Jever - Der Computerhersteller Agando in Jever ist Geschichte: Die Hoffnung der fast 80 Mitarbeiter, dass der insolvente Betrieb von einem Investor übernommen und weitergeführt wird, haben sich am Donnerstag endgültig zerschlagen. Ein Investor ist in letzter Sekunde abgesprungen. Dies bestätigte am Freitag Insolvenzverwalter Michael Waculik (Jever). Er habe noch am Vortag an der Vertragsvereinbarung gearbeitet, als völlig unerwartet der Rückzieher kam. Grund seien einerseits die hohe Anzahl an Mitarbeitern, von denen der Investor nur einen geringen Teil übernehmen wollte. Zum anderen seien beantragte Wirtschaftsförderungsmittel abgelehnt worden.

Vor zwei Wochen, am 1. März, waren die Insolvenzverfahren über die zur Agando-Gruppe gehörenden Gesellschaften Source IT Distribution GmbH und Morius IT Vertriebs GmbH eröffnet worden. Wie Waculik mitteilte, seien intensive Verhandlungen bis in diese Woche hinein geführt worden, da ein großes Interesse an der Übernahme des Standortes bestand. „Ich hatte fest daran geglaubt, dass wir das hinbekommen. Doch nach dem Rückzieher gibt es keine Fortführungslösung für das Unternehmen mehr“, erklärte der Insolvenzverwalter. Er sei nun gezwungen, sämtliche Arbeitsverhältnisse zu kündigen.

Damit geht eine Ära in Jever zu Ende. Das Unternehmen wird im Rahmen des Insolvenzverfahrens nun abgewickelt. Ob und wann für den Standort eine Nachfolgelösung gefunden werden kann, ist ungewiss.

Das Unternehmen Agando hatte im vergangenen Dezember beim Amtsgericht Wilhelmshaven Insolvenz angemeldet. Es war seit 2017 im ehemaligen Möbelhaus Opti, früher Möbelhaus van Mark, an der Mühlenstraße in Jever ansässig. Insgesamt soll es mehr als 2000 Gläubiger geben – vorwiegend Kunden, die bei ihren PC–Bestellungen keinen Käuferschutz in Anspruch genommen hatten. Gewährleistungs- und Garantieansprüchen sind Teil der Insolvenzforderung.

Die Unternehmensgruppe war in große wirtschaftliche Probleme geraten, nachdem die Zentralstelle für private Überspielungsrechte (ZPÜ) rückwirkend für mehrere Jahre Urheberrechtsabgaben in Millionenhöhe eingefordert hatte. Das hatte das Jeveraner Unternehmen trotz guter Auftragslage überfordert.


Strittig ist, ob diese Forderungen, von denen zahlreiche Hersteller und Händler von Speichergeräten und -medien betroffen sind, in der Höhe überhaupt berechtigt sind. Die ZPÜ als Zusammenschluss verschiedener Verwertungsgesellschaften soll sogar Einigungsbereitschaft signalisiert haben – im Falle von Agando leider zu spät.

Oliver Braun
Oliver Braun Redaktion Jever