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Gesundheitsberufe wichtiger als Finanzen

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Nach Ansicht unserer Leserzeigt die Corona-Krise auch die Probleme unseres Gesundheitssystems auf – unter anderem, dass in den vergangenen Jahren in den Kliniken zu viele Pflegekräfte eingespart wurden. dpa
Nach Ansicht unserer Leserzeigt die Corona-Krise auch die Probleme unseres Gesundheitssystems auf – unter anderem, dass in den vergangenen Jahren in den Kliniken zu viele Pflegekräfte eingespart wurden. dpa © picture alliance/dpa

Zur Berichterstattung über das Coronavirus (Politikteil, Blickpunkt und Lokalteil):

In den 1990er-Jahren ging die Reformwut richtig los. Federführend war Wende-Seehofer – der schlimmste Gesundheitsminister in meinen 45 Berufsjahren – und der Medizintheoretiker Lauterbach, der nach Installierung der Fallpauschale in den gesetzlichen Krankenversicherungen in den privaten Aufsichtsrat der Schön Kliniken wechselte. Als Sparkommissare fungierten Betriebswirte über die Chefärzte, die als erstes im Großraum München über 5000 Pflegekräfte wegrationalisierten. Nach Ende der Wehrpflicht fielen Zehntausende Zivildienstleistende ersatzlos weg. Seit Jahren wollen unsere Gesundheitsexperten in München 2000 Betten abbauen und kleine Krankenhäuser schließen. Die Geburtshilfe Bad Aibling wurde geschlossen, trotzdem wurde für die Gynäkologie in Rosenheim kein weiteres Personal eingestellt. Ich weiß, wovon ich rede. In meiner Familie sind wir fünf Ärzte. Das gesamte Personal arbeitet seit Jahren am Anschlag: Nach rund 55 Wochenstunden muss man sich mit der Verwaltung um die Anerkennung der Überstunden rumbalgen. Und jetzt kommt Corona! Am Chefarzt der Chirurgie liegt es am wenigsten, der Arme sitzt zwischen allen Stühlen und muss den Mangel verwalten, statt sich um seine Medizin zu kümmern. Abhilfe bei den Pflegeberufen schafft nur mehr Personal und deutlich mehr Geld und vor allem bessere Arbeitszeiten. Mit zwei bis drei Wochenenddiensten, zwei Nachtdiensten in der Woche ist das in unserer Freizeitgesellschaft nicht mehr vermittelbar; spätestens dann, wenn der Ehepartner streikt! Die Gesellschaft muss sich entscheiden, wer dem Gemeinwohl mehr dient: Ärzte und Pfleger oder Finanzdienstleister, Investmentbanker und Aufsichtsräte.

Dr. Hermann Dölzer

Oberpframmern

Die Meinungen der Medien und der Ärzteschaft in der Beschreibung eines Risikopatienten gehen weit auseinander. Das musste ich am eigenen Leibe erfahren. Ginge es nach der Definition, die in den Medien kursiert, wäre ich sehr wohl ein Risikopatient. Ich bin chronisch krank (Asthma und COPD), mir wurde vor vier Jahren ein Lungenlappen entfernt und vor drei Jahren bin ich an Krebs erkrankt gewesen. Krebs in den oberen Atemwegen. Seit drei Jahren erhalte ich eine Erwerbsminderungsrente und um finanziell überhaupt um die Runden zu kommen, habe ich einen 450-Euro-Job. Ständig hört man, Risikopatienten sollten nach Möglichkeit Zu Hause bleiben. Das ist ein Trugschluss. Nach der Definition der Ärzte ist man erst ein Risikopatient, wenn man Vorerkrankungen hat, das entsprechende Alter hat und zusätzlich Symptome aufweist. Ich arbeite in einem Pflegeheim, in dem einige Bewohner diese Symptome aufzeigen und sogar eine Mitarbeiterin positiv auf Corona getestet wurde. Mein Arbeitgeber ist auch nicht ausreichend mit Schutzmaßnahmen ausgerüstet. Mein Hausarzt, mein Onkologe und mein HNO-Arzt sehen aber keine Veranlassung, mich herauszunehmen, solange ich keine Symptome aufzeige. Nur, sollte ich Symptome aufzeigen, ist es meiner Ansicht nach für mich längst zu spät, da ich anhand meiner Vordiagnosen wahrscheinlich an einem Beatmungsgerät hängen würde. Anhand meiner Diagnosen kann ich nämlich nicht beurteilen, ob ich nur eine Erkältung habe oder ob ich mich infiziert habe. Seit ein paar Tagen leide ich zunehmend an Kurzatmigkeit und Atemnot und ich verbringe viel Zeit am Inhaliergerät. Ich kann nicht sagen, ob ich mich psychisch nur so über diese Situation aufrege, oder ob ich tatsächlich krank bin.

Martina Ziegler

Kolbermoor

Im OVB ist zu lesen, dass zum Beispiel das Medikament Remdesivir, das gegen Ebola entwickelt und getestet worden ist, bei Covid-19 besser hilft. Es ist aber für Covid-19 nicht zugelassen und es müssen erst große Studien – bei welchen nur die Hälfte der Probanden das Mittel wirklich bekommt – vor einem flächendeckenden Einsatz abgewartet werden. Sicher würde jeder an Covid-19 Sterbende das Risiko von eventuellen Nebenwirkungen in Kauf nehmen, wenn er das Mittel bekommen könnte. Worauf warten wir?

