Kann man im Rathaus nicht rechnen? Oder steckt einfach nur Gleichgültigkeit dahinter? Ich frage mich, was schlimmer ist. Dass die Stadt Wuchermieten für Bruchbuden zahlt, in die ein – gemeinnütziger – Verein Ukraine-Flüchtlinge einquartiert hat, ist schlichtweg ein Skandal. Und der muss aufgearbeitet werden.

Die Stadt hat reichlich Personal, das alles Mögliche kontrolliert. Dass man sich mal Unterkünfte anschaut, bevor man dafür Unsummen bezahlt, war aber vermutlich zu viel verlangt. 9000 Euro im Jahr für ein Zimmer in einem heruntergekommenen Haus – da sind in den beteiligten Ämtern bei niemandem die Alarmglocken angegangen. Aber vielleicht war es ja auch bequemer, einfach zu zahlen. „Oldenburg hilft“ hat schließlich die lästige Arbeit der Unterkunftssuche und Unterbringung abgenommen. Und weil dies ja durchaus lukrativ für die Vereinskasse war (und weiter ist), hat man regelmäßig für Nachschub an Flüchtlingen gesorgt. So kam es denn auch, dass Oldenburg in Verhältnis zu anderen Städten sehr viel mehr Ukrainer aufgenommen hat.

Nun geht man – nach der NWZ-Berichterstattung – zu dem Verein auf Distanz. Der soll die Zahl der Mietverhältnisse bis Jahresende deutlich reduzieren. Vermutlich finden sich dann aber schnell einige neue Vermieter, die das Geschäft fortführen. Die Stadt muss deshalb komplett weg von diesem System der völlig überzogenen Mietpauschalen in pseudo-möblierten Wohngemeinschafts-Bruchbuden. Hier sind Oberbürgermeister Jürgen Krogmann und Sozialdezernentin Dagmar Sachse in allererster Linie in der Verantwortung.

Jasper Rittner
Jasper Rittner Chefreporter Oldenburg-Stadt/Ammerland