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Kinder erleben den Wald hautnah: Revierförster Marko Richter bringt Grundschülern den Wald näher

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Natur zum Anfassen: Ein Stück Holz eines frisch gefällten Baums gab es für die Kinder als Erinnerung an den Tag im Hochstädter Wald.
Natur zum Anfassen: Ein Stück Holz eines frisch gefällten Baums gab es für die Kinder als Erinnerung an den Tag im Hochstädter Wald. © BETTINA MERKELBACH

Maintal – Für den Wald war der vergangene Freitag ein traumhafter Tag: Nicht zu warm und es regnete lange sanft vor sich hin. Die Zweitklässler der Fritz-Schubert-Schule, die sich in den Hochstädter Wald aufgemacht hatten, fanden das Wetter hingegen eher ungemütlich.

Dick in Matschhosen und Regenjacken eingepackt, waren sie den Weg von ihrer Schule bis zum Waldsportplatz gestapft, um sich mit Revierförster Marko Richter zu treffen. Der hatte die drei zweiten Klassen der Hochstädter Grundschule eingeladen, damit sie das Thema Wald nicht nur im Sachunterricht in der Theorie behandeln, sondern auch in der Praxis mit allen Sinnen erleben konnten. Das ist dem Forstexperten besonders wichtig, weil er die junge Generation für den Schutz des Waldes sensibilisieren will.

„Der Wald hat extrem mit der Trockenheit zu kämpfen. Ich will bei den Kindern ein Bewusstsein dafür schaffen, dass sie – anders als das in den vergangenen Jahrzehnten der Fall war – vorsichtiger mit der Ressource Wasser umgehen müssen“, erklärte Marko Richter, der seit März Revierförster in Maintal ist. Dafür hatte er sich Verstärkung mitgebracht: Sofian Oualdi und Joelle Prince, die derzeit ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) in Maintal absolvieren, waren mit Richter, Kindern und Lehrerinnen zur Exkursion aufgebrochen.

Es war das erste Projekt des Revierförsters mit einer Maintaler Grundschule. „Kitas hatte ich schon häufiger zu Gast“, erklärte Richter, der Öffentlichkeitsarbeit als Schwerpunkt im Studium gewählt hatte. Ihm sei es wichtig, die Kinder nicht nur zu informieren, sondern auch mit altersgerechten Aktivitäten einzubinden. Deshalb ging es für die Gruppe vom Waldsportplatz aus direkt ins Unterholz.

Nicht nur theoretisches Wissen ist wichtig, auch praktische Erfahrungen will Revierförster Marko Richter den Kindern ermöglichen.
Nicht nur theoretisches Wissen ist wichtig, auch praktische Erfahrungen will Revierförster Marko Richter den Kindern ermöglichen. © Bettina Merkelbach

Auf dem Weg wurde schnell klar, was neben der Trockenheit ein weiteres Problem für den Maintaler Wald ist: Glasflaschen, Schaumstoffteile, Plastikverpackungen. Überall lag Müll, achtlos in die Natur geworfen, anstatt ihn mit nach Hause zu nehmen oder in einem Mülleimer zu entsorgen. „Der Zustand des Waldes ist insgesamt schon besorgniserregend. Aber ich versuche optimistisch zu sein, und das zu sehen, was übrig bleibt“, erklärte Marko Richter. Grund zur Hoffnung gäben zum Beispiel Baumarten, die mit der Trockenheit der vergangenen Jahre aufgewachsen sind. „Die Bäume passen sich den äußeren Gegebenheiten an und kommen überraschend gut damit klar“, sagte der Experte. Und erklärte, dass er den Maintaler Wald im sogenannten Dauerwald-Modell bewirtschaftet: Bäume möglichst vieler Arten und Altersklassen auf einer Fläche anzupflanzen und zu halten.

Warum das wichtig ist und welche zentrale Aufgabe der Wald erfüllt, konnten die Kinder an der ersten Station erfahren: „Wir erstellen hier jetzt ein Bodenprofil“, erklärte Marko Richter und übergab die Aufgabe zwei engagierten Zweitklässlern, unter Laub und Moos rund einen halben Meter tief ins Erdreich zu graben. Wie fühlt sich Waldboden an, wie riecht er? Einige Kinder wussten, dass der Wald durch seinen naturbelassenen Boden als Wasserspeicher dient, kannten Begriffe wie Humus und Kompost. „Wir haben einige Kinder, die im Waldkindergarten waren. Die haben ein ziemlich großes Vorwissen“, erklärte Lehrerin Susanne Märkel, die den Waldtag initiiert hatte.

Marko Richter erklärte den Kindern, dass der Boden nach der langen Trockenheit über die Sommermonate jetzt nicht nur seinen Wasserspeicher wieder füllt, sondern auch die Pflanzen mit Nährstoffen versorgt. An einem Experiment sahen die Kinder, warum die Naturbelassenheit des Waldbodens für beides so wichtig ist: Auf einer schiefen Ebene stellten sie einen Ackerboden nach, Boden ohne Laub, Äste, Wurzeln und Moos. Mit einer Gießkanne wurde Regen simuliert. Das Ergebnis: Der Boden wurde weggespült. „Wenn da unten Häuser stehen, ist das für die ziemlich doof“, resümierte ein Zweitklässler.

Im Vergleich dazu hielt der Waldboden, den die Kinder danach auf der gleichen Ebene aufschichteten, dem Regen problemlos Stand. „Der Wald ist für unseren Wasserhaushalt extrem wichtig und ein wertvolles Ökosystem“, fasste Richter das Experiment zusammen.

Wie wichtig ein gesunder Waldboden ist, konnten die Grundschüler mit einem Experiment selbst herausfinden.
Wie wichtig ein gesunder Waldboden ist, konnten die Grundschüler mit einem Experiment selbst herausfinden. © Bettina Merkelbach

Bei ihrer zweiten Station konnten die Kinder Bäume zur Holzernte markieren. „Für Böden, Möbel, Papier, Spielzeug“ – den Kindern fiel einiges ein, was aus Holz hergestellt wird. Vor allem für Möbel brauche man Bäume, die gerade gewachsen und dick genug seien. Dazu würden heute sogenannte Harvester eingesetzt – Holzernte-Maschinen, die die Bäume an Ort und Stelle entästen und verladen. Ohne einen solchen Harvester sei Handarbeit mit Säge und Axt gefragt.

Wie das vonstatten geht, hatte sich Richter als Highlight zum Schluss aufgehoben. In Schnittschutzmontur, mit Helm, Kettensäge und Axt tauchte der Förster auf und erklärte seinen Gästen, dass sie aus sicherer Entfernung beim Fällen einer Lärche zuschauen könnten. Durchdringend hallte die Säge durch den Wald, bis der abgestorbene Bäume unter lautem Knacken im Blätterregen zu Boden sank. Die Kinder jubelten – und bekamen als Erinnerung eine Holzscheibe mit.

Von Bettina Merkelbach

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