Vom Maß aller Dinge – alte Maße und Gewichte in Baiern

 

 

Hans-Georg Hofmann

Vom Maß aller Dinge – alte Maße und Gewichte in Baiern1

Mit lokalen und regionalen Beispielen und Bildern von Exponaten aus dem Schrobenhausener Stadtmuseum

 

Maß, Größe, welche zur Vergleichung mit andern gleichartigen Größen als Einheit angenommen wird“

Mit diesen nüchternen Worten beschreibt ein „Lexikon der gesamten Technik“ vom Anfang des 20. Jahrhunderts (im Literaturverzeichnis siehe Lueger) den Sinn und den Gebrauch von Maßen (und Gewichten) und den Vorgang des Messens als „Vergleichung“.

Was Menschen im Alltag am häufigsten vergleichen wollen, ist die Größe von Dingen: die Breite des Esstisches, die Höhe der Garageneinfahrt im Vergleich zur Höhe des Autos, die Rahmenhöhe des Fahrrades, der Durchmesser der Kugelschreiber-Mine. Entsprechende Messmittel wie Rollmaß, Meterstab, Schieblehre sind heute verbreitet und allgemein verfügbar. Sie basieren alle auf dem Meter, der internationalen Maßeinheit für Länge, Breite, Höhe.

 

Längenmaße

Früher wurden Längenmaße vom menschlichen Körper abgeleitet: Schuh oder Fuß, Elle – die Länge des Unterarmes, Klafter – der Abstand der Hände bei waagerecht ausgestreckten Armen. So trug jeder Mensch sein eigenes Maßsystem mit sich herum.

Das war natürlich für den Zweck des Messens nicht brauchbar. Deshalb wurden sogenannte Normale geschaffen: Für den Geltungsbereich einer Stadt oder einer Anzahl von Orten, die zu einem Kloster oder einer Hofmark gehörten, verbindlich vereinbarte Größen der gängigsten Maße. So war in einem begrenzten öffentlichen Bereich die Verbindlichkeit und Vergleichbarkeit des Messens gewährleistet. Dass aber das Messwesen in Pfaffenhofen und in Schrobenhausen übereinstimmte, davon konnte man nicht ausgehen.

Die Normale, das heißt ihre greifbaren Verkörperungen mussten den Bürgern zugänglich gemacht werden. In Regensburg befinden sich die Normale noch heute an der Außenwand des Alten Rathauses. Häufig wurden Normale an Kirchen oder anderen allgemein bekannten und gut zugänglichen Orten angebracht. In vielen Markthallen befanden sich Normale für die Getreidemaße.

 

 

Altes Rathaus in Regensburg: „der stat schuch / der stat öln / u. der stat klafter“

 

Zollstock 1801 (Schrobenhausener Stadtmuseum)
Man erkennt die Einteilung in Halb- und Viertel-Zoll

 

Der Tischler hatte einen Zollstock, bei dem der Schuh noch weiter unterteilt war in zwölf Zoll, und der auch Markierungen für Halb- und Viertel-Zoll zeigte. Damit konnte er das Material für den neuen Küchenkasten seines Nachbarn so zuschneiden, dass dieser genau in die Nische passte, die er vorher ebenfalls mit seinem Zollstock ausgemessen hatte. Und der Zimmermann konnte sicher sein, dass die Balken, die er nach Klaftern, Ellen und Zoll beim Sägewerk bestellt hatte, sich zu einem neuen Dachstuhl fügen ließen. Aber: Das war nur dann der Fall, wenn das Sägewerk die gleichen Maße benutzte, wie der Zimmermann, was durchaus nicht selbstverständlich war. Die Uneinheitlichkeit des Messwesens verursachte Ärgernisse, die sich bis in den privaten Bereich der Bürger auswirkten: Der Tischler konnte nicht sicher sein, dass der Schrobenhausener Küchenkasten auch in die Nische in Pfaffenhofen passte.

Eine weitere Längeneinheit war die Rute, die vor allem zur Messung der Länge und Breite von Grundstücken benutzt, in Baiern jedoch hauptsächlich bei der Landesvermessung verwendet wurde. Die Rute war an den Schuh angeschlossen. Sie hatte – abhängig von Ort und Zeit – 10, 12 oder 14 Schuh und zeigte also die von den anderen Längenmaßen her bekannte Vielfalt.

