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Umstrittener Radspur-Versuch auf Offenbachs Waldstraße: Kaum Radler nutzen die Strecke

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Wenig genutzt: Auf den seit Juli eingerichteten Radstreifen entlang der Waldstraße sind Radfahrer eher selten anzutreffen. Dagegen verirren sich, wie im Hintergrund zu sehen, Autos häufig und verkehrswidrig auf die Spur.
Wenig genutzt: Auf den seit Juli eingerichteten Radstreifen entlang der Waldstraße sind Radfahrer eher selten anzutreffen. Dagegen verirren sich, wie im Hintergrund zu sehen, Autos häufig und verkehrswidrig auf die Spur. © Sommer

Vergangenes Jahr startete die Stadt Offenbach einen Test mit Radstreifen auf der Waldstraße. Die Nachfrage ist gering, die Zukunft des Projekts ungewiss.

Offenbach – „Da fährt doch keiner“, ist oft zu hören, wenn das Gespräch auf die Radstreifen an der Waldstraße kommt. „Keiner“ ist zwar untertrieben, doch schon vor Einrichtung der testweisen Radstreifen im vergangenen Juli war der Anteil des Radverkehrs verschwindend gering: Je nach Abschnitt zwischen 1,5 oder 3,2 Prozent betrug der Anteil laut einer Zählung 2023.

Die geringe Nutzung dürfte damit erklärbar sein, dass es mit der Ausweisung der Senefelderstraße zur Radstraße und der Nutzung der Wilhelmstraße parallel verlaufende bestehende Alternativen gibt.

Offenbach: Bis Juli gibt es den Testbetrieb auf der Waldstraße

Der Verkehrsversuch ist bis Juli angesetzt, dann soll entschieden werden, ob er fortgesetzt wird und die äußeren Fahrspuren dauerhaft für Velos und Busse bereitstehen. Nächste Woche will Bürgermeisterin Sabine Groß (Grüne) den Zwischenstand abliefern. In Kooperation mit der Hochschule Darmstadt sollen Wege aufgezeigt werden, um Problemstellen zu entschärfen und die Piste für Radler attraktiver zu gestalten.

Im Stillen wird in der Stadtpolitik spekuliert, dass die Sperrung verstetigt und bis zur Stadthalle ausgeweitet werden soll. Die Hochschule Darmstadt schreibt in ihrer Präsentation für die Verkehrskommission im Dezember: „Eine Verlängerung über den Odenwaldring bis zur Stadthalle wird empfohlen.“ Und: „Erst Weiterführung des Radfahrstreifens nach Süden, dann gegebenenfalls Verstetigung.“

Geringe Auslastung auf Fahrradstreife: Hochschule empfiehlt Verstetigung

Gegenüber einigen Fraktionen sei betont worden, dass die konkreten Zahlen keine Rolle spielten, heißt es. Im vergangenen März sah das selbst Koalitionspartner SPD noch anders: „Einen Dauerbetrieb wird es nur bei einem deutlichen Nutzen geben.“

Gut ausgelastet ist die Strecke offenbar nicht, wie von Bürgern und Parteien angemerkt wird. Tatsächlich ist das fehlende Datenmaterial ein Schwachpunkt: Schon als die Stadtverordneten über den Verkehrsversuch diskutierten, fehlte jegliche Zahlengrundlage. Erst nach dem Beschluss des Stadtparlaments am 9. März folgte zwei Wochen später eine Verkehrszählung an drei Stellen der Waldstraße.

Stadt Offenbach hat bislang keine Zahlen veröffentlicht

Nach Einrichtung der Radstreifen gab es vom 12. bis 14. September eine neue Untersuchung, doch wurden die Zahlen unter Verschluss gehalten. Selbst die im Dezember tagendende Verkehrskommission erhielt keine Zahlen, wie unserer Zeitung berichtet wird. „Das Material müsse noch ausgewertet werden“, sei vom Dezernat zur Begründung angeführt worden. Den Mitgliedern sei jedoch gesagt worden, dass die Zahlen „wenig ermutigend“ seien und sich kaum von denen im März unterschieden.

Tatsächlich sind die Zahlen vom März niedrig: In den beiden Zonen, die inzwischen als Teststrecke ausgewiesen sind, betrug der Anteil der Radler am Gesamtverkehr 1,5 beziehungsweise 1,7 Prozent. Lediglich auf der Fahrbahn in Höhe Martin-Luther-Park, die nur stadtauswärts teils zur Teststrecke zählt, betrug der Radverkehrsanteil 3,2 Prozent. Die Videoüberwachung vom September ergab zudem, dass die Markierungen unverständlich sind. (Frank Sommer)

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