Ludwig Karrer

Stephanskirchen

Ein bekanntes Zitat aus Matthäus 18. Vers 20: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Das gilt nicht nur für den lieben Gott, sondern auch für das Corona virus! Der neue Sars-CoV-2-Erreger zwingt alle Religionen zum Verzicht auf Versammlungen und Gebete in der Gemeinschaft. Die wichtigsten Stützen und Helfer unseres Gemeinwesens sind jetzt Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern in den Kliniken, Mitarbeiter in den Alten- und Pflegeheimen, Pfarrer, Polizeibeamte, Soldaten, Sanitäter, Feuerwehrleute, Zugbegleiter, Lkw-Fahrer, Mitarbeiter und Kassierer/innen im Lebensmitteleinzelhandel. Das sind wichtige Dienstleister an den Menschen – die meistens schlecht bezahlt werden, aber hohes Ansehen und Dank verdienen. Zeigen wir Ihnen unsere Hochachtung jeden Tag!

Dieter Schönleben

Oberaudorf

Das, was derzeit von unserer Regierung wegen Corona kommt, ist kaum mehr zu unterbieten! Jeder BWL-Student kennt den Satz: Wenn der Manager nicht mehr weiter weiß, gründet er einen Arbeitskreis. So ist mein Gedanke, die Besten der Besten zusammenzuholen und auszuarbeiten, wer was wann und mit wem macht und wie das Ganze finanziert wird. Es müssen Lösungen her. Als Teilnehmer fallen mir spontan zum Beispiel Schäuble und Wiedeking (er schaute, was andere besser machen als VW, und implementierte das als Maßnahme) ein! Nur wenn wir Lösungen als Priorität setzen haben wir schnellstmöglich eine Chance! Schade, dass unsere Bundeskanzlerin, welche früher gerade dadurch überzeugte, jetzt so schwächelt!

Mathias Sauer

Rimsting

Zur Berichterstattung über die Quarantäne der Bundeskanzlerin während der Corona-Pandemie (Politikteil):

Es kommen mir da schon leise Zweifel, ob sie wirklich wegen der Pneumokokken-Impfung mit einem Arzt, der als corona-positiv verdächtig eingestuft ist, Kontakt gehabt hat. Wenn Frau Merkel zurzeit einen Arzt braucht, wird man doch sicher Vorkehrungen treffen, dass so etwas auf keinen Fall passiert und einen Arzt nehmen, der vorher eingehend ausgetestet wurde. Nachdem sich Frau Merkel im Februar noch in Somalia aufhielt, erhielt sie bestimmt laufend Impfungen, die ja für ihre Auslandsaufenthalte notwendig sind, um vor irgendwelchen schwerwiegenden Erkrankungen geschützt zu sein. Bei der verkorksten Wahl in Thüringen hat sie sofort von Somalia aus ihre Anweisungen gegeben, während sie sich bei dieser Corona-Krise Zeit ließ, von sich was hören zu lassen. In Quarantäne kann sie jetzt entscheiden, ob es wirklich nötig ist, wann sie reagieren und regieren will – da fällt das Aussitzen des Problems, wie sie es gerne macht, nicht so auf. Statt ihrer schönen Worte im Fernsehen, sollte sie sich lieber längst massiv darum gekümmert haben, dass alle Beteiligten, die uns in dieser schwierigen Situation helfen und ihre eigene Gesundheit einem großen Risiko aussetzen, wenigstens eine gute, vollständige Ausrüstung für ihre Arbeit bekommen. Und die Verantwortung nicht nur auf ihre Minister abwälzen und uns erklären müssen, dass sechs Millionen Atemschutzmasken, die noch nicht bezahlt sind, in Kenia verlorengegangen sind. Welche Rolle dabei Kenia spielt, ist nicht erklärbar. Ich stelle mir eine Bundeskanzlerin vor, die für ihre Bürger da ist. Und nicht das von diesen erwirtschaftete Geld in der ganzen Welt verteilt.

Annemarie Wagemann

Stephanskirchen

Zum Leserbrief von Ruth Neumann:

Sie haben die Situation nicht verstanden: Unser Grundgesetz sieht eine Priorisierung von Rechten vor: An erster Stelle steht das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Weiter hinten in der Rangfolge stehen Persönlichkeitsrechte wie Freizügigkeit. Das Seuchenschutzgesetz hakt genau hier ein: Wenn das Leben vieler bedroht ist, ist eine Beschränkung von Persönlichkeitsrechten nicht nur zulässig, sondern geboten. Bei der Haltung, die Sie an den Tag legen, sollten Sie ehrlicherweise für den Fall, dass Sie infiziert werden, eine Verzichtserklärung auf medizinische Versorgung unterschreiben, verbunden mit einer Haftungserklärung, dass Sie für Schäden, die dadurch entstehen, weil Sie andere anstecken, aufkommen werden.

Wolfram Eichelberger

Bruckmühl

Zum Leserbrief von Irene Rieder:

Les` ich Ihren Brief, Frau Rieder, ärger ich mich immer wieder. Wer um die 80 oder so ist, der stirbt demnach sowieso (bald). Sie wissen auch nicht, wann Sie sterben, das würde ja den Spaß verderben. Ihr sogenanntes Szenario macht wirklich keinen von uns froh. Doch es geht uns allen so und es sich von selbst versteht, dass vieles einfach jetzt nicht geht. Rücksicht hat mit Vernunft zu tun, doch da sind manche, scheint`s, immun.

Christine Kieslinger

Bruckmühl

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