Rekorde bei Gold und Bitcoin: Läuft die Kryptowährung dem Edelmetall den Rang ab? Was Sparer hierbei beachten sollten

Gold eignet sich nicht zum Vermögensaufbau, aber oft als Krisenwährung. Wie sieht es hier beim Bitcoin aus? Welche Chancen und Tücken das Edelmetall und die Kryptowährung haben.

Michael Ferber 5 min
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Der Goldpreis hat jüngst ein Rekordhoch erreicht, aus China kommt starke Nachfrage.

Der Goldpreis hat jüngst ein Rekordhoch erreicht, aus China kommt starke Nachfrage.

Martin Ruetschi / Keystone

Der Goldpreis ist nach einem starken Rally in den ersten Märztagen bis auf ein Rekordniveau von 2149 Dollar gestiegen. Diese jüngste starke Verteuerung kam für viele Beobachter überraschend. Als Gründe gelten unter anderem die angespannte geopolitische Lage sowie die hohen Schulden vieler Staaten. Das Edelmetall hat eine lange Tradition als «Krisenwährung».

Claudio Wewel, Devisenspezialist bei der Bank J. Safra Sarasin, macht für das jüngste Gold-Rally zudem sinkende Realzinsen – also die Zinsen nach Abzug der Inflation – sowie eine stärkere private Nachfrage nach dem Edelmetall in China verantwortlich. Dabei spielt auch die Krise an Chinas Immobilienmarkt eine Rolle, deretwegen viele dortige Anleger nach Alternativen suchen. Als weiterer Grund gelten die in letzter Zeit schwächeren Konjunkturdaten aus den USA.

Trotz der jüngsten Hausse stellen sich einige Fragen zur Geldanlage in Gold und andere Edelmetalle. So lässt sich darüber debattieren, ob und wie viel Privatanleger hier investieren sollten – und was sie von diesen Anlagen langfristig erwarten können. Zu beachten ist zudem, dass auch die zuweilen als «digitales Gold» gehandelte Kryptowährung Bitcoin jüngst ein Rekordhoch erreicht hat: Läuft sie dem Gold etwa den Rang ab? Vermögensverwalter und Finanzplaner geben Antwort auf die wichtigsten Fragen.

1. Kann man mit Gold Vermögen aufbauen, oder taugt es «nur» zur Absicherung des Portfolios?

«Für den Aufbau von Vermögen sind Gold und andere Edelmetalle nicht geeignet, für die Absicherung des Anlageportfolios gegen Krisen und Inflation hingegen schon», sagt Damian Gliott, Mitgründer des Finanzberatungsunternehmens Vermögens-Partner. Man habe mit Gold einen Inflationsschutz, «aber mehr nicht». Dessen sollten sich Sparer und Anleger bewusst sein.

Gliott verweist auf die langfristige Performance von Gold. Anleger könnten hier nach Abzug der Inflation lediglich mit einer geringen Rendite rechnen. Mit Aktien und auch Anleihen lassen sich hier viel bessere Werte erzielen. Manuel Rütsche, Chef Asset-Management beim Finanzdienstleister VZ Vermögenszentrum, verweist auf folgende Zahlen: Gold hat im Zeitraum zwischen Januar 1975 und Juni 2023 nach Abzug der Inflation eine Rendite von 1,2 Prozent pro Jahr erzielt. Der Welt-Aktienindex MSCI World brachte Anlegern im selben Zeitraum eine jährliche reale Rendite von 6,8 Prozent.

Allerdings müsse man sich bei solchen Zeitreihen auch immer fragen, wie repräsentativ diese seien, sagt Rütsche. So liessen sich auch Perioden finden, in denen sich Gold besser entwickelt habe als Aktien. Aus seiner Sicht sollte die Preisentwicklung von Gold vor 1975 ohnehin ausgeklammert werden, da es im System von Bretton-Woods den Goldstandard gab und der Privatbesitz des Edelmetalls zeitweise sogar verboten war.

«Es lässt sich aber sagen, dass die Rendite- und Risikoeigenschaften von Gold langfristig betrachtet nicht sehr attraktiv aussehen», sagt Rütsche. Bei Aktien sei langfristig mit attraktiven Renditen zu rechnen, da davon auszugehen sei, dass die Unternehmensgewinne stiegen. Für den Goldpreis lasse sich hingegen kein fairer Wert berechnen. Ausserdem werfen Edelmetalle weder Zinsen noch Dividenden ab.

