NZZ am Sonntag

Ein Tag, zwei Kronen

Beide Abfahrten werden am Sonntag durchgeführt. Das gab es an Ski-Weltmeisterschaften schon einmal – mit einem Happy End für die Schweiz.

Remo Geisser
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Die Abfahrtsstrecke der Männer. (Bild: Peter Schneider / Keystone)

Die Abfahrtsstrecke der Männer. (Bild: Peter Schneider / Keystone)

Es war eine bizarre Situation. 40 000 Zuschauer standen unten am Berg an der Sonne, über dem Starthang leuchte der Himmel königsblau. Aber an eine Durchführung der Männer-Abfahrt war nicht zu denken, weil in der Mitte der Strecke eine Nebelbank lag. Die Organisatoren entschieden sich, heute Sonntag zwei Abfahrten durchzuführen: um 11 Uhr 15 jene der Frauen und um 13 Uhr 30 jene der Männer.

Das Schweizer Team gewann damals innerhalb von ein paar Stunden vier Medaillen.

Der König und die Königin der Ski-WM werden also am selben Tag gekrönt. Das gab es schon einmal, 1985 in Bormio. Das Schweizer Team gewann damals innerhalb von ein paar Stunden vier Medaillen: Gold und Silber bei den Männern; Gold und Silber bei den Frauen.

Weltmeister wurden Pirmin Zurbriggen und Michela Figini. Vor den Titelkämpfen von Bormio zitterte die Ski-Schweiz um das «Knie der Nation»; Zurbriggen hatte sich in Kitzbühel den Meniskus ramponiert und raste quasi vom Spitalbett auf das Siegerpodest.

Trotzdem könnte der Super Sunday für Swiss Ski zu einem Freudentag werden.

Eine Zitterpartie schienen auch die WM 2017 für Lara Gut zu werden, die zehn Tage vor dem ersten Rennen stürzte. Doch inzwischen ist ihr Knie so kaputt, dass es keine Wunderheilung wie bei Zurbriggen geben wird. Trotzdem könnte der Super Sunday für Swiss Ski zu einem Freudentag werden. Denn im Rennen der Männer gehören Beat Feuz, Carlo Janka und Patrick Küng zum Favoritenkreis, und bei den Frauen hat sich Fabienne Suter mit starken Trainingsleistungen immerhin in den erweiterten Kreis der Medaillenanwärterinnen gefahren.

Eine Medaille wäre für sie eine mindestens so schöne Geschichte wie der Titel 1985 für Zurbriggen. Denn der 32-Jährigen klebt an Titelkämpfen das Pech an den Skibelägen wie falsches Wachs. In diesem Winter musste sie eine einmonatige Rennpause einlegen – wegen einer Meniskusoperation.

Grosse Favoritin im Rennen der Frauen ist allerdings Ilka Stuhec. Die Slowenin hat in dieser Saison drei Abfahrten gewonnen und auch im Training in St.Moritz einen starken Eindruck hinterlassen. An den WM scheinen jedoch ihre Nerven zu flattern. Schon im Super-G zählte sie zu den Favoritinnen und wurde nur Elfte; in der Kombination schien Gold für sie bereit zu liegen, doch sie schied im Slalom nach wenigen Toren aus.

Grösster Gegner der Schweizer Männer dürfte der Österreicher Vincent Kriechmayr sein, der im Abschlusstraining eine derart schnelle Linie fand, dass sich alle anderen am Kopf kratzten. Stark einzuschätzen sind ausserdem die beiden Norweger Kjetil Jansrud und Aleksander Kilde.