. Unter ihnen ist auch Student Lio Shadi. "Die bessere Mannschaft soll gewinnen", zeigt er sich vor dem Spiel recht vorsichtig. Und fügt noch hinzu: "Ich mag Deutschland auch." Das ist nicht verkehrt, denn die sind das weitaus bessere Termin und lassen Lio Shadis "Seleccion" keine Chance.
Für die deutschen Fans in OWLs größter Public-Viewing-Arena sind die 90 Minuten hingegen ein Hochgenuss: Schon das erste Tor durch Thomas Müller wird laut bejubelt, der grimmig dreinblickende Diego Maradonna ausgelacht. Spätestens beim dritten Tor schreien die Fans so laut, als wären doch 3.500 von ihnen auf dem Platz: "Oh, wie ist das schön..."
Natürlich ruft nach dem Halbfinaleinzug wieder Paderborns Hauptkreuzung Westerntor. Knapp 6.000 Fans stürmen die Straße, ein paar Hundert ziehen zwischenzeitlich zum Hauptbahnhof. Für Abkühlung sorgt bei vielen ein Sprung in den Westerntor-Brunnen. Dann jedoch kommt zuviel des Wassers: Gegen 19 Uhr erreicht das Gewitter die Innenstadt und spült die Fans regelrecht von den Straßen.