Krummhörn - Er hat ja schon alles erlebt. So ist es nicht verwunderlich, dass SPD-Ratsherr Theodor „Theo“ Cirksena bei der Skizzierung aktueller Probleme immer wieder kleine, erzählende Schlenker zu Situationen aus der Vergangenheit einbaut. Seit 1996 verhandelt Cirksena in verschiedenen Gremien politische Belange für die Gemeinde Krummhörn. „Für die ganze Gemeinde“, wie der 80-Jährige besonders betont. Während viele seiner Zeitgenossen gegangen sind oder zum November gehen werden, ist Cirksena geblieben. Geblieben sind auch Neugier und die Überzeugung, weiterhin eine Unterstützung für die Gemeinde sein zu können. „Ich will immer noch helfen.“
„Will immer auf dem Laufenden bleiben“
Das haben dem Pewsumer am 12. September 259 Wählerstimmen ermöglicht. Auf der Liste stand er auf dem aussichtslosen Platz 31. Ein Besserer war auch nicht nötig, er gewann sein Gemeinderatsmandat direkt. Für Cirksena ein bisschen Rückenwind. „Es fehlt den Kommunalpolitikern schon an positiven Rückmeldungen“, resümiert er. Gemeckert werde schnell und viel, Lob bliebe auf der Strecke. „Vor allem auf Facebook.“ Auch dort ist der 80-Jährige vertreten und blättert durch seine Neuigkeiten, um auf dem Laufenden zu bleiben. „Auf dem Laufenden bleiben wollte ich immer“, sagt er, „deswegen hat’s mir auch sehr gut gefallen, als wir in der Partei unsere erste Videokonferenz gemacht haben.“ SPD-Gemeindeverbandschef Sascha Ukena hatte die Online-Konferenzen initiiert, um die Krummhörner Sozialdemokraten trotz Corona-Pandemie auf die anstehende Kommunalwahl vorzubereiten.
Entscheidung im Frühling 2021
Im Frühling traf der 80-Jährige die Entscheidung, erneut zu kandidieren. „Wir wollten die absolute Mehrheit holen“, sagt Cirksena, „wir brauchten also 15 Mandate.“ Von den aktuell elf SPD-Gemeinderatsmitgliedern hatten sieben erklärt, nicht mehr zur Verfügung zu stehen. „Da habe ich befürchtet, dass das schwierig wird, wenn wir fast nur Neulinge haben.“ Also habe er entschieden, es noch einmal zu probieren. „Denn wir brauchen auch Mitglieder mit Erfahrung.“ Ganz hat die SPD ihr Ziel dennoch nicht erreicht. Sie verbesserte sich zwar von elf auf zwölf Mandate, für die absolute Mehrheit reicht es aber nicht.
Tourismus und Infrastruktur als Steckenpferde
Gleichzeitig freue er sich, so viele neue und auch jüngere Menschen im Gemeinderat zu sehen, parteiübergreifend. „Und, dass wir insgesamt 82 Kandidaten hatten, ist doch auch toll“, findet Cirksena. Nun hoffe er, in den nächsten fünf Jahren die Geschicke in der Krummhörn weiterentwickeln zu können, vor allem bei seinen beiden Steckenpferden Tourismus und Infrastruktur. „Denn da ist ein bisschen was liegen geblieben.“ Gerade beim Tourismus „habe ich das Gefühl, wir bewegen uns nicht voran und werden von anderen Urlaubszielen überholt.“ Der Pewsumer sieht die Gründe vor allem bei der Infrastruktur, die sich nicht ausreichend mit entwickele. „Wir müssen uns doch fragen, wieso die Touristen im Schnitt nur fünf Tage bleiben.“ Seine Erklärung: „Die Menschen rennen drei Tage durch Mühlenstraße und Kalvarienweg, gucken den Rest der Zeit in den Greetsieler Hafen und wissen dann nicht mehr, was sie hier eigentlich machen sollen.“
Mehr Freizeitmöglichkeiten als Forderung
Also müssten Gemeinde und Touristik gezielt weitere Möglichkeiten schaffen, wie sich Touristen und auch Einheimische in der Krummhörn die Freizeit vertreiben können. Eine Idee: „Mit einer Bimmelbahn von Greetsiel über Leyhörn bis zum Pilsumer Leuchtturm.“ Dabei könnten die Mitreisenden auch gleichzeitig sehen, wie der Naturschutz in der Krummhörn umgesetzt werde. Weitere Ideen befassen sich mit der Sanierung der Fahrradwege („Da müssen wir flexibler werden, was die Materialien angeht“), mit dem Bauen in zweiter Reihe („Nur so behalten wir Leben in den Dörfern“) oder auch den Gulfhöfen, bei denen es tolle Beispiele gebe, wie sie erhalten werden konnten, es aber auch leichter möglich sein müsse, Gulfhöfe abzureißen, bevor sie endgültig verfielen. „Und dann müssen wir uns noch Gedanken machen, was wir mit den 33 Brücken in der Gemeinde machen.“ An Aufgaben mangelt es ihm offenbar tatsächlich nicht.