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Saufgelage am Spielfeldrand

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Zu klischeehaft, zu flach - vor allem in Halbzeit eins: Christine Eixenberger. Foto vk
Zu klischeehaft, zu flach - vor allem in Halbzeit eins: Christine Eixenberger. Foto vk © OVB

Dialektfreudig, eine starke Bühnenpräsenz und viel schauspielerisches Talent brachte die junge Kabarettistin Christine Eixenberger am Freitag auf die Bühne im Mühldorfer Haberkasten. In ihrem ersten Soloprogramm taucht die Schlierseerin in die Welt des Provinzfußballs ein und lässt dabei kein Klischee aus - mit Höhen und Tiefen.

Der rote Faden in ihrer Geschichte sind vier Spielerfrauen, überzeugte Anhängerinnen des TSV Pappenzell. Die Freundinnen aus Kindertagen durchleben selbstredend am Spielfeldrand dramatische Lebensphasen.

Christine Eixenberger spielt wahlweise sich selbst, schlüpft in die Rolle der Annemarie, Geli oder Moni. Besonders gelungen ist die Figur der Annemarie. Die Erzieherin erklärt stets im feinsten Hochdeutsch ihrem Spielergatten pädagogisch korrekt ihre Gefühlslage, wobei ihre strenge Selbstbeherrschung aus dem Ruder läuft, sobald es auf dem Spielfeld mal brenzlig wird. Sehr schön kommt die Anekdote wie Annemarie ihrem Mann, der im Alleingang treffsicher auf das gegnerische Tor zustürmt, hinterherruft: "Fußball ist ein Mannschaftsport. Du sollst doch nicht immer alles alleine machen."

Weniger glücklich ist die Figur der Moni, die "spieltaktisch die beste Übersicht hat", weil sie mit dem Torwart, dem defensiven Mittelfeldspieler und diversen anderen etwas hatte. Nach den Affären flüchtet sie sich in die Welt der Zen-Meditation und der Heilkristalle. Und dann gibt es noch die arg affektierte Geli, die zur Angie mutiert, weil "ihrer" es zum FC Bayern-Kicker geschafft hat.

Spielt ein Kabarettist betrunkene Männer am Rande des Sprachverlustes, ruft das meist Lacher hervor. Frauen im Vollrausch dagegen wirken eher peinlich und kommen auf der Bühne seltener vor. Bei Christine Eixenberger herrscht in diesem Punkt absolute Gleichberechtigung. Je nach Tabellenstand haben Spielerfrauen ebenso wie ihre Männer einen Schwips oder "a Vollgranaten", was Christine Eixenberger hingebungsvoll in allen möglichen Verrenkungen auf dem Barhocker darstellt, plärrt und lallt, dabei gerne und lustvoll derb und gschert das Bayerische bemüht.

Während sie Sprache, Mimik und Tempo spielerisch halten kann, hapert es vor allem in der ersten Halbzeit am Drehbuch. Zu klischeehaft, zu flach. Einfach Ablästern über Bachblüten und Zen-Meditation reicht nicht. Schade, denn eigentlich kann sie es, bei ihrem Potenzial hätte man sich Texte mit mehr Biss und mehr Tiefe gewünscht. Immerhin: Die zweite Hälfte war um Längen besser.

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