Der Nachteil dieser regionalen Unterschiede für das Wirtschaftsleben wurde von der Obrigkeit früh erkannt. Schmeller (2) zitiert aus dem Jahre 1616, zur Regierungszeit von Herzog Maximilian I.: „Dieweil allberait Ao 1553 die Eln auff die Landshueter Eln gericht worden, so ist unser Mainung, daß bemelte Landshueter Eln in unsern Fürstenthumb allain und kein ander gebraucht werde.“ Ob diese frühe Standardisierung allgemeine Beachtung fand, ist nicht bekannt.

Durch königliche Verordnung vom 28. Februar 1809 wurden in Bayern die Größenverhältnisse zwischen den Längenmaßen vereinheitlicht: Die Elle hatte 2 Schuh und 10 ¼ Zoll, der Klafter 6 Schuh, die Rute 10 Schuh.

Bei der Einführung des metrischen Maßsystems im Deutschen Reich 1872 wurde der (Bayerische) Zoll zu 2.432 cm, der Schuh zu 29,186 cm, die Elle zu 83,31 cm umgerechnet.

Bei den Entfernungen zwischen Ortschaften hat man es weniger genau genommen. Es genügte zu wissen, dass man von Schrobenhausen nach Aresing etwa eine Stunde fuhr und nach Aichach vier Stunden.

Die Stunde, wie heute der vierundzwanzigste Teil des Tages, wurde durch die Kirchenglocken oder, falls vorhanden, die Kirchturmuhr vorgegeben und war sicher keine genaue Zeitangabe.

Schmeller schreibt dazu: „Den Weg nach Meilen zu zählen, ist in Alt Baiern ganz unvolksmäßig. Man rechnet ihn … nach Stunden, d. h. so viel ein rüstiger Fußgänger in einer Stunde zurücklegt, was in der Regel eine halbe deutsche Meile ausmacht.“

Die deutsche Meile entsprach etwa 7500 m; außerdem kannte man die Postmeile zu 8600 m. Die bairische Meile maß etwa 7400 m.

 

Stundensäule aus München (Sandstein, um 1800) – Stadtmuseum München

Stundensäulen waren Entfernungsanzeiger für Reisende. Sie standen an den Ausfallstraßen und markierten die Einheit „Stunde“, die früher nicht nur ein Maß der Zeit, sondern auch eine Entfernungsangabe war. Eine geographische Stunde entsprach einer halben deutschen Meile oder 12.703 „baierischen Schuh“, das sind etwa 3,7 Kilometer. In diesem Verständnis bezeichnete die Säule die Strecke einer Gehstunde zur Stadtmitte. 

 

Feldmaße

Landwirtschaftliche Flächen waren nicht nur Produktionsmittel, sondern auch Handelsgüter: Sie wurden gekauft und verkauft, verpfändet, beliehen und versetzt.

In einer Urkunde vom 29. September 1491 (3), mit der ein Landwirt ein Darlehen aufnimmt und dafür jährlich den Ertrag von zwei Äckern entrichtet, heißt es: „… wir dürfen von den vorgenannten zwei Äckern nichts verbumbern, versetzen oder verkaufen.“ („Verbumbern“ bedeutet „auf Pump erwerben bzw. verkaufen“.) Er durfte also den Marktwert des als Sicherheit eingesetzten Pfandes nicht vermindern.

Wie für andere Handelsgüter war es notwendig, die Größe und damit den Wert landwirtschaftlicher Grundstücke zu ermitteln und zu vergleichen. Als Flächeneinheit für Grünland diente das Tagwerk, ursprünglich die Fläche, die an einem Tag gemäht werden kann. Nun hängt diese Fläche – unter anderem – von der Bodenbeschaffenheit und von der Witterung ab und war also nicht überall und nicht jederzeit von gleicher Größe.

Zum Zwecke der „Vergleichung“ war also eine allgemeinere Festlegung der Maßeinheit Tagwerk notwendig. Durch die königliche Verordnung von 1809 wurde auch das Feldmaß an den Schuh angeschlossen, indem ein Grundstück von 40 000 Quadratschuh Fläche als ein Tagwerk groß definiert wurde. Ein Grundstück von einem Tagwerk konnte also 200 Schuh mal

200 Schuh messen. Dieses Tagwerk variierte zwar mit dem Schuh, aber es ermöglichte die reproduzierbare Vermarkung und Vermessung von Grundstücken.

Flächeneinheit für Ackerland war der Juchert, das Feld, das man an einem Tag pflügen kann. In dem Namen Juchert steckt das lateinische Wort iugum = Joch, Paar von Zugtieren; es vermittelt das Bild des Landwirts, der mit seinen Ochsen ackert. Wie das Tagwerk wurde der Juchert 1809 ebenfalls auf eine Größe von 40 000 Quadratschuh festgelegt.

