Schutz für 18000 Museumsobjekte

Beim Gang durch das Museumsdepot erklärte Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann (rechts) Bürgermeister Michael Kölbl (Dritter von rechts) und Stellvertreter Werner Gartner sowie der Autorin Kristina Holl (links) die Besonderheiten.

Beim Gang durch das Museumsdepot erklärte Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann (rechts) Bürgermeister Michael Kölbl (Dritter von rechts) und Stellvertreter Werner Gartner sowie der Autorin Kristina Holl (links) die Besonderheiten.

Im Depot sichert künftig modernste Technik die historische Sammlung

Von Karlheinz Rieger

Wasserburg – Derzeit befindet sich das Zentraldepot am Herder noch im Bau. Doch schon jetzt zeigt sich die Besonderheit des Gebäudes. Im Zusammenhang mit den Forschungsarbeiten zum Museumsdepot Wasserburg entstand nämlich ein neues, innovatives Buch. „Handbuch Depots und Archive – Handlungsempfehlungen für Planung und Betrieb“ ist der Titel des Werks, das nun einem kleinen Kreis der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Mitautorin Kristina Holl, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer-Institut, gab den Anwesenden bei ihrer kurzweiligen Buch-Präsentation einen Überblick über dessen Inhalt, Aufbau und Gliederung und ging neben den darin aufgeführten architektonischen, technischen und konservatorischen Gesichtspunkten vor allem auf Aspekte des Klimaschutzes ein. Ziel sei es gewesen, so Holl, die Energiebilanz des Gebäudes zu optimieren, sodass ein Plusenergie-Depot, das mehr Energie erzeuge, als es zum Betrieb benötige, entstehen konnte.

Musterprojekt der
Nachhaltigkeit

Dieses deutschlandweit wohl einzigartige Musterprojekt an Nachhaltigkeit und Effektivität stellte im Anschluss Dr. Stephan Bichlmair, ebenfalls wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut, noch detaillierter vor. Anders als für menschliches Wohlbefinden sei der Temperaturkorridor ausgelegt, dem die eingelagerten Objekte ausgesetzt würden, erklärte er.

Zwölf Grad seien völlig ausreichend, 40 und 60 Prozent Luftfeuchte würden in Zusammenwirken von Fotovoltaik, Wärmepumpe und minimaler Lüftung in den fensterlosen Räumen für den geringstmöglichen Energieaufwand während des Jahreszeitenwechsels sorgen.

Alles sei mit hygrothermischen Simulationen vorausberechnet, die Gebäudehülle mit der Dämmung darauf abgestimmt und letztlich im Buch als Vorbild für weitere vergleichbare Vorhaben nachvollziehbar dargestellt worden.

Die so entstandenen Empfehlungen wurden im Rahmen des Forschungsprojekts »Energieoptimiertes Bauen: Energieminimierte Depot- und Archivgebäude zur Aufbewahrung von Kulturgütern mit Plus-Energiekonzepten (EnOB)“ erarbeitet, in dem die ideale Auslegung von Depot- und Archivbauten bezüglich Planung und Nutzung mit Blick auf Nachhaltigkeit und Qualitätsmanagement untersucht wurde.

Das Wasserburger Depot selbst wurde gemeinsam mit Experten des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik in Holzkirchen, Architekten und Fachplanern für Niedrigenergiegebäude sowie auf Depotplanung spezialisierten Restauratoren entwickelt.

Auf der Zielgeraden der Fertigstellung sei man jetzt jedenfalls, so Bürgermeister Michael Kölbl. Er bedauerte, das umfassende Werk nicht schon bei der eigenen städtischen Planung vorliegen gehabt zu haben, denn dann hätten wohl einige Fehler vermieden werden können.

Eröffnung im
Frühjahr

Im Frühjahr 2023 soll, wenn alles nach Plan läuft, die Eröffnung des Depots erfolgen, im Sommer dann der Umzug der Bestände. 18000 Museumsobjekte von der bronzezeitlichen Gewandnadel über gotische Madonnen bis zu Gemälden der zeitgenössischen Kunst werden so ein neues Zuhause finden. Die moderne Technik sorgt dann auch für eine adäquate Einlagerung und angemessene Klimatisierung der Kunst- und Kulturschätze auf Basis regenerativer Energien.

Einen Einblick über Aufbau und Räumlichkeiten erhielten die Anwesenden abschließend bei einem Rundgang, bei dem Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann weitere Besonderheiten erklärte, darunter auch die Eigenschaften des Museums-Terrazzobodens, der nach ihrer Ansicht wegen seiner Eigenschaften weniger für einen normalen Haushalt infrage käme.

<p>Das Museumsdepot befindet sich derzeit noch im Bau, bald soll es aber 18000 historische Gegenstände beherbergen. Bei der Planung des Gebäudes wurde auch die Optimierung der Energiebilanz berücksichtigt. Fotos Rieger</p>

Das Museumsdepot befindet sich derzeit noch im Bau, bald soll es aber 18000 historische Gegenstände beherbergen. Bei der Planung des Gebäudes wurde auch die Optimierung der Energiebilanz berücksichtigt. Fotos Rieger

Dienstag, 21. Mai 2024
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