Das Universitätsspital Zürich steht vor dunklen Zeiten

Das Universitätsspital steht nach gutem Jahresergebnis vor grossen Herausforderungen.

Jan Hudec
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Das Universitätsspital Zürich hätte aufgrund des Gewinnes Grund zur Freude – doch es steht eine schwere Zeit bevor. (Bild: Karin Hofer / NZZ)

Das Universitätsspital Zürich hätte aufgrund des Gewinnes Grund zur Freude – doch es steht eine schwere Zeit bevor. (Bild: Karin Hofer / NZZ)

«Ein erfreuliches Geschäftsjahr», so ist die Medienmitteilung des Universitätsspitals Zürich (USZ) übertitelt, und auch die Führungscrew des Krankenhauses sieht an der Medienkonferenz vom Donnerstag zufrieden aus. Die Zahl der Patienten ist im vergangenen Jahr einmal mehr gestiegen, der Gewinn ist mit 79 Millionen Franken äusserst ansehnlich und liegt nur um 7 Millionen unter dem ausgezeichneten Wert des Vorjahres. Die Freude könnte leicht darüber hinwegtäuschen, dass schwerere Zeiten anstehen.

Das beginnt schon beim Gewinn. Dieser ist heuer nur so hoch, weil das USZ eine Rückstellung von 40 Millionen Franken auflösen konnte. Ein Einmaleffekt, der im nächsten Jahr fehlen wird. Und es gibt weitere Faktoren, die den Gewinn drücken dürften. Um die Gesundheitskosten zu senken, griff der Bundesrat in den ambulanten Tarif Tarmed ein. Das bekommt auch das USZ zu spüren. Finanzdirektor Hugo Keune rechnet damit, dass der Ertrag im ambulanten Bereich dadurch um 17 Millionen Franken sinken wird. Gleichzeitig hat die Zürcher Gesundheitsdirektion auf dieses Jahr verfügt, dass bestimmte Eingriffe nur noch ambulant durchgeführt werden dürfen, was das Problem verschärft.

Kostendeckungsgrad gestiegen

Denn der ambulante Bereich ist bei kaum einem Spital kostendeckend, das gilt auch für das USZ. «Wir müssen ihn durch die Einnahmen im stationären Bereich quersubventionieren», sagt Spitalratspräsident Martin Waser. In den vergangenen Jahren habe es das Spital zwar geschafft, den Kostendeckungsgrad bei ambulanten Behandlungen von unter 86 Prozent auf 97 Prozent zu steigern. Durch den Tarifeingriff werde dieser aber wieder auf 90 Prozent sinken. In anderen Spitälern sei die Situation zum Teil noch schwieriger. «Die Finanzierung des Gesundheitswesens muss verändert werden», sagt Waser. Wenn sich ambulante Behandlungen für die Spitäler lohnten, würden die Behandlungen automatisch in diesen Bereich verschoben. «Ich bin überzeugt, dass sich so Gesundheitskosten senken liessen.» Schliesslich seien ambulante Eingriffe in aller Regel günstiger.

Das USZ verschiebt denn auch einen grossen Teil des ambulanten Angebots an den Flughafen

Für das USZ ist die derzeitige Situation auch deshalb unangenehm, weil das Spital im «Circle» am Flughafen auf 10 000 Quadratmetern ein ambulantes Zentrum eröffnet. 500 000 Besuche sind dort jährlich vorgesehen. Das ist eine enorme Zahl, wenn man bedenkt, dass das Spital heute insgesamt 600 000 Besuche verzeichnet. Das USZ verschiebt denn auch einen grossen Teil des ambulanten Angebots an den Flughafen. Trotz der schwierigen Ausgangslage gibt sich Spitaldirektor Gregor Zünd zuversichtlich, dass die Rechnung auch betriebswirtschaftlich aufgeht. «Wir sind sicher unter Druck.» Durch verbesserte Strukturen soll die Effizienz gesteigert werden. «Wir brauchen für die gleiche Zahl an Besuchen weniger Raum als am USZ.» So soll das ambulante Zentrum ganz ohne Quersubventionierung auskommen.

Stärkung der Interdisziplinarität

Die Stärkung der ambulanten Versorgung bedinge einige Veränderungen, wie Katja Bruni, Co-Direktorin Pflege, erläutert. So soll die interdisziplinäre Zusammenarbeit gestärkt werden. «Die Voraussetzung ist gut ausgebildetes Fachpersonal.» So wird das USZ in Kooperation mit Hausärzten neu auch medizinische Praxisassistentinnen ausbilden.