Weit verbreitet war auch das Dezimal, eine Fläche, die ein Zehntel des Tagwerks ausmachte, zum Beispiel 80 Schuh mal 50 Schuh.

Der Morgen, als Feldmaß in anderen Teilen Deutschlands verbreitet, hatte eine dem Tagwerk entsprechende Größe. Er war aber in Baiern nicht gebräuchlich.

Ein merkwürdiges Feldmaß ist der Bifang. Schmeller schreibt dazu: „Der Bifang, Plural die Bifäng, der Ackerbalken, das sind die, beim wiederholten Hin= und Herfahren mit dem Pflug … losgeschnittenen Streifen Erde, welche eine Erhabenheit zwischen zwey Vertiefungen (Furchen) bilden. … Die Bifänge im bairischen Flachland bestehen gewöhnlich aus vier solcher Erdstreifen. … So findet man in Urkunden häufig die Äcker nach der Zahl ihrer Bifänge bestimmt, deren Länge indessen äußerst verschieden sein kann. … Allein, da gewöhnlich in den Feldfluren mehrere gleichlange Äcker neben einander liegen, so kommt es bey einzelnen oft nur darauf an, ihre Breite zu kennen.“ Wieder die Urkunde vom 29. September 1491: „… meine zwei Äcker … der eine … siebenundzwanzig Pifang hat, der andere … hat neun Pifang.“

Ein Ratsprotokoll aus dem Schrobenhausener Stadtarchiv vom 22. Mai 1773 (4) befasst sich mit der Bitte des Stadtpfarrers Nikolaus Oberbauer, ihm ein Stück von einem gemeindeeigenen Grund zu verkaufen, auf dem er einen Garten anlegen will. Die Größe dieses Areals wird mit „33 geometrischen Ruten oder 2 Tagwerk“ angegeben. Die geometrische Rute ist demnach ein Feldmaß, das etwa 2400 Quadratschuh oder – wenn man die Rute, wie sie 30 Jahre später standardisiert wurde, zu 10 Schuh annimmt – 24 Quadratruten entsprach. Flächen wurden offenbar in diesem Maß selten gemessen, sonst wäre in dem Protokoll nicht die Umrechnung in Tagwerk angegeben worden.

 

Hohlmaße

Das bekannteste Hohlmaß ist die Maß-Kanne, meist einfach die Maß. Sie war das Volumen des Steinkrugs, aus dem das Bier getrunken wurde. Gebräuchlich war daneben die Halbe Maß, auch Seidel genannt und die Quart = Viertel (Maß). (Eine Redensart, die von Schmeller überliefert und ins Schriftdeutsche übersetzt wurde: „Wer seinen Durst mit Seideln labt, fang´ besser gar nicht an.“)

Die regionalen Unterschiede sind bei der Maß wohl gering gewesen. Die Töpfer in Keferloh und anderswo werden gewusst haben, wie groß der Keferloher sein muss und wo der Eichstrich anzubringen ist, damit sich kein Biertrinker in Baiern benachteiligt fühlen muss.

Die Maß wurde anlässlich der Vereinheitlichung des Messwesens im Deutschen Reich auf 1,069 Liter festgelegt.

Größere Flüssigkeitsmengen wurden mit dem Schenkeimer oder einfach Eimer gemessen. Er hielt 60 Maß. Davon unterschieden war der Visiereimer zu 64 Maß, nach dem der Inhalt von Fässern ausgemessen wurde.

Der Eimer wurde – wie auch andere alte Maße – nach der Einführung des metrischen Maßsystems weiter verwendet. So gibt Alexander Höcht am 23. Oktober 1873 für seine Brauerei die Herstellung von jährlich 1400 Eimern Bier an und für die Brennerei 25 Eimer Branntwein. Jakob Stief meldet am 19.Februar 1875 für seine Bierwirtschaft 800 Eimer Bierverbrauch. (5)

 

Die Apotheken, in denen sehr kleine Flüssigkeitsmengen genau gemessen werden mussten, benutzten – wie beim Gewicht – ein eigenes Maßsystem. Es geht aus von der Gallone mit 4546,1 Millilitern, die unterteilt ist in 160 Flüssigkeits-Unzen und diese in je acht Flüssigkeits-Drachmen.

