Das sind Europas beste und schlechteste Bahnhöfe

Spoiler: Zürich macht wieder einmal alles richtig. Das zeigt das neuste Ranking einer internationalen Verbraucherschutzorganisation. In Deutschland sieht die Lage etwas anders aus.

Elena Panagiotidis 2 min
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Der Hauptbahnhof Zürich, aufgenommen im Jahr 2021.

Der Hauptbahnhof Zürich, aufgenommen im Jahr 2021.

Michael Buholzer / Keystone

«Ich verstehe nur Bahnhof.» Wer das sagt, meint, dass er etwas nicht versteht. Das Sprichwort stammt laut Duden möglicherweise aus dem Ersten Weltkrieg. Deutsche Soldaten wollten demnach nur noch nach Hause und würgten Gespräche, die sich nicht um einen Fronturlaub drehten, mit dieser Redewendung ab.

Wer heute an europäischen Bahnhöfen wartet, will oft auch nur nach Hause. Wie schnell und unproblematisch das geht, hängt von vielerlei Faktoren ab. Die internationale Verbraucherschutzorganisation Consumer Choice Center (CCC) hat bereits zum vierten Mal ein Ranking der passagierfreundlichsten Bahnhöfe Europas erstellt. Dabei wurden die nach Fahrgastaufkommen grössten Bahnhöfe Europas bewertet.

Verschiedene Kriterien flossen in den European-Railway-Station-Index ein: der Prozentsatz der verspäteten Züge, Wartezeiten, die Direktverbindungen, die Qualität der Apps, die Sauberkeit der Toiletten oder die Erreichbarkeit und Überfüllung der Bahnsteige.

Deutsche Schlusslichter

Der Zürcher Hauptbahnhof belegt wie bereits im Vorjahr Platz eins, er erreichte 102 Punkte, vor den Hauptbahnhöfen in Wien (94 Punkte) und Bern (90 Punkte). Utrecht Centraal liegt auf Platz fünf. Und während das Frankfurter Bahnhofsviertel in Elend und Kriminalität, gespeist aus Obdachlosigkeit, Drogen und Prostitution, versinkt, liegt der dortige Hauptbahnhof immerhin auf Platz sechs des Rankings.

Die Schlusslichter bilden allesamt deutsche Bahnhöfe, die die Plätze 45 bis 50 belegen. Der Hauptbahnhof Bremen schneidet mit nur 45 Punkten besonders mies ab.

Auf den mittleren Rängen tummeln sich London Liverpool Street, München Hauptbahnhof (Rang 21 und 22), Roma Tiburtina (Rang 31), Stuttgart oder Düsseldorf Hauptbahnhof (beide Rang 37).

Der Bremer Hauptbahnhof aus der Vogelperspektive, aufgenommen 2016.

Der Bremer Hauptbahnhof aus der Vogelperspektive, aufgenommen 2016.

Imago

Deutsche Bahnhöfe stellen 21 der bewerteten Bahnhöfe dar, wobei viele am unteren Ende der Skala rangieren, wie die Studienautoren schreiben. Der Grund dafür seien vor allem enorme Verspätungen und lange Wartezeiten gewesen. Die Autoren sehen als Hauptschuldigen das Neun-Euro-Ticket für den gesamten Regionalverkehr im vergangenen Jahr. Das Subventionsprogramm habe jedoch dazu geführt, dass die Zahl der Zugfahrten in ländlichen Regionen die Kapazität kleinerer Bahnhöfe gesprengt habe, ohne dass die Zahl der Autofahrten gesenkt worden sei.

Mit dem danach eingeführten Deutschlandticket für 49 Euro solle der Fahrgastansturm nun in Grenzen gehalten werden, der Schaden sei jedoch bereits angerichtet, heisst es weiter. Das Subventionsprogramm habe zu mehr Staus, längeren Wartezeiten und mehr Frust bei den Bahnkunden in Deutschland geführt.

Verbesserungen bei der Barrierefreiheit

Als Pluspunkt bei allen untersuchten Bahnhöfen vermerkte die Studie, dass diese sich bemüht hätten, die Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer zu verbessern. Alle Bahnhöfe schnitten hier besser ab als in den Jahren zuvor.

Noch 2020 zeichneten sich die deutschen Bahnhöfe laut der Studie durch ihre geringe Anzahl an Streiktagen aus. Man darf gespannt sein, wie das Ranking im kommenden Jahr ausfällt. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) unter Claus Weselsky hat bereits Warnstreiks durchgeführt und für die Weihnachtszeit mit erneuten Arbeitsniederlegungen gedroht.

Mehr von Elena Panagiotidis (ela)

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