Oldenburg - Der Querflöte zugeneigt war Mozart wirklich nicht. Doch man hört es seinen Werken mit diesem Instrument nicht an. Französische Musiker hingegen, speziell in der Romantik, zeigten sich als vollendete Liebhaber. Die französische Holzbläserschule war einfach von der Flöte und ihrer Entwicklung geprägt. Man hört es diesen Kompositionen an – zur Freude des Jugendorchesters Oldenburg (JOO) und seinen vielen Besuchern des Jahreskonzerts im Großen Haus.

Der animierende Dirigent Felix Pätzold hat dazu die Flötistin Selma Campe aus Hatten an seiner Seite. Sie glänzt im Concertino op. 107 von Cécile Chaminade (1857 – 1944) mit Festigkeit im Ton, den sie ausdrucksvoll und brillant wandeln kann. Es blitzt schon viel von der Raffinesse und Virtuosität der Musik dieser Zeit auf. Und die träumerische Atmosphäre in ihrem ausgedehnten Solo im Menuet aus der 2. Arlésienne-Suite von Georges Bizet dringt unter die Oberfläche.

Mitreißend zeigt sich auch der andere Solist, Oskar Böhmer. Das liegt schon in der stark synkopisch geprägten Natur des „Concerts for Drumset and Orchestra“ von Nils Rohwer, uraufgeführt erst im vorigen Jahr. Da schwelgt er zum einen im rhythmisch markanten Zusammenspiel mit dem Orchester, zum anderen genießt er Ruhephasen auf dicken Klangteppichen und elektrisiert obendrein mit einer ausgedehnten Solokadenz im zweiten Satz.

Trotz eingeschränkter Probenphasen beim JOO seit 2020 lebt das Programm von einer fordernden Mischung aus Konzentration und Lockerheit. Pätzold hält die 43 Instrumentalistinnen und Instrumentalisten ermunternd und sicher führend unter Spannung, entwickelt weit reichende Phasen mit Geduld. Grenzen mögen die beiden anderen gespielten Arlésienne-Sätze Ouverture und Carillon zeigen. Sie wirken eher buchstabiert als fließend vorwärts geführt.

Doch dagegen steht die technisch sicher und atmosphärisch dicht umgesetzte Ouvertüre „Nachklänge von Ossian“ des Dänen Niels Gade (1817 – 1890). Blickt diese Musik eher in Felix Mendelssohns Traumwelten? Oder weist sie mit Verarbeitungen von Volksweisen schon poetisch-schwärmerisch in eine „nordisch“ geprägte Gefühlswelt? Was auch immer: Es klingt einfach zauberhaft!