Huntlosen/Harpstedt - Ihr Garten ist voller Leben: Bei Eva Brunken und Jens Timm in Huntlosen haben unzählige Tiere einen Lebensraum gefunden. Verschiedenste Insekten, Frösche, ein Igel und sogar eine Ringelnatter sowie ein Schwalbenschwanz (Schmetterling) haben ihrem Garten bereits einen Besuch abgestattet. Diesen hat das Paar nach Kriterien der Permakultur angelegt und dafür 2022 den ersten Platz beim Wettbewerb des Landkreises Oldenburg für den klimafreundlichsten Garten belegt.
„Wir versuchen schon seit Jahren, unsere Lebensweise immer nachhaltiger zu gestalten, und das spiegelt sich auch in unserem Garten wider“, sagt Brunken. Sie und ihr Partner, die seit 2011 in ihrem Haus in Huntlosen wohnen, stießen erstmals 2019 auf die Permakultur, nachdem sie schon länger den Wunsch nach Veränderung im Garten gehabt hatten. „Wir hatten sehr viel Rasenfläche und ich fand das ständige Rasenmähen so stumpfsinnig“, erinnert sich Timm.
Das Konzept der Permakultur entwickelten Bill Mollison und David Holmgren in den 70er-Jahren in Australien. Der Begriff setzt sich aus „permanent“ und „agriculture“ (übersetzt „dauerhafte Landwirtschaft“) zusammen.
Aus drei Säulen besteht die Permakultur: 1. „Earth Care“, die Pflege der Natur, des Bodens, der Tiere und Pflanzen, 2. „People Care“, mehr soziales Miteinander und weniger Ausbeutung und 3. „Fair Share“, das faire Teilen von Ressourcen, aber auch von Wissen.
Das Huntloser Paar bietet – ganz im Sinne des „Fair Share“-Gedanken – seit vergangenem Jahr Kurse bei der Ländlichen Erwachsenenbildung Großenkneten an, in denen es sein Wissen zur klimafreundlichen Umgestaltung des Gartens im Sinne der Permakultur weitergibt.
Neues Verständnis
So belegten sie im Frühjahr 2019 ein Wochenendseminar beim permakulturell angelegten Essgarten in der Samtgemeinde Harpstedt. „Dadurch hat sich unser Verständnis von Garten völlig auf den Kopf gestellt“, sagt Brunken. „Wir haben gelernt, dass alles miteinander zusammenhängt und die Natur eigentlich vorgibt, was funktioniert. Wir passen uns also der Natur an und nicht umgekehrt.“
In ihrem Garten haben Brunken und Timm eine große Vielfalt an Pflanzen und Mischkulturen. So gut wie alles, was in ihrem Garten wächst, ist essbar. So auch der Giersch, der für viele ein unbeliebtes Unkraut darstellt. „Das beste Mittel gegen Giersch ist, ihn einfach zu essen“, sagt Timm, der als Fachkraft für Lebensmitteltechnik arbeitet.
Viele verschiedene „Stationen“ sind im Garten des Huntloser Paares zu finden. Im großen Gemüsebeet wächst auf einer Hälfte zurzeit noch Winterroggen, den Timm bald mähen und mit dem Schnittgut den Boden mulchen wird. Auf der anderen Hälfte wachsen zurzeit nur vereinzelt Kräuter. Bald sollen hier aber wieder Jungpflanzen wachsen. „Der humusreiche Boden ist durch das Mulchen voller Leben“, sagt Brunken.
Wasserversorgung
Für die richtige Wasserversorgung haben die Huntloser sich ein besonderes Wasserreservoir gebaut. Auf allen vier Seiten des Hauses haben sie Fallrohre angebracht – unter dreien davon steht jeweils eine Tonne. Unter dem vierten steht ein IBC–Kanister, in dem das Regenwasser aufgefangen wird. Dieser ist mit einem Rohr versehen, durch das das überschüssige Wasser bei Starkregen direkt in eine Senke läuft. „Das ist wie ein kleiner Graben, wo Wildblumen und -kräuter drin wachsen“, erklärt Brunken. „Der Rest des Wassers versickert dann und kann in den Grundwasserspiegel fließen.“ Außerdem hat das Paar eine Vorrichtung zur automatischen Bewässerung gebaut, die ohne Strom, nur durch Schwerkraft funktioniert.
Weitere Zukunftspläne
In ihren verschiedenen Beeten wachsen essbare Stauden, Beerensträucher, Heil- und Wildkräuter. „Hier steckt super viel Biomasse drin“, sagt Timm. Die Wurzelmasse möchte das Paar der Solawi (Solidarische Landwirtschaft) „Wildes Gemüse Beckstedt“ zur Verfügung stellen, in der die beiden Mitglied sind. Ein sogenanntes Hügelbeet, das mit Schafwolle als Mulchdecke bedeckt ist, ist ebenfalls Teil des Gartens. Hier wachsen unter anderem Vogelmiere, eine ausdauernde Kohlpflanze sowie ein Winterpostelein. Insgesamt ist das Paar sehr stolz auf seinen Garten – und hat noch weitere Pläne für die Zukunft. „Man lernt schließlich nie aus.“