Varel/Friesland - Vor rund 30 Jahren wurde im Landkreis Friesland, aber auch in vielen anderen Teilen Deutschlands damit begonnen, Sirenen, die die Einwohner vor Gefahren warnen sollen, abzubauen. Doch seit 2021 heißt es bei dem Thema Rolle rückwärts: Landesweit wird wieder am Aufbau eines flächendeckenden Alarmierungsnetzes gearbeitet. Denn nicht zuletzt die Katastrophe im Ahrtal führte den Menschen vor Augen, dass im Ernstfall ein durchdringender Heulton wirklich jeden erreicht, ganz unabhängig davon, welche Katastrophe zu welcher Tages- oder Nachtzeit geschieht. Und so entschied sich auch der Landkreis Friesland dafür, das Sirenen-Netz wieder auszubauen. Erst war die Rede von 170 bis 200 Sirenen, später dann von 66, um möglichst alle Einwohner mit dem Warnton auch erreichen zu können.
Anlagen-Bau im Blick
So weit, so gut, doch wie läuft das Vorhaben? Hier konnte die Pressestelle des Kreises einen Überblick geben. „Die geplanten Sirenen-Standorte wurden mittlerweile alle durch das Planungsbüro und Vertreterinnen und Vertreter der Städte und Gemeinden begangen. Auf Grundlage dieser Begehung erstellt das Planungsbüro das Leistungsverzeichnis für die Ausschreibung der Bauleistung“, teilte Tanja Freesemann aus der Pressestelle mit. „Nach dem Vergabeverfahren soll schnellstmöglich mit dem Bau der ersten Sirenen begonnen werden, sodass nach aktuellem Planungsstand bis Mitte 2025 alle 66 Sirenen-Anlagen installiert sein werden.“
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Die Standorte werden über den gesamten Landkreis verteilt. Ziel ist es, dass die schrillen Töne im Ernstfall von möglichst allen Menschen gehört werden –auch dann, wenn beispielsweise Handys, Radio und Fernseher auf lautlos gestellt oder ganz ausgeschaltet sind.
Warnen und koordinieren
Sollte in Friesland ein entsprechender Fall eintreten, also ein Szenario, bei dem das Leben, die Gesundheit oder die lebenswichtige Versorgung der Bevölkerung, die Umwelt oder erhebliche Sachwerte in hohem Maße gefährdet oder beeinträchtigt sind, wird der Katastrophenschutz sofort aktiv. Es gilt dabei nicht nur, die Bevölkerung zu warnen, sondern auch eine Vielzahl unterschiedlicher Einsatzkräfte koordiniert zu führen sowie Behörden und Einrichtungen miteinander zu vernetzen. Beispiele für so einen Ernstfall wäre ein flächendeckender Stromausfall, Waldbrände bei extremer Hitze oder auch Sturmfluten samt Deichbrüchen.
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Gefahren abwehren
Doch es gibt weitere Szenarien, auf die sich der Kreis gemeinsam mit Rettungseinrichtungen wie THW oder DRK mit jährlichen Trainings vorbereitet. Darüber hinaus sind auch die Kommunen selbst Gefahrenabwehrbehörden. Sprich: Ereignen sich Notfälle, die die Kommunen selbst bewältigen können, bleibt die Situation in ihrer Zuständigkeit. In solchen Fällen sollen dann ausgearbeitete Notfallpläne greifen, an denen beispielsweise die Gemeinde Zetel intensiv arbeitet, um gerüstet zu sein. In Varel tritt im Fall der Fälle ein Krisenstab zusammen, um alles Weitere zu koordinieren.
Vorsorge treffen
Unabhängig davon rät der Bund jedem Deutschen, Vorsorge zu treffen. Dazu gehört ein Zehn-Tage-Vorrat an Getränken und Lebensmitteln, eine gute Hausapotheke oder auch eine stromunabhängige Beleuchtung, Heiz- und Kochmöglichkeit sowie ein batteriebetriebenes Radio. Eine entsprechende Liste hält das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe bereit.
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Der Städte- und Gemeindebund ging vor einigen Tagen übrigens in seinen Forderungen an den Zivilschutz noch einen Schritt weiter. Er forderte vom Bund bessere Vorkehrungen zum Schutz der Bevölkerung im Fall eines militärischen Konflikts, darunter mehr Bunker.
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