1. ovb-online-de
  2. Mühldorf
  3. Region Waldkraiburg

Eine Leiter und drei Eimer: So fing es mit der Waldkraiburger Feuerwehr an

Kommentare

Mit einer Leiter und drei Wassereimern ging der Feuerschutz vor über 140 Jahren in St. Erasmus an den Start. Heute rücken die Feuerwehren mit Drehleitern und modernem Gerät aus. Nur so sind sie Großbränden, wie hier bei einem Feuer in einem ehemaligen Farbenhandel im Gewerbegebiet gewachsen.
Mit einer Leiter und drei Wassereimern ging der Feuerschutz vor über 140 Jahren in St. Erasmus an den Start. Heute rücken die Feuerwehren mit Drehleitern und modernem Gerät aus. Nur so sind sie Großbränden, wie hier bei einem Feuer in einem ehemaligen Farbenhandel im Gewerbegebiet gewachsen. © fib Foto Ess Tamara 0049/173/592

Eine Leiter und drei Eimer gehörten vor fast 150 Jahren zum Brandschutz-Inventar einer Landgemeinde. Heute rücken Freiwilligen Feuerwehren mit hochmodernem Gerät aus. Eine Ausstellung, die in diesem Sommer im Haus der Kultur zu sehen ist, erzählt Waldkraiburger Feuerwehrgeschichte von anno dazumal bis heute.

Waldkraiburg – Wie wichtig eine einsatzbereite Freiwillige Feuerwehr und engagierte und gut ausgebildete Aktive sind, das hat sich einmal mehr bei dem heftigen Unwetter in dieser Woche gezeigt. Seit dem 19. Jahrhundert können sich die Menschen auf die Floriansjünger in der Region verlassen. Das zeigt eine neue Ausstellung zur Geschichte der Feuerwehr in Bayern und Böhmen. „Wer kommt, wenn’s brennt?“ ist in diesem Sommer im Stadtmuseum im Haus der Kultur zu sehen.

Feuerlöschordnung von 1873

Das ganze Stadtarchiv hat Konrad Kern durchforstet, um Material für die Ausstellung zusammenzustellen. Unter anderem ist der Archivar dabei auf eine Feuerlöschordnung von Fraham aus dem Jahr 1873 gestoßen. Bemerkenswert findet er daran, dass sich die Gemeinde schon damals, sechs vor der Gründung der Feuerwehr Fraham-Erasmus, um den Feuerschutz gekümmert habe.

Der Lehrer und Gemeindeschreiber listete fein säuberlich das Inventar auf, das zur Brandbekämpfung vorhanden war: eine Leiter, drei Feuerwehrhaken, drei Eimer. Was für ein Kontrast zu den modernen Mitteln der Feuerbekämpfung des 21. Jahrhunderts, die heutzutage in den Feuerwehrhäusern und -zentren stehen.

Zwei Feuerwehren feiern Jubiläum

Eine einsatzfähige Löschtruppe gab es in St. Erasmus ab 1879. Zwei Jahre später wurde die Freiwillige Feuerwehr Pürten aus der Taufe gehoben. Deren 140-jähriges Jubiläum gab den Anlass für die Ausstellung, ebenso wie der 70. Geburtstag der Waldkraiburger Wehr, die 1951 aus der Lagerfeuerwehr hervorging und mit 22 Mann startete.

Die älteste Vereinsfahne im Stadtgebiet ist eine Feuerwehr-Standarte

Gemeinsam mit Elke Keiper hat Kern die Feuerwehrschau vor wenigen Tagen aufgebaut. Sie sind ein eingespieltes Team. Die Museumsleiterin bringt ihre große Erfahrung beim Gestalten von Ausstellungen ein: beim Arrangieren historischer Objekte, vom einfachen Ledereimer über alte Feuerwehrhelme bis hin zur neuesten Ausrüstung bei der Feuerbekämpfung der Gegenwart und beim Anordnen der Fahnen in einer Art Pavillon in der Raummitte. Darunter ist ein besonderes Stück: „Die Standarte der Feuerwehr St. Erasmus, die vermutlich aus dem Jahr 1892 stammt, ist die älteste Fahne in der ganzen Stadt“, sagt Konrad Kern.

