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Anglerlatein und Umweltschutz

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Die aktiven Mitglieder des ASV Obertshausen angeln nicht nur, sie pflegen auch das Gelände am Vereinsgewässer. Dort trafen sich jüngst Vorsitzender Ralf Peters, Henryk Mista und Wolfgang Guss (von links) mit ihren Fanggeräten.
Die aktiven Mitglieder des ASV Obertshausen angeln nicht nur, sie pflegen auch das Gelände am Vereinsgewässer. Dort trafen sich jüngst Vorsitzender Ralf Peters, Henryk Mista und Wolfgang Guss (von links) mit ihren Fanggeräten. © Michael

Obertshausen ‐ Sie lauern auf Klappstühlen am Ufer, eine Kappe tief ins Gesicht gezogen, mehr Futter für ihre Beute als Proviant in der Kühltasche: Das romantische Bild vom gedankenverlorenen Angler, der bei Wind und Wetter am Seeufer hockt, muss neu gezeichnet werden.  Von Michael Prochnow

Denn der Angelsportverein (ASV) Obertshausen stellt sich der Verantwortung, betreibt auch Umweltschutz am Vereinsgewässer am Neuen Friedhof. Dort feiern die Sportfischer an diesem Wochenende das 75-jährige Bestehen ihrer Gruppe mit viel Musik - und Fisch.„Das Rabenhaus“ war nicht immer die Heimat der Angelfreunde. Der See an der Landstraße zwischen Obertshausen und Heusenstamm entstand erst zu Beginn der 60er Jahre mit dem Kiesabbau eines Obertshausener Familienunternehmens. Bis dahin warfen die Mitglieder ihre Köder in den Teichen der Region aus, erzählt Ralf Peters aus der Vereinsgeschichte.

Der Vorsitzende des ASV stammt von der Ostseeküste, ist am Wasser aufgewachsen, wenn auch am salzigen. Vor 15 Jahren kam er ins Rhein-Main-Gebiet und schloss sich dem Angel-Verein an. Alsbald bekleidete er den Posten des Sportwarts, vor zwei Jahren wählten ihn die Kameraden zu ihrem Leiter. In den Annalen fand Peters Hinweise auf die Gründung der Gemeinschaft 1935: 14 Obertshausener fanden sich damals in der Gaststätte Anglerruhe ein.

Bratpfannenangler

Selbst während des Krieges zogen sie mit den Ruten los - damals auch, um eine Portion Fisch auf den Tisch zu bringen. Die „Bratpfannenangler“ liebten es auch heute noch, ihren Fang zuzubereiten und zu verspeisen, während viele Aktive gar keinen Fisch mögten, verrät Peters. Sie verträten die sportliche Seite, spekulierten auf „Petri Heil“ als Jagderfolg am Haken.

Im Jahre 1964 errichteten Vereinsmitglieder eine Hütte am „kleinen See“. Damals bestand die geflutete Grube an der Gemarkungsgrenze nur aus einem Bruchteil der heutigen Fläche. Sie erstreckte sich entlang der Landstraße. Seit 40 Jahren messe das „Rabenhaus“ fast sieben Hektar, informiert der Sprecher. 1976 fiel die alte Holzhütte vermutlich einer Brandstiftung zum Opfer, zwei Jahre später begannen die Angler mit dem Bau eines festen Vereinsheims. Die „Fischerhütte“ ist bis heute bekannt als beliebtes Ausflugsziel mit gutbürgerlicher Küche sowie internationalen Spezialitäten.

Anglerlatein

Trafen sich Fischer und Bewohner früher zu Backfischfest, Königs- und Prominentenangeln, konzentriert sich der Verein jetzt auf sportliche Veranstaltungen. 25 der rund 180 Mitglieder sind Jugendliche, die Kontakte zu Partnerclubs wie dem SFV Ludwigsburg, dem ASV Rodgau und dem SFV Heusenstamm pflegen. Die 30 älteren Aktiven kommen auch gern zum Anglerlatein bei den Nachbarn an Schermsee und Schneiderwiesenweiher.

Sehr wichtig ist ihnen der Umweltschutz. Aktive pflegen das Gelände, schneiden Bäume und pflanzen Schilf an, in dem sich kleinere Fische ansiedeln und Vögel nisten. Vor zehn Jahren nahm der Verein eine Seebelüftungsanlage in Betrieb, die an fünf Ausströmern Luft in das Gewässer bläst und so Sauerstoff- und Säuregehalt reguliert. Außerdem analysieren die Angler im Wechsel mit dem Unterwassersportclub, ob von der einstigen Müllablagerung auf der Ostseite Schadstoffe in den See gelangen. Bis jetzt sei dies nicht der Fall, berichtet Peters.

800 bis 900 Kilo an der Angel

So fühlen sich Hecht, Zander, Barsch, Aal, Waller, Rotauge und Rotfeder und zahlreiche Weißfische im Gewässer wohl. Letztere vermehren sich dort auch, im vergangenen Jahr beobachteten die Fischer sogar beim Karpfen Nachwuchs, obwohl der eine Wassertemperatur von mindestens 25 Grad benötige. Pro Jahr setzt der Verein etwa 900 Kilogramm Karpfen, 150 Kilo Weißfisch, 100 Kilo Barsche, 100 Kilo Zander und weitere Arten ein. Zwischen 800 und 900 Kilo landen an der Angel, sagt die Statistik.

Sie hält auch das leichte, aber stete Absinken des Wasserspiegels fest. Seit einem Hochwasser 1995 ist er um einen Meter gefallen - über den Grund können die Angelsportler nur spekulieren.

Am Wochenende steigt dafür die Stimmung im Zelt am See. Gäste werden gebeten, Autos am Friedhof zu parken.

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