Auf eigenen Beinen mit Dreijahresplan

Bad Aiblings Zweiter Bürgermeister Erwin Kühnel und Alexandra Birklein vom Stadtmarketing erinnern sich gemeinsam an die Anfänge des Aiblinger Stadtmarketings mit dem Aibi-Taler. Seit heuer steht das Projekt auf eigenen Beinen, die staatliche Begleitung gibt es nicht mehr. Foto Mischi

Bad Aiblings Zweiter Bürgermeister Erwin Kühnel und Alexandra Birklein vom Stadtmarketing erinnern sich gemeinsam an die Anfänge des Aiblinger Stadtmarketings mit dem Aibi-Taler. Seit heuer steht das Projekt auf eigenen Beinen, die staatliche Begleitung gibt es nicht mehr. Foto Mischi

Stadtmarketing ist Marketing für Kommunen. Dabei betrachtet man die Stadt wie ein Produkt. Dieses soll attraktiv werden oder noch besser werden. Seit 2012 gibt es in Bad Aibling – unter der Führung von Alexandra Birklein – ein eigenes Stadtmarketing.

von Silvia Mischi

Bad Aibling – Das Wirtschafts-Forum Mangfalltal hatte den Wunsch nach einem Stadtmarketing oder Citymanager – wie ihn Rosenheim damals schon hatte – bereits längere Zeit. Doch Kommune und Wirtschaft kamen zunächst nicht zusammen. „Ins Geschäft gebracht hat es dann das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr mit dem Programm „Leben findet Innenstadt“.

Stadtplaner Eberhard von Angerer ebnete dazu auf Initiative von Zweitem Bürgermeister Erwin Kühnel zusammen mit dem Aiblinger Stadtrat und dem Projektteam, bestehend aus Bürgermeister Felix Schwaller sowie damaligen Wirtschafts-Forums-Vorsitzenden Emil Haubner und Max Regensburger (Wirtschafts-Forum) den Weg. Gemeinsames Ziel: Die Innenstadt beleben.

Schwierige

Erwartungshaltung

Die Not war damals angesichts der langen Baustelle wegen der Neugestaltung des Marienplatzes groß. Ein Relikt aus dieser Startzeit und „hervorragend angenommen“ ist der Aibi in Kooperation mit der damals noch existierenden Werbegemeinschaft unter der Leitung von Benno Kretschmann. Damals bekam man für zehn dieser Taler durch Einkäufe in der Aiblinger Geschäftswelt einen Thermen-Gutschein. „Noch Jahre später kamen Kunden und wollten diese bei mir einlösen, obwohl die Aktion lange schon abgeschlossen war“, erinnert sich Alexandra Birklein an die Anfänge. Die Veranstaltungsreihe „Jazz an der Waage“ gehörte ebenso zu den Anfängen dazu. Geblieben ist von damals die „Lange Nacht der Musik“. „Dachte man am Anfang noch, hoffentlich kommen Leute, sind die Besucherzahlen von 400 auf zuletzt immer 2000 angewachsen und konstant. Musikfreunde aus dem gesamten Landkreis bummeln zu den teilnehmenden Lokalen und genießen die musikalische Mischung.

„Es war teils sehr zäh“, erinnert sich Birklein an die Anfänge der Organisationen. Die Erwartungshaltungen des Einzelhandels seien manchmal schwierig gewesen. Statt eines Miteinanders und Eigeninitiative seien manchmal vorgefertigte Lösungen gewünscht gewesen. „Aber das gibt es nicht. Man muss klar unterscheiden zwischen Eigenwerbung und einer Gemeinschaftsaktion“, betont Kühnel.

Bewusst hatte man sich deshalb auch 2012 entschieden, nicht das Leerstandsmanagement oder die Fassadengestaltung in Angriff zu nehmen, sondern sich der Belebung des Zentrums zu widmen. Die Weihnachtsbeleuchtung mit LEDs, die sukzessive erstanden wurde, und nun sogar über die Kirchzeile und den Marienplatz bis einschließlich auf dem Maximiliansplatz leuchtet, ist dabei einer der Vereinheitlichungsaspekte. „Wir haben diese nachhaltig aufgebaut und jedes Jahr erweitert.

