Willy Astor ist nicht nur ein wunderbar gewitzter Wortverdreher, sondern auch ein echter Gitarren-Virtuose. Aber einer, dem man es nicht so ansieht und der auch wenig dafür tut, als solcher wahrgenommen zu werden. So kam der Münchner zwar im Anzug auf die Bühne, musste sich aber schnell „legerisieren“, damit er hemdsärmelig seine musikalische Reise beginnen konnte. Zunächst mit einem Lied über Amberg, das sich allerdings als zehnsekündige Ein-Zeilen-Mogel-Packung erwies. Doch das Publikum nahm diesen kleinen Scherz sehr gern auf.
Als Astor dann sein erstes „Stückl“ mit Namen Höhenflug auf der Gitarre zu spielen begann, schwappte seine musikalische Seite über den Bühnenrand und die instrumentale Weltumseglung begann. Kein Text, kein Klamauk, nur kreativ-künstlerische Klänge auf der Gitarre.
Nach und nach holte sich Willy Astor mehr musikalische Unterstützung auf die Bühne, bis das Quartett mit Gitarrist Titus Vollmer, Keyboarder und Bassist Nick Flade sowie dem genialen Percussionist Marcio Tubino volle Fahrt aufnahm. Die vier Vollblutmusiker schufen mit Gitarre, Keyboard, Schlagzeug, aber auch mit Bass, Saxophon, Querflöte und allerlei Schlaginstrumenten die verschiedensten Klangwelten. Italienisches Urlaubsflair verbreitete sich bei „Siracusa“, und geheimnisvolle afrikanische Klänge intonierten die morgendliche Stimmung am Kilimandscharo. Sogar unter Wasser ging es mit dem ewigen Klassiker Nautilus. Das „Eintauchen ins Klangbad“, wie Astor es in seinen Anmoderationen so wunderbar formulierte, gelang ebenso grandios wie ein Heißluftballonfahrt der Gebrüder Montgolfier oder der Gute-Laune-Song „Ubuntu“, bei dem Willy Astor das Publikum bat mitzupfeifen.
Die musikalische Reise der Extraklasse lebte jedoch nicht nur durch ihre wundelbar-wanderbare Instrumentalmusik, sondern auch ein gutes Stück von Willy Astors kleinen Bühnenrand-Blödeleien und wortreichen Interaktionen mit dem Publikum. Dass dort Ambergs zweiter Bürgermeister Martin Preuß saß, musste der Komödiant auf der Bühne natürlich nutzen. Astor fand „löblich, dass sich überhaupt ein Stadtoberhaupt hier blicken lässt“ und gab eine kleine Pausenbegegnung zum Besten. Dabei störte es nicht im Geringsten, dass er Preuß unwissentlich zum Oberbürgermeister erhob und versuchte, Ambergs Nummer zwei eine Runde Champagner aus dem Kreuz zu leiern. Das Publikum war davon schlichtweg begeistert, ebenso von der Anspielung auf den Namen der Veranstaltungshalle, die doch verdächtig nach einem Hustenlöser aus der Werbung klänge und wohl eher „Schleimlöserhalle“ denn ACC heißen sollte.
Zu sehr ließ sich Willy Astor aber nicht dazu hinreißen, einen Komödienstadel aus dem Weltmusikprojekt zu machen. Angesichts der wirklich hervorragend interpretierten Instrumentalstücke und der Wohlfühlstimmung im Saal die beste Entscheidung. Der fast schon frenetische Schlussapplaus nach fast zweieinhalb Stunden beendete die Inseltour mit Schuss absolut verdient.
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