2. Ist Gold tatsächlich ein guter Schutz gegen Krisen und Inflation?

Gold tauge zur Absicherung des Portfolios, sagt Wewel. Der Preis für das Edelmetall habe sich in der Vergangenheit bei deutlichen Korrekturen am Aktienmarkt oftmals gut entwickelt. In der globalen Finanzkrise verlor der US-Leitaktienindex S&P 500 im Zeitraum vom 11. Oktober 2007 bis 6. März 2009 beispielsweise 54,5 Prozent an Wert, während der Preis für Gold um 26 Prozent zulegte, wie eine Auswertung der Bank zeigt. Auch nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 oder in Zeiten von Wachstumsängsten und Rezessionen hielt sich der Preis für das Edelmetall oft deutlich besser als US-Aktien.

Die jüngste Hausse des Goldpreises zusammen mit ebenfalls steigenden Aktienkursen sei eigentlich atypisch, sagt Wewel. Gold habe durchaus seinen Platz in Anlageportfolios als Schutz gegen Krisen und Inflation. Rütsche sieht Gold in dieser Hinsicht hingegen als «nicht über alle Zweifel erhaben». Die Entwicklung des Goldpreises sei zudem oftmals etwas unberechenbar, wie die jüngste Verteuerung zeige.

Gleichzeitig sei zu beachten, dass die Schwankungen beim Goldpreis ähnlich hoch seien wie bei Aktien, sagt Rütsche. Das Edelmetall werde seinem Ruf als «sicherer Hafen» also nur bedingt gerecht. Wenn Gold aber tatsächlich einen Versicherungsschutz biete, sei dieser nicht gratis zu haben – folglich fielen die Renditen dann niedriger aus.

3. Wie viel Prozent des Portfolios kann man in Gold investieren, was ist sinnvoll?

Wer Gold zur Absicherung gegen Inflation und Krisen einsetzen wolle, könne über einen Anteil von rund 5 Prozent im Anlageportfolio nachdenken, sagt Gliott. Das oberste Limit sieht er bei 10 Prozent. Eine interessante Beimischung könnten auch die Aktien von Goldminen-Betreibern sein.

Wenn Sparer und Anleger einen Anteil von 3 bis 5 Prozent des Portfolios in Gold investierten, sei das je nach Bedürfnis nicht falsch, sagt Rütsche. «Es gibt aber auch keine Notwendigkeit, dies zu tun.» Profi-Anleger wie die Schweizer Pensionskassen haben laut Studien im Durchschnitt weniger als 2 Prozent in Gold investiert.

4. Wie sollte man in Gold anlegen? Physisch oder über Anlageinstrumente?

Eine Option beim Kauf ist der Erwerb von physischem Gold, also von Barren oder Münzen. Hier sollten Sparer und Anleger allerdings auf die Transaktionskosten achten, die vor allem bei kleineren Einheiten stark zu Buche schlagen. Eine Alternative sind auch mit physischem Gold unterlegte Exchange-Traded Funds (ETF).

5. Können Kryptowährungen wie Bitcoin Gold als Absicherung für das Portfolio ersetzen?

Wewel erklärt die jüngste Hausse beim Bitcoin-Preis mit der kürzlich erfolgten Zulassung einiger Anlageprodukte auf die Kryptowährung. Zudem sollen weitere Vermögensverwalter mit Produkten auf Kryptowährungen in den Startlöchern stehen. Für April ist zudem das nächste sogenannte Bitcoin-Halving angekündigt. Dieses wird nach Eintritt die zukünftige Entlohnung für Bitcoin-Miner halbieren. Die Menge der für die Anlage zur Verfügung stehenden Bitcoins wird also weniger schnell wachsen, was sich bei den vorangegangenen Halvings tendenziell positiv auf den Bitcoin-Preis ausgewirkt hat.

Aus Sicht von Gliott können Bitcoin und andere Kryptowährungen die Funktion von Gold in einem Anlageportfolio nicht ersetzen. Er rät seinen Kundinnen und Kunden davon ab, einen Teil ihres Vermögens in Kryptowährungen zu investieren. «Im Gegensatz zu Gold haben Kryptowährungen keinen Gegenwert», sagt er. «Der Bitcoin ist nichts anderes als Spielgeld.»

Dies solle aber nicht heissen, dass die Preise für Kryptowährungen nicht noch weiter steigen könnten. Das Rally bei Bitcoin und Co. könne sich noch länger fortsetzen. Zweifellos gibt es auch ein Kundenbedürfnis, in Kryptowährungen zu investieren. Deshalb machen auch immer mehr traditionelle Finanzhäuser mit und verdienen an dem Boom. Sparer und Anleger sollten sich aber bewusst sein, dass es sich um eine reine Spekulation handle, sagt Gliott.

Manchen Anlegern gilt der Bitcoin als «das neue Gold». Als Absicherungsinstrument gegen Inflation und Krisen habe die Kryptowährung in der Vergangenheit aber nicht funktioniert, sagt er. Als beispielsweise nach der Corona-Krise die Inflation zugelegt habe, seien die Preise von Kryptowährungen eher gesunken.