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Max Ernsts grafisches Spätwerk

Ausstellung in der Städtischen Galerie Schwalenberg

10.08.2012 | 10.08.2012, 00:00
Das grafische Spätwerk von Max Ernst - © KULTUR
Das grafische Spätwerk von Max Ernst | © KULTUR

Schieder-Schwalenberg. Eine wilde Erdbeere, so schrieb einst Max Ernst, sei ihm lieber als alle Lorbeeren der Welt. Unter dem Titel "Lorbeeren und Erdbeeren" zeigt der Landesverband Lippe nun das grafische Spätwerk des Künstlers.

Die Arbeiten der Ausstellung stammen aus dem Sprengel Museum Hannover, wo sie bereits in einer gleichnamigen Ausstellung zu sehen gewesen sind. Für die Städtische Galerie in Schwalenberg hat Mayarí Granados, Kunstreferentin des Landesverbandes, 46 Arbeiten aus den Jahren 1949 bis 1975 ausgewählt, die sich zu einer Schau fügen, welche das Nachkriegswerk von Max Ernst sowohl umfassend abbildet als auch nuancenreich akzentuiert.

Mayarí Granados hat die 46 Werke für die Ausstellung ausgewählt. - © FOTO: BERNHARD PREUSS
Mayarí Granados hat die 46 Werke für die Ausstellung ausgewählt. | © FOTO: BERNHARD PREUSS

Vor dem Zweiten Weltkrieg war der Künstler führendes Mitglied der Kölner Dada-Gruppe und gehörte ab 1924 zu den vielseitigsten Vertretern des Surrealismus. 1953 kehrte Max Ernst aus den USA, wohin er zwölf Jahre zuvor emigriert war, nach Frankreich zurück.

"Anstieg seiner grafischen Produktion"

Diese Rückkehr sei mehr als eine bloße Zäsur in seinem Lebensweg, erläutert Mayarí Granados – "sie markiert zugleich den bemerkenswerten Anstieg seiner grafischen Produktion". Seiner Rückkehr in die "Alte Welt" widmete der Künstler die poetische Radierungsfolge "Das Schnabelpaar", die in der Malerstadt zu sehen ist. Figuren und Vogelwesen, mit geschwungenen Linien konturiert: Hier wird Max Ernsts große Kunst offenbar, in seine wenigen, äußerst sparsam gesetzten Linien ein Höchstmaß an Ausdruckskraft zu legen.

"Dabei arbeitet er auch immer wieder mit Überschneidungen und Überlagerungen, die sich zu neuen Motiven umdeuten lassen", sagt Mayarí Granados. Nur ein Moment, das die Kunst von Max Ernst so reich an Entdeckungen macht. Ein anderes: die Titelfindung, in der sich oft surrealistische und dadaistische Ideen spiegeln. "Die Titel bieten eine Vielzahl von Assoziationsmöglichkeiten und setzen so viel in Gang", sagt die Kunsthistorikerin.

Entgegen ihren sonstigen Gewohnheiten hat sie die Ausstellung streng chronologisch angelegt: Illustrationen aus den 1960er Jahren leiten über zu Plakaten aus den 1970ern. Ausschnitte aus Ernsts Collagenroman "Lieux communs: Onze Poèmes et douze collages" (1971) sind hier als Siebdrucke präsent, kommen weniger filigran, sondern vielmehr flächig daher und bezaubern mit viel Poesie und einem Hauch Exotik. Und da ist die asiatisch anmutende Lithographie "Gran Palais", die – 1975, im Jahr vor dem Tod des Künstlers, entstanden – den farbigen Schlusspunkt der Schau setzt.

Große Lust am Experimentieren

Es lässt sich aber nicht nur der künstlerische Schaffensweg Max Ernsts nachvollziehen, noch eines wird ganz deutlich: Der Künstler wurde zeitlebens angetrieben von einer großen Lust am Experimentieren.

Radierung und Frottagetechnik, unterschiedliche Untergründe von Bütten bis zu kariertem Papier: "Das Werk von Max Ernst zeichnet sich durch die unterschiedlichsten grafischen Techniken und eine unermüdliche Erneuerung der Darstellungsweisen aus. Das hat eine enorme visuelle Vielfalt zur Folge", so formuliert es Mayarí Granados.

Dazu trägt auch die faszinierende Vielfalt seiner Formensprache bei, die sich ebenfalls eindrucksvoll in der Schwalenberger Schau spiegelt.

Information


Die Ausstellung

  • Die Ausstellung wird am Sonntag, 12. August, um 16 Uhr in der Städtischen Galerie Schwalenberg, Marktstraße 5 eröffnet. Zur Eröffnung spricht Ulrich Krempel, Direktor des Sprengel Museums Hannover.
  • Sonntag, 16. September, 15 Uhr, Werkgespräch zu Max Ernst mit Karin Orchard.
  • Zu sehen ist die Schau bis zum 21. Oktober, dienstags bis sonntags von 14-17.30 Uhr, sonntags zusätzlich von 10 bis 12 Uhr.