Messgefäß mensuriert in Flüssigkeits-Unzenund -Drachmen

 

Messgefäße aus der Bachhuberschen Apotheke – metrisch mensuriert

 

Für den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten und anderen Schüttgütern wie Salz oder Mehl waren eigene Hohlmaße oder Trockenmaße gebräuchlich. Hier waren die regionalen Unterschiede so beträchtlich, dass der Handel mit diesen Produkten erheblich erschwert war. Deshalb wurde bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts versucht, die sogenannten Getreidemaße zu vereinheitlichen.

Am 25. Mai 1731 erließ Kurfürst Karl Albrecht ein „Mandat … wegen der Getraidmässerey(6), in dem er schreibt, daß „Uns deß öfftern hinterbracht, und fürgestellet worden, Wür es auch von selbsten gnädigst ermessen, wie nutzlich es seye, daß die in unseren Landen sich verschaidentlich bezaigende Trayd=Mässerey in eines und zwar in das hiesige Münchner=Maß reduciert werde.“ Dazu hat er geeichte Muster-Gefäße (Normale!) von den Münchner Trockenmaßen „verfertigen und unsern Regierungen zuschicken lassen.“ Die Regierungen in den „Haubt=Stätten München, Landshuet, Straubing, Burghausen und Ingolstatt“ werden angewiesen, dafür zu sorgen, dass „alle in jedem Regiments=District entlegene Pfleg=Gerichts, Mautt= und Casten=Beambte, Clöster, Hofmarchen Stätt und Märckt“ solche Normale beschaffen und künftig anstelle der bisherigen unterschiedlichen Maße (es werden aufgezählt: „Schaaf, Mutt, Staab, Vierling, Kibl oder Säck, wie dieselbe ohne Ausnamb Nammen haben“) verwenden.

Um die Einführung des Münchner Maßes zu erleichtern, wird vorgeschrieben, dass „jene Stätt= und Märckts=Obrigkeiten, bey denen die Schrannen= Trayd= oder Wochen=Märckt gehalten werden, die baldigst an sich bringende hiesige Münchner=Mässerey in Gegenwart 4 aigens hierzue verpflichter Burgerlicher Raths=Freunde öffters auß= und abzumessen, und sohin die Vergleichung derselben, und der alten bißhero im Brauch gehabten Mässereyen deutlichen außgeschribner, an dem Rathhaus auf ainer Tafel anhangen zlassen haben.“ Schließlich wird noch eine Frist für die Umsetzung der Maßnahmen gesetzt: „So werden Wür nach Verfliessung obberührtern Terminus Michaeli weder in Kauff oder Verkauff auf öffentlichen Schrannen, Trayd=und Wochenmärckten, den Gebrauch einer anderen, als der hiesigen Mässerey, beyneben nicht gedulten.“

Eine weit- und umsichtige Anordnung! Es ist wohl nicht dazu gekommen, dass sie bis Michaeli 1731 vollständig umgesetzt wurde, aber sie war ein entscheidender Schritt zur Beendigung eines chaotischen Zustandes.

Das Schaff war als Hohlmaß die Basisgröße für das Messen von Trockenprodukten – Schmeller: „Das Schaff, Diminutiv Schäfflein, Schäffel. Gefäß von Böttcherarbeit, nach oben offen, …“. Man kann sich die Form des entsprechenden Behälters vorstellen!

Hier ist ein Wort zur Aussprache angebracht. Schmeller weist darauf hin, dass in der bairischen Mundart Diminutive wie Schäffel (= hochsprachlich Scheffel) oder Mässel nie mit Umlaut, sondern mit dem einfachen Laut ausgesprochen wurden: Schaffel, Massl.

 

 

Schaff aus dem Besitz des Melbers und Salz-Stößlers Georg Mühlbauer mit Eichmarken von 1880 bis 1901 am oberen Rand (Fotos: Rödig)

 

Das mit dem Mandat von 1731 verordnete Münchner Getreidemaß ist der Münchner Schäffel, der 6 Münchner Metzen enthält. Der Metzen hat 4 Viertel. Weitere Unterteilungen des Metzens gehen hinab bis zu 32 Dreißigern und 128 Mässeln in einem Metzen.

Regional unterschiedlich gab es vor der gesetzlichen Regelung eine Vielfalt an Unterteilungen des Schaffs oder Schäffels, die von Schmeller in seinem großen Artikel über das Schaff dargestellt werden.

Das Äquivalent des Schäffels im metrischen System findet sich in einem Zeitungs-Bericht vom 9. Januar 1847 über die Münchner Schranne. Dort heißt es „45 bayrische Schäffel = 100 Hektoliter“. Demnach hält ein Schäffel etwa 222 Liter, der Metzen etwa 37 Liter. (Die spätere offizielle Umrechnung ergab 222,36 Liter bzw. 37,06.) Seit den Napoleonischen Kriegen war das metrische Maß-System in Baiern bekannt, obwohl es nicht offiziell eingeführt war.

