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Umfrage

Heutige Elterngeneration glaubt nicht an besseres Leben für ihre Kinder

69 Prozent der zwischen 1972 und 1996 Geborenen hat schon heute das Gefühl: “Die fetten Jahre sind vorbei".

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 Mehr als drei Viertel der Elterngeneration im Alter von 25 bis 49 Jahren machen sich Sorgen. | © Pixabay/Symbolfoto

Mehr als drei Viertel der Elterngeneration im Alter von 25 bis 49 Jahren machen sich Sorgen. | © Pixabay/Symbolfoto

13.10.2021 | 13.10.2021, 08:27

Viele Eltern in Deutschland glauben angesichts Umwelt-, Wirtschafts- und Gesellschaftskrisen nicht daran, dass es ihren Kindern einmal besser gehen wird als ihnen.

Das geht aus einer Repräsentativumfrage des Opaschowski Instituts für Zukunftsfragen (OIZ) hervor, in der 1.000 Personen ab 14 Jahren in Deutschland nach ihrer Wohlstandssituation befragt wurden. Die Ergebnisse liegen der Redaktion vor.

Danach machen sich mehr als drei Viertel (78 Prozent) der Elterngeneration im Alter von 25 bis 49 Jahren Sorgen mit der Begründung: "Für die junge Generation wird es in Zukunft schwieriger, ebenso abgesichert und im Wohlstand zu leben wie die Elterngeneration." Pessimistischer sind die über 50-Jährigen, die dieser Aussage zu 84 Prozent zustimmen.

Mehr Pessimismus auf dem Land

Auffällig ist der Unterschied zwischen Befragten, die in der Stadt und auf dem Land wohnen. Bei den Städtern glauben 80 Prozent nicht, dass heutige Kinder später mindestens den Wohlstand erleben wie sie selbst. Bei Menschen, die auf dem Land leben, sind es sogar 91 Prozent.

Die in den 1970er bis 1990er Jahre aufgewachsene Elterngeneration erwartet nun sogar eine Wohlstandsentwicklung zu Lasten der nächsten Generation. In diesen "unsicheren Zeiten" haben mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der zwischen 1972 und 1996 Geborenen das Gefühl: "Die fetten Jahre sind vorbei". Auch hier sind die über 50-Jährigen mit 79 Prozent noch pessimistischer beim Blick auf die Enkel-Generation.

Bei dieser Aussage sind die auf dem Lande Lebenden mit mit einem Anteil von 72 Prozent offenbar etwas optimistischer als Großstädter (76 Prozent).

Zukunftsforscher Horst Opaschowski, Leiter des OIZ warnt: "Nach dem Generationswechsel droht eine Wohlstandswende. Städte und Kommunen werden nicht länger die Sozialstandards einhalten können, die sie heute den Eltern- und Großelterngenerationen gewähren. Die Folge: Die Erwachsenengeneration lebt auf Kosten der jungen Generation und erhält dabei heute Sozialleistungen, die morgen zu Dauerlasten für kommende Generationen werden."

"Kann zu Unruhe führen"

Opaschowski, der früher unter anderem als Berater für Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) arbeitete, sieht die Generationengerechtigkeit infrage gestellt. "Dieses soziale Ungleichgewicht wird nicht konfliktfrei verlaufen und kann zu wachsender Unzufriedenheit und Unruhe führen."

Er fordert, die soziale Fortschrittsfrage müsse in Deutschland neu gestellt werden. "Die Wohlstandsausgaben für heutige Generationen finden dort ihre Grenzen, wo sie die Freiheitsrechte künftiger Generationen beschneiden. Die junge Generation hat ein Recht auf eine lebenswerte Zukunft."

Der Wisssenschaftler verweist auf den Klimabeschluss des Bundesverfassungsgerichts vom März 2021, der den Lebenschancen künftiger Generationen eine besondere politische Priorität einräumt. "Vielleicht wird die neue Regierung schon bald ein Zukunftssicherungsgesetz schaffen, Vorsorge als Staatspflicht begreifen und entsprechend handeln müssen. Andernfalls drohen Spannungen und soziale Spaltungen", so Horst Opaschowski.

Information


Die Repräsentativumfrage von 1.000 Personen ab 14 Jahren in Deutschland wurde in der Zeit vom 24. Mai bis 6. Juni 2021 durchgeführt. Es wurde anhand folgender Statements befragt: "Wir leben in schwierigen Zeiten. Umwelt-, Wirtschafts- und Gesellschaftskrisen hinterlassen ihre Spuren auf dem Weg in die Zukunft. Stimmen Sie persönlich der folgenden Aussage zu oder nicht zu? 1. Für die junge Generation wird es in Zukunft schwieriger, ebenso abgesichert und im Wohlstand zu leben wie die Elterngeneration heute. 2. In diesen unsicheren Zeiten habe ich öfter das Gefühl: Die fetten Jahre sind vorbei."