Wieder Chiemseewasser unterm Kiel

Aus dem hohen Norden zurück am Chiemsee: Im Feßler-Hafen setzte ein Kran das überholte Boot der Wasserschutzpolizei Prien ins Wasser. Polizeihauptkommissar Roland Kempf sorgte für die richtige Lage beim Wassern. Fotos Berger

Aus dem hohen Norden zurück am Chiemsee: Im Feßler-Hafen setzte ein Kran das überholte Boot der Wasserschutzpolizei Prien ins Wasser. Polizeihauptkommissar Roland Kempf sorgte für die richtige Lage beim Wassern. Fotos Berger

Flaggschiff der Wasserschutzpolizei Prien zurück aus Werft ins sanierte Bootshaus

Von Ulrich Nathen-Berger

Prien – Altvertrautes Chiemseewasser unterm Kiel und ein neues Bootshausdach überm Deck: Das 15 Meter lange und 14 Tonnen schwere Flaggschiff WSP 4 der Priener Wasserschutzpolizei steht seit dieser Woche nach längerer Abstinenz endlich wieder für Einsätze zur Verfügung. „Bei Booten in dieser Größenordnung sind etwa alle zehn Jahre Werftarbeiten nötig für Überholungs- und Instandsetzungsarbeiten“, erklärte Polizeihauptkommissar Roland Kempf im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung.

Bei dem 20 Jahre alten Boot mussten unter anderem Hydraulik- und Kühlschläuche ausgetauscht und der Motor überholt werden. „Das sind zum Teil aufwendige Arbeiten, weil die Technik sehr eng verbaut ist.“

Kleineres Boot
überbrückte die Zeit

Aushelfen mussten sich die Kollegen der Wasserschutzpolizei während der Werft-Auszeit mit dem kleineren Boot, „das allerdings für nächtliche Einsätze oder bei schweren Unwettern nicht geeignet ist“, so der 57-jährige Gruppenleiter.

Etliche Firmen waren zuvor im Ausschreibungsverfahren aufgefordert worden, für die Reparaturarbeiten Angebote zu erstellen, das wirtschaftlichste erhielt den Zuschlag. Abgegeben hatte es die Firma Siemer Jachtservice bei Oldenburg. Ende August wurde WSP4 auf dem Gelände der Chiemseeschifffahrt Feßler ausgekrant und auf einen Schwertransporter verladen. Dann ging’s in zwei Nächten auf die knapp 900 Kilometer lange Reise in den Norden in Richtung Werft.

Zwischenzeitlich machte das Polizeibootshaus am Forellenweg eine weithin sichtbare Wandlung durch: Für eine Sanierung verschwand es unter großflächigen Abdeckplanen. Das mit asbesthaltigen Faserzementplatten gedeckte Dach wurde rückgebaut und durch ein Aluminiumstehfalzdach ersetzt. Auch die Fassade wurde erneuert.

„In Zusammenarbeit mit einem Sachverständigen und einem Schadstoffgutachter wurde ein Sanierungskonzept entwickelt, mit dem eine Faserfreisetzung verhindert werden konnte“, teilte das Staatliche Bauamt Rosenheim auf Anfrage der Chiemgau-Zeitung mit. „So konnten wir eine Gefährdung der Mitarbeiter und Nachbarn sowie Passanten vollständig ausschließen“, versicherte Pressesprecherin Ursula Lampe.

Die Konzeptentwicklung sei in enger Abstimmung mit dem für die Baumaßnahme beauftragten Priener Architekten Heiner C. Pflugfelder vom Büro „Brand 01 Architekten“ sowie dem Gewerbeaufsichtsamt München erfolgt. Die Gesamtkosten der Sanierung bezifferte die Behörde mit rund 250000 Euro. Ende November soll laut Ursula Lampe das Bootshaus im „neuen Gewand“ der Wasserschutzpolizei übergeben werden.

Früher als erwartet kam deren Flaggschiff schon im Oktober zurück ans Bayerische Meer – allerdings war der Rückweg aus dem hohen Norden komplizierter. „Auf der Strecke gab’s eine unvorhersehbare Vollsperrung, deshalb musste die Genehmigung für den Schwertransport von den zuständigen Behörden überarbeitet und aktualisiert werden“, sagte Polizeihauptkommissar Kempf unserer Zeitung. Und schmunzelnd: „Nach Aussagen der Spedition sei Niedersachsen nicht unbedingt für Schnelligkeit bekannt. So war der Transporter vier statt zwei Nächte unterwegs.“

Zwei 400 PS starke
Motoren als Antrieb

Es sei ein gutes Gefühl, dass WSP 4 wieder zur Verfügung stehe. Gerade bei Unwettern, bei denen das Boot der Wasserwacht überfordert wäre, so Kempf. Angetrieben wird das Polizeiboot von zwei 400 PS starken Motoren, Radar und Wärmebildkamera bieten zusätzliche Sicherheit bei Nachteinsätzen und schwerer See. „Der Bug unseres WSP 4 ragt zum Beispiel etwa 1,50 Meter übers Wasser, und den hat der hohe Wellengang bei Unwettern schon mal mehrfach überspült. Das zeigt, was mit kleinen Booten passieren kann. Da hat’s heuer schon mehrfach lebensgefährliche Situationen für einige Bootsinsassen gegeben.“

Der Hauptkommissar freut sich, dass das WSP 4 wieder im „Heimathafen“ liegt. „Die ersten Fahrten liegen hinter uns, es läuft sehr gut und wir sind sehr zufrieden.“

<p>Von Mitte September bis Ende Oktober saniert das Staatliche Bauamt Rosenheim das Polizeibootshaus in Prien.</p>

Von Mitte September bis Ende Oktober saniert das Staatliche Bauamt Rosenheim das Polizeibootshaus in Prien.

<p>Strahlende Gesichter im Hafen: Gruppenleiter Roland Kempf mit seiner Kollegin Alexandra Rieger.</p>

Strahlende Gesichter im Hafen: Gruppenleiter Roland Kempf mit seiner Kollegin Alexandra Rieger.

Heuer 30 Verstöße am See geahndet

Dass es über 7000 genehmigte Wassergefährte auf dem Chiemsee gibt, macht deutlich, wie stark die Priener Wasserschutzpolizei gefordert ist. „Durch gute Personalbesetzung konnten wir heuer unsere Präsenz auf dem See erhöhen und haben so vermehrt auf Sicherheitsaspekte wie Beleuchtung und Ausrüstung der Boote oder Alkohol am Steuerruder achten können“, sagt Polizeihauptkommissar Roland Kempf. Und fährt fort: „Heuer haben wir bislang etwa 30 Verstöße im Schifffahrtsbereich geahndet. Diese Anzeigen gehen ans Landratsamt Traunstein, das jeweils ein Verwarnungs- oder Bußgeld festsetzt. Auch Straftaten stellen wir immer mal wieder fest, wie zum Beispiel Fischwilderei oder Umweltverschmutzungen.“ Die aufwendigste Aktion, die Kempf in seinen 17 Jahren bei der Wasserschutzpolizei miterlebt hat, war im Jahr 2008 die Suche nach einem abgestürzten Ultraleichtflugzeug. „Im Januar 2009 haben wir es mit den beiden Insassen gefunden. Bei dieser Suche haben wir viel gelernt. So setzen wir seitdem grundsätzlich Sonartechnik ein.“

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Samstag, 18. Mai 2024
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