Winklarn
24.02.2017 - 12:06 Uhr

Ein Hufschmied auf Hausbesuch: Zeigt her eure Füße

Pediküre mit Feile und Zange - das gibt's auch im Pferdestall. Das Werkzeug ist zwar etwas größer als im Kosmetikstudio und statt Farbe wird ein glänzendes Eisen angepasst. Wenn der Hufschmied vom Hof fährt, sind auch die stärksten Kaltblüter fit für ihren ersten Auftritt in der Freiluftsaison.

Hausbesuche sind sein "täglich Brot". Das Frühjahr steht vor der Tür und so hat der staatlich geprüfte Hufschmied Franz Dietlinger (42) ordentlich zu tun. Früher kamen die Leute mit ihren Tieren zum Dorfschmied, heute ist es umgekehrt. Der Kleintransporter ist eine Art mobile Fußpflege für Pferde. Ausgestattet mit Amboss, Schleifmaschine und Schmiedeofen geht's von Hof zu Hof. Dort wartet meist nicht nur ein schwergewichtiger Vierbeiner auf seine Behandlung.

Meist Stammkunden

Auch Helmut Streck in Haag hat zwei schwere Kaltblüter stehen, die nach dem langen Winter neue Eisen benötigen. "Der Richtwert dafür ist acht bis zehn Wochen", sagt Dietlinger, bestens mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut. "Ein Hufschmied will keine Laufkundschaft", sagt der Tiefenbacher, als er seinen Werkzeugkasten auf den Hallenboden stellt. Er ergänzt augenzwinkernd: "Die Besitzer sind meist genauso anstrengend, wie die Pferde." Wallach "Nik" bringt 860 Kilogramm auf die Waage. Sein Körperbau ist dementsprechend proportioniert. Körperlich anstrengend sei das Beschlagen jedoch nur für kurze Momente, meint Franz Dietlinger. Er hat seine Lederschürze umgelegt und wählt die richtige Größe der Hufeisen aus. "Ohne Huf kein Pferd", sagt er und erklärt: Pferde in freier Natur benötigen keinen Beschlag, das Hufhorn wächst in gleichem Maße nach, wie es sich abwetzt. Um allerdings für die Wünsche des Menschen nutzbar zu sein (Reiten auf hartem Untergrund oder als Zugtier an der Kutsche), ist ein Beschlag oftmals notwendig. Doch auch bei wenig gerittenen Pferden, die "barfuß" unterwegs sind, muss der Huf regelmäßig ausgeschnitten werden. "Ein erfahrener Hufschmied ist so wichtig wie der Tierarzt", wissen die Besitzer.

Doch nun zum Ablauf der "Fußpflege". Zunächst nimmt Dietlinger das alte Eisen ab und beschneidet den Huf mit dem Hufmesser. Auch Zange und Raspel kommen zum Einsatz. "Nik" legt seinen Fuß auf einem Hufbock ab. Er hält sogar still, als das heiße Eisen aufgelegt wird. Es zischt, qualmt und stinkt. "Das Tier spürt nichts, denn der Huf ist totes Material. Wenn ihm etwas weh tut, dann habe ich etwas verkehrt gemacht", sagt der Pferdefreund. Doch alles ist gut. Das Eisen wurde im kleinen Brennofen auf bis zu 1200 Grad erhitzt - in der Fachsprache "warmgemacht". Vor der zweiten Anprobe mit Prüfung der Nagellöcher wird das Eisen auf dem Amboss in Form gebracht, geschliffen und entsprechend der Verwendung mit Stiften, Stollen oder Stollenlöchern versehen.

Während es für Warmblüter Schraubstollen gibt, bekommt Kaltblut "Nik" aufgeschweißte Stollen. Sein Schuhwerk soll schließlich auch beim Holzrücken im Wald einen festen Stand geben. Nun wird das Eisen mit sechs Nägeln auf den Huf genagelt. Franz Dietlinger vernietet die Enden und feilt noch etwas drüber. Fertig. Nun ist der schwarze Wallach von "Kopf bis Fuß" für seinen Einsatz beim Faschingszug gerüstet.

Ein Hufschmied will keine Laufkundschaft.Franz Dietlinger

Ein Beruf mit Zukunft

Mit seinem Hund "Wolf", einem Alaskan Malamute, war Franz Dietlinger diese Woche im Landkreis Schwandorf unterwegs. Hufschmied ist er seit dem Jahr 2008. Vorher war er als Büchsenmacher für Sport- und Jagdwaffen beschäftigt. Die Selbstständigkeit möchte er jedoch nicht mehr missen.

Hufbeschlagsschmied ist ein Beruf mit Zukunft. Ab April beschäftigt Dietlinger voraussichtlich seinen dritten Praktikanten. Bevor dieser ihn zwei Jahre lang begleitet, muss er einen vierwöchigen Einführungslehrgang absolvieren. Zum Abschluss der praktischen Lehre folgt eine viermonatige Fachschulphase. Nach der erfolgreich bestandenen Abschlussprüfung kann man sich einen eigenen Kundenstamm aufbauen oder eine Anstellung (Tierklinik oder Gestüt) suchen.

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