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Abstimmungsverfahren drängt Gesang bei "Unser Star für Baku" in den Hintergrund

Der Star ist die Tabelle

Die Juroren: Thomas D. (v. l.), Alina Süggeler und Stefan Raab. | © FOTO: PRO SIEBEN

Die Juroren: Thomas D. (v. l.), Alina Süggeler und Stefan Raab. | © FOTO: PRO SIEBEN

14.01.2012 | 14.01.2012, 00:00

Bielefeld. Die Kandidaten hatten keine Atempause. Vor, während und nach ihren Auftritten waren sie bei der ersten Sendung von "Unser Star für Baku" getrieben von der Live-Abstimmung. Und auch die Aufmerksamkeit der Zuschauer richtete sich häufiger auf die Blitztabelle, als auf gesangliche Qualität.

An Spannung mangelte es der Premiere von "Unser Star für Baku" auf Pro 7 nicht. Ständig verdrängten sich die Kandidaten gegenseitig von den vorderen fünf Rängen, die die Qualifikation für die nächste Runde bedeuten. Der neuen Castingshow ist es gelungen, sich von der Konkurrenz abzuheben.

Doch das Alleinstellungsmerkmal brachte Probleme mit sich: Die Zuschauer im Studio und vor dem Fernseher (die Tabelle nahm etwa ein Viertel des Bildschirms ein) wurden von den Blitz-Einblendungen abgelenkt, konnten kaum darauf achten, ob der Kandidat die Töne traf. Jubel brandete mitten in Songs auf, wenn sich ein Teilnehmer von hinten nach vorne schob. Die Kandidaten selbst belastete das: "Wenn ich dürfte, würde ich mir die Tabelle wegwünschen", sagte Sängerin Yasmin Gueroui im Ruheraum nach ihrem Auftritt – sie schied am Ende aus.

Information
Quoten-Zweiter

  • In "Unser Star für Baku" sucht Jurypräsident Thomas D. den deutschen Teilnehmer für den Eurovision Song Contest im Mai in Aserbaidschan.
  • Die nächsten zehn Kandidaten treten am kommenden Donnerstag an. Das Finale von "Unser Star für Baku" ist am 16. Februar in der ARD zu sehen. 
  • Bei den Einschaltquoten um 20.15 Uhr unterlag "Unser Star für Baku" mit 2,44 Mio. Zuschauern der RTL-Sendung "Die Draufgänger" (4 Mio. Zuschauer).

Juroren ließen sich zu Beeinflussungen verleiten

Sogar die Jury, bestehend aus Rapper Thomas D., Frida-Gold-Frontfrau Alina Süggeler und Stefan Raab, ließ sich zu Jubel hinreißen, wenn sich die Blitztabelle änderte. Die Juroren waren sich auch nicht zu schade, die Zuschauer kurz vor Schluss, als Platz eins und sechs nur einen Prozentpunkt auseinander lagen, zu beeinflussen. "Vergesst mir die Shelly nicht", rief Stefan Raab. Shelly Phillips rückte dann auf Platz eins. Ähnlich lief es mit Leonie Burgmer. Das Nachsehen hatte Kai Nötting, der mit seiner Version von Ushers "More" kurz vor Ende der Abstimmung auf dem undankbaren sechsten Platz landete.

Gesanglich zeigte sich die Live-Show weniger spektakulär. Obwohl die Vorauswahl bereits getroffen war, leisteten sich Salih Özcan mit dem Justin-Timberlake-Song "Señorita" und Jan Verweij mit seiner Version von "Closer to the edge" so eklatante Schnitzer, dass auch die ansonsten betont wohlwollende Jury kaum gute Wort fand. "Du lässt dich von der Band gar nicht stören, Gott sei Dank die Band von dir auch nicht", sagte Raab zu Salih. Thomas D. fasste sich bei Jan kurz: "Das war nicht dein Song."

Von Beleidigungen eines Dieter Bohlen waren die Juroren von "Unser Star für Baku" aber weit entfernt. Im Gegenteil, sie geizten auch nach durchschnittlichen Auftritten nicht mit Lob. Am gelungensten zeigten sich Shelly Phillips und Roland Lob, die die Plätze eins und zwei belegten. "Ein Star ist geboren", jubelte Thomas D. Shelly zu. Sie präsentierte den Song "Valerie" der Band "The Zutons", der auch von Amy Winehouse gecovert wurde.

"Ich fange gleich an zu heulen, du machst mich zum weißen Bruce Darnell."

Ähnlich begeistert war der Jury-Präsident von Roman Lob, der "After Tonight" von Justin Nozuka gewählt hätte. "Ich fange gleich an zu heulen, du machst mich zum weißen Bruce Darnell." Mit der Ähnlichkeit zu Lena Meyer-Landrut machten gleich zwei Kandidaten auf sich aufmerksam: Während Leonie Burgmers Stimme der Song-Contest-Siegerin von 2010 glich, erinnerte Céline Huber im Kleinen Schwarzen optisch an "Lovely Lena".

Für Erheiterung sorgte eine Panne am Showende: Statt des echten Gewinners eines Autos wurde ein Platzhalter aus den Proben eingeblendet, wie Stefan Raab danach erklärte. Der echte Gewinner wurde später bekanntgegeben. Bei der Show gezeigt wurde "Fritz Blitz aus Schmitzenhausen" – die letzte Blitz-Einblendung des Abends.