Nürnberg
21.05.2019 - 16:00 Uhr

Von der Schweineorgel bis zur Quetschkommode

Das 44. Bardentreffen in Nürnberg setzt mit dem Motto "World Wild Accordion" einen musikalischen Schwerpunkt rund um die "Ziehharmonika"

Ihre frühesten musikalischen Erinnerungen verdankt die Kanadierin Wendy McNeill aus Edmonton/Alberta den Folk- und Country-Platten ihrer Eltern und den Plattensammlungen ihrer älteren Geschwister mit so verschiedenen Farben wie Pink Floyd, Supertramp und Black Sabbath.

Die Frau, die da lächelnd und fast beschwörend auf der Bühne steht, strahlt irgend etwas Entrücktes und Geheimnisvolles aus. Das liegt nicht nur an ihrer vom Folk, Country und Chanson beeinflussten Musik, sondern auch an ihren verschrobenen Geschichten, Fabeln und Märchen, die sie in und zwischen den Stücken erzählt. Wendy McNeill gehört zu den Insider-Tipps beim 44. Nürnberger Bardentreffen, das vom 26. bis 28. Juli über die Bühne geht.

"World Wild Accordion", so lautet das Motto an acht Auftrittsorten in der historischen Altstadt. Von „A“ wie Akkordeon bis „Z“ wie Ziehharmonika setzt das Weltmusikfestival einen musikalischen Schwerpunkt auf die „weite wilde Welt“ des klingenden Faltenbalgs. Die unterschiedlichen Bauweisen dieses Handzuginstruments – Bandoneon, Konzertina, Wiener, schottisches, irisches, französisches, steirisches Akkordeon oder Schwyzerörgeli – sind so weitläufig wie die Musikstile, die es seit 200 Jahren mit seinem markanten Sound bereichert.

Finnischer und argentinischer Tango, Chanson, Klezmer, Funaná, Forró, Cumbia, Zydeco, Wienerlied, alpine Volksmusik - die Bandbreite dieses Instruments ist riesig. Dies gilt übrigens auch in Bezug auf seine Kosenamen: So liest man von "Schweineorgel" ebenso wie von "Quetschkommode" oder "Tretschrank". "Beim diesjährigen Bardentreffen wollen wir beweisen, dass das Akkordeon besser und moderner ist als sein Ruf", so formuliert es Rainer Pirzkall, künstlerischer Leiter im Projektbüro des Kulturreferats der Stadt.

Zum Zug kommen bei mehr als 20 Schwerpunkt-Konzerten – von rund 90 Shows des Gesamtprogramms – konzertante Akkordeonvirtuosen wie der französische Shootingstar Vincent Peirani und das preisgekrönte britische Youngsters-Duo Will Pound & Eddy Jay. Druck machen der bekannteste Akkordeon-Avantgardist Finnlands, Kimmo Pohjonen, seine Landskollegin Johanna Juhola und Yegor Zabelov aus Weißrussland.

Zu Wort kommen auch singende Akkordeonistinnen wie die Kanadierin Wendy McNeill, der kritische US-Amerikaner Daniel Kahn mit seiner Klezmerband Painted Bird, Maxi Pongratz von der bayerischen Dada-Kult-Combo Kofelgschroa oder der Wiener Liedermacher Stefan Sterzinger. Ein Thema also über ein Charakterinstrument, das mehr ist als nur Tasten in Schwarz-Weiß, mit Ecken und Kanten, mit Knöpfen und Falten. „Viel-Falt“ im wahrsten Sinne des Wortes. Dass man gerade deshalb das Bardentreffen liebt, beweisen jährlich 200.000 Besucher.

Weitere Infos zum Bardentreffen

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Um diesen Artikel zu lesen benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.