Radler richten Weckruf an Gemeinderat

Sprecher des neu gegründeten ADFC-Ortsverbands Prien sind Michaela Messerschmidt und Marion Hengstebeck (von links), hier mit Mario Stürzl und Uschi Feyrer-Ziob vom ADFC Bayern sowie BfP-Vorsitzende Eva-Maria Munkler und Kersten Lahl (BfP).

Sprecher des neu gegründeten ADFC-Ortsverbands Prien sind Michaela Messerschmidt und Marion Hengstebeck (von links), hier mit Mario Stürzl und Uschi Feyrer-Ziob vom ADFC Bayern sowie BfP-Vorsitzende Eva-Maria Munkler und Kersten Lahl (BfP).

Radler leben in Prien gefährlich: Das zeigen die Ergebnisse einer Umfrage der „Bürger für Prien“. Die Gründung einer neuen Ortsgruppe des Radverbands ADFC soll den Forderungen nach mehr Sicherheit und Gemeinsamkeit im Verkehr Nachdruck verleihen.

von Axel Effner

Prien – Wie fahrradfreundlich ist Prien? Mit einer Umfrage unter Einheimischen und Touristen haben die „Bürger für Prien“ (BfP) die Stimmungslage in der Marktgemeinde erkundet. Das Ergebnis der Antworten von 276 Befragten stellte die parteifreie Umweltliste am Mittwochabend in der Villa am See der Öffentlichkeit vor. Mit dem Urteil „Mangelhaft“ zur allgemeinen Situation für Fahrradfahrer in Prien stellen die Teilnehmer der Radlumfrage dem Ort ein denkbar schlechtes Ergebnis aus.

„In Prien gehört etwas auf den Weg gebracht“, gab sich die Vorsitzende und BfP-Bürgermeisterkandidatin Eva-Maria Munkler zuversichtlich. Warum die Situation für eine Verkehrswende in Prien und bessere Radler-Bedingungen in einer „klimamündigen Gemeinde“ jetzt besser als jemals zuvor sei, erklärte Kersten Lahl.

Zum einen sei die Öffentlichkeit vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über Klima- und Umweltschutz „stark sensibilisiert“ für das Thema. Zum zweiten würden aus seiner Sicht bessere Bedingungen für Radfahrer die Lebens- und Aufenthaltsqualität im Ort erhöhen. Zum dritten leiste das Rad als Alternative zum Auto einen wichtigen Beitrag zur CO2-Reduzierung. Dazu komme, so Lahl, dass Maßnahmen zur Verbesserung der Situation für Radler in der Regel günstiger zu realisieren seien, „wenn man die Prioritäten richtig setzt“. Wo es besonders hakt, machte Lahl anhand aktueller Fotos deutlich.

In der Harrasser Straße, der See- und Hochriesstraße und an anderen Straßen gebe es viele Gefahrenmomente: schräg die Fahrbahn querende Bahngleise, die Kombination von Schutzstreifen und Parkplatzausfahrten, abrupt endende Radlspuren, zahlreiche unübersichtliche Stellen oder schneebedeckte Schutzstreifen, die bis weit ins Frühjahr hinein nicht geräumt würden, zeugten von den zahlreichen Sicherheitsrisiken für Radler im Ort.

Vieles erscheint verbesserungswürdig

Dass „vieles verbesserungswürdig“ sei, spiegle sich in den Umfrageergebnissen wider, sagte Lahl. Beim Radlcorso und an Infoständen der BfP sei man dieses Jahr mit Bürgern und Touristen „intensiv ins Gespräch gekommen“. In den Ergebnissen der Umfrage spiegle sich nach den Worten von Lahl die „Unzufriedenheit der Bürger über die Radsituation im Ort“ wider. Ausgehend von einer Skala von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) habe man das allgemeinde Radfahrgefühl (5,1), die Sicherheit (5,17), den Radfahr-Komfort (5,08) und das Radwegenetz (4,21) abgefragt. Die Einführung einer innerörtlichen Tempo- 30-Zone hätten 68 Prozent der Befragten begrüßt. 20 Prozent hätten darin „keine Verbesserung“ gesehen.

Sollte das Radfahren in Prien „sicherer und attraktiver werden“, würden laut Umfrage 82 Prozent der Befragten „das Auto öfter stehen lassen“ und 65 Prozent „öfter in der Ortsmitte einkaufen“. Ergänzend zur Umfrage gab Helge Holzer zahlreiche Kommentare der Befragten zum Besten, etwa: „Das Fahrradnetz in Prien ist ,aus der Zeit‘ gefallen.“

Eine rege Diskussion entspann sich darüber, was zu tun ist. „Mehr Disziplin der Radfahrer gegenüber Fußgängern“, forderte Joachim Gänsemann ein: „Auch wer zu Fuß in Prien unterwegs ist, lebt gefährlich.“

Probleme besser gemeinsam lösen

Für ein „stärkeres Miteinander“ machte sich Ludwig Bernhardseder stark: „Wir müssen die Probleme gemeinsam lösen.“ Die Forderung für „mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer“ stellte Julia von Gosen.

Andere Diskutanten forderten mehr Gleichberechtigung von Auto- und Radfahrern, breitere Schutzstreifen und eine bessere Radlvernetzung in andere Gemeinden. Zu berücksichtigen sei, dass bald auch Rollerfahrer und zunehmend ungeübte E-Biker auf Geh- und Radwegen unterwegs seien. Deutlich mehr Engagement in punkto „ausreichende und sichere Radwege in Prien“ forderten zahlreiche Besucher der Infoveranstaltung vom Gemeinderat.

Bereits vor zehn Jahren habe die Bürger-Werkstatt zahlreiche Verkehrsvorschläge erarbeitet, „aber das Thema wird nicht nachhaltig genug und mit Priorität verfolgt“, erklärte Tobias Ihm.

Um dem Thema Radwege und Radsicherheit in Prien künftig mehr Gewicht zu verleihen, wurde im Rahmen der Informationsveranstaltung auch ein neuer Ortsverband Prien des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) gegründet. Er soll in der Marktgemeinde neben gemeinsamen Ausflügen und Aktionen auch die Interessen der Radfahrer effektiver bündeln.

Die Arbeit des bundesweit organisierten Verbands, der bayernweit 26000 Mitglieder hat, stellte die stellvertretende Landesvorsitzende Uschi Feyrer-Ziob vor. Zu ADFC-Sprechern in der Chiemseegemeinde ließen sich Michaela Messerschmidt und Marion Hengstebeck wählen. Ausdrücklich betont wurde, dass die ADFC-Ortsgruppe „politisch völlig unabhängig arbeiten“ wolle und offen für neue Interessenten sei.

<p>Unübersichtliche Gefahrenmomente für Radler ergeben sich in der Hochriesstraße durch die unglückliche Kombination von Radschutzstreifen und schräg stehenden Pkw-Parkplätzen.Fotos Effner/Lahl</p>

Unübersichtliche Gefahrenmomente für Radler ergeben sich in der Hochriesstraße durch die unglückliche Kombination von Radschutzstreifen und schräg stehenden Pkw-Parkplätzen.Fotos Effner/Lahl

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Dienstag, 21. Mai 2024
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