Lesen Sie auch:

Ein Turm mit Geschichte: Vor 75 Jahren gebaut und zweimal umgebaut

Mit Plänen und Fotografien, Plakaten und historischen Uniformen sowie mit aktuellen Objekten, Fotos, Filmen und Zeitzeugeninterviews zeichnet die Ausstellung die Geschichte der Feuerwehr in Bayern und Böhmen nach. Die Macher können dabei auf Chroniken der vier Waldkraiburger Feuerwehren zurückgreifen, und auf die Bestände aus dem Haidaer Archiv und der Adlergebirgsstube im Haus der Kultur, die teilweise bis ins 19. Jahrhundert zurückgehen.

Im Sudetenland gab es auch Turnfeuerwehren

Tabea Sethmann ist von der Vielfalt und Verschiedenartigkeit der Exponate verblüfft. Nach dem Geschichts- und Spanischstudium arbeitet sie seit Kurzem als wissenschaftliche Volontärin im Stadtmuseum. Sie hat aus dem Fundus des Adlergebirgsarchivs ein Plakat entnommen: zum 50. Gründungsfest einer Turnfeuerwehr, auch das gab’s in der Geschichte der Feuerwehr.

Das habe mit der außerordentlich großen Bedeutung der Turnbewegung im Sudetenland zu tun, so der Stadtarchivar. Bei den vielen jungen Leuten, die im Sport aktiv waren, lag es nahe, diese auch für die Feuerbekämpfung zu organisieren.

Tabea Sethmann, die beeindruckt ist, von der vielfältigen Museumslandschaft in Waldkraiburg, findet die bunten Erinnerungsteller der Feuerwehr St. Erasmus nicht weniger anschaulich. Sie stehen für die Feste, die Geselligkeit, den Zusammenhalt, die die Feuerwehren bis heute ebenso ausmachen.

Eröffnung und Begleitprogramm

Eröffnet wird die Ausstellung zur Feuerwehrgeschichte am Sonntag, 4. Juli, um 15 Uhr im Stadtmuseum im Haus der Kultur von Kulturreferentin Lydia Partsch.

Es gibt ein vielseitiges Begleitprogramm. Im Feuerwehrmuseum Bayern an der Duxer Straße bieten Spezialführungen am Mittwoch, 14. Juli und 4. August, jeweils um 18 Uhr, neue Einblicke mit dem Schwerpunkt auf historischen Feuerwehrfahrzeugen und -Geräten.

Zu einer Führung durch die Ausstellung „Wer kommt, wenn’s brennt?“ im Stadtmuseum laden Stadtarchivar Konrad Kern und Museumsvolontärin Tabea Sethman am Donnerstag, 22. Juli, um 18 Uhr. Auch die Waldkraiburger Feuerwehr in der Prießnitzstraße ist mit einer besonderen Aktion dabei.

Zur Eröffnung wie zu den Begleitveranstaltungen ist bei begrenzter Teilnehmerzahl jeweils eine Anmeldung erforderlich. Das ist von Montag bis Donnerstag unter Telefon 0 86 38/95 93 08 oder per Mail museum@kultur-waldkraiburg.de möglich. Wer sich anmeldet, bekommt eine Bestätigung.

Die Ausstellung, deren Besuch kostenlos ist, läuft bis einschließlich Samstag, 14. August.hg

Sie führen durch die Geschichte des Feuerwehrwesens in Bayern und Böhmen am Beispiel Waldkraiburgs und seiner Ortsteile: die Ausstellungsmacher (von links) Tabea Stehmann, neue Museumsvolontärin, Konrad Kern, Stadtarchivar, und Elke Keiper, Leiterin des Stadtmuseum.
Sie führen durch die Geschichte des Feuerwehrwesens in Bayern und Böhmen am Beispiel Waldkraiburgs und seiner Ortsteile: die Ausstellungsmacher (von links) Tabea Stehmann, neue Museumsvolontärin, Konrad Kern, Stadtarchivar, und Elke Keiper, Leiterin des Stadtmuseum. © Picasa

Auch interessant

Kommentare