Die Bürger freuen sich darüber“, betont Birklein. Auch der Weihnachtsmarkt wurde in einen kulinarischen umgewandelt und erfährt gute Resonanz. „Essen, das will und mag jeder. Dafür kommen die Menschen auch auf den Markt“, begründet Kühnel die Struktur.

Ein großes Faustpfand der Stadt: die Parkplätze. „Wir haben den einstündigen kostenlosen Tarif sowie den generell kostenlosen Volksfestplatz und weitere Parkmöglichkeiten. Das ist besser als so manch andere und auch kleinere Gemeinde hat“, würdigt Birklein.

Finanziert wurde das Stadtmarketing anfangs anteilig von Stadt und Wirtschafts-Forum sowie durch Zuschüsse des Freistaats. „Das waren die Ursprünge und auch die Tatsache, dass Kolbermoor ein Stadtmarketing hat und wir als Kurstadt am Ende nicht“, scherzte Kühnel im Gespräch mit dem Mangfall-Boten. Er ist einer der Motoren hinter dem Kind „Stadtmarketing“. Jetzt ist der staatliche Förderrahmen dafür ausgelaufen. „Doch wir wollten weiter daran festhalten und die guten Wege, die wir bisher eingeschlagen haben, nicht in Sackgassen enden lassen“, so Kühnel.

Staatliche

Begleitung weg

Heißt: Der Stadtrat gab grünes Licht für das Stadtmarketing für einen Dreijahresplan – ohne wirtschaftliche finanzielle Beteiligung. „Ein-Jahres-Verträge wären auch unsinnig, da viele Planungen über die Jahre gehen. Beispielsweise wird jetzt ja schon an 2020 gearbeitet“, so Alexandra Birklein und Kühnel unisono. Hintergrund: Kontinuität laute ein wichtiger Baustein des Marketings. Und dies sei auch bei den Märkten, die gerade mit besserem Warenangebot sowie den Antikmärkten und den Streetfoodmarkt auf einem guten Weg.

Ins Kreuzfeuer mit der Aib-Kur war das Stadtmarketing im Laufe der Zeit ebenfalls geraten – unter anderem durch Terminüberschneidungen. „Ich denke aber, dass man sich hier auch gegenseitig mit den Veranstaltungen und den Besuchern befruchten kann. Der Antikmarkt endet viel früher, als das Bürgerfest beginnt, und so nutzen die Besucher, die schon in der Stadt auf dem Markt sind auch gerne das Angebot des Bürgerfestes im Zentrum“, ist sich Birklein sicher.

Durch die Selbstständigkeit ist das Marketing auch nicht mehr auf die Innenstadt allein zugeschnitten. Der Sportpark, dort ist das Streedfood-Festival erstmals angesiedelt, gehört ebenso dazu wie beispielsweise Veranstaltungen auf dem Maximiliansplatz. Hierzu gibt es aber noch keine konkreten Pläne. Landkreisweit sei man aber in den vergangenen Jahren zu einem Vorzeigeprojekt geworden. Vor allem Neubürger und Besucher aus Nachbarkommunen würden dies bei Veranstaltungen kundtun. „Das Stadtmarketing kommt an – im doppelten Sinne“, freut sich darüber Alexandra Birklein.

Erfolgreiches stärken und neue Impulse

Ihr ist es für die Zukunft wichtig, das Aufgebaute erfolgreich weiter zu betreiben und zusätzlich neue Impulse zu setzen. „Das Thema Märkte ist aber ausgereizt. Da wird es nichts Neues mehr geben“, so Birklein. Eventuell soll es wieder ein Gutscheine-System geben und eine kurzzeitige Rückkehr des Aibi-Talers. „Aber das ist Zukunftsmusik und noch nicht spruchreif oder irgendwie konkret angedacht.“

Denn schließlich müsste alles ein gutes Konzept haben und nicht wie beispielsweise der italienische Markt als fertige Veranstaltung gebucht werden. „Das war eine Niederlage wegen der Preise und dem Angebot“, so Birklein.

Optisch sei er zwar schön gewesen und auch für italienische Stimmung hätte dieser gesorgt. „So was wird es nicht mehr in Bad Aibling geben“, versichert sie. Schöne Geschäfte und ein angehmes Einkaufsgefühl – das sind wichtige Faktoren. Und eben auch Veranstaltungen die Leute ins Zentrum holen.

Mittwoch, 22. Mai 2024
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