Die von der kurfürstlichen Regierung 1731 beklagte uneinheitliche „Getreidmässerei“ mit ihren Folgen für die Wirtschaft war auch im engeren Umkreis von Schrobenhausen erkennbar.

 

Für Schrobenhausen findet man Archivalien, in denen, ähnlich wie im kurfürstlichen Mandat verfügt, die alten und neuen Maße einander gegenübergestellt sind.

Eine Getreiderechnung von 1750 aus dem Schlossarchiv Sandizell (7) listet die Korngülten aus Edelshausen auf, die dem Grundherrn entrichtet werden müssen. Am Anfang steht eine „Resolvierung“, ein Vergleich des Schrobenhausener Kornmaßes mit dem neuen Münchener Maß. Daraus geht hervor, dass in Schrobenhausen der Schäffel wie in München in sechs Metzen, dieser in vier Viertel unterteilt waren. Die Schrobenhausener Maße waren aber um ein Achtel größer als die Münchner. Mit dem obigen Wert des Münchner Schäffels umgerechnet, hält der Schrobenhausener Schäffel 250 Liter, der Metzen also etwa 42 Liter.

Dieses Dokument enthält auch eine Umrechnung des Maßes von Rain am Lech. Dort hält der Schäffel 259 Liter. Im Unterschied zu München und Schrobenhausen ist er aber in acht Metzen zu je 32,5 Liter unterteilt.

 

 

In einem Dokument von Mühlried aus der Mitte des 17. Jahrhunderts wird der dortige Schäffel in fünf Metzen unterteilt; die Größe des Schäffels ist nicht angegeben.

In Pfaffenhofen hielt der Schäffel 239 Liter und war in vierzehn Strich zu je 17,1 Liter unterteilt.

Schrobenhausen, Rain am Lech, Mühlried, Pfaffenhofen: Vier Orte, die man als beispielhaft annehmen kann, haben vier verschiedenen Kornmaße: Man kann ermessen, wie schwerfällig das Wirtschaftsleben im Lande funktionierte. Bis zu einer wirkungsvollen Abhilfe dauerte es noch bis zur Reichsgründung.

 

Zinnmaße 1851 –Eichmarken auf dem oberen Rand (Stadtmuseum Schrobenhausen)

 

Getreidemaße nach 1872 – in Litern vermessen und geeicht (Stadtmuseum Schrobenhausen)

Weitere landwirtschaftliche Maße

Weitere, teilweise nur regional benutzte landwirtschaftliche Maße:

Das Sumber (Schmeller: Das Sumber oder Sümber, Korb, besonders ein dichter, aus Stroh geflochtener), auch Sümer oder Simri genannt, war als Getreidemaß in Franken gebräuchlich. Seine Größe variierte regional sehr stark; es konnte zwischen 80 und 600 Liter halten.

Das Mutt war ein Getreidemaß, an dem man die regionale Vielfalt der ursprünglichen Maße besonders gut erkennen kann. Nach Schmeller machte „das Mutt in Mühldorf 4 Schäffel, 4 Metzen, 3 Viertel und 2 Sechszehntel, in Wasserburg und Rosenheim 4 Schäffel, 2 Metzen, 1 Viertel Münchner Maßes, … in Traunstein 6 Münchner Schäffel. Das Eichstätter Mutt enthielt 28 Metzen.“ Weitere ähnliche Getreidemaße wurden in Franken und Schwaben gebraucht.

Ein verbreitetes Maß für Handelswaren war der Saum. Er bezeichnete ursprünglich die Last, die der Säumer auf seinem Pferd über die Alpen transportierte und entsprach ungefähr 250 Pfund. Später wurde er allgemein für große Warenmengen gebraucht und bezeichnete dann oft Großhandels-Waren im Gegensatz zu Waren im Detail-Verkauf. Deshalb wurde im Flachland der Großhändler auch als Säumer bezeichnet.

Ein spezifisches Maß war auch der Holzklafter, die Volumeneinheit für Brennholz. Ein Holzklafter maß ein Klafter Breite mal ein Klafter Höhe mal Scheitlänge, also ungefähr drei Kubikmeter.

Gewichte

Grundeinheit für die Gewichtsmessung war das Handelspfund, auch kurz als Pfund bezeichnet, das 560 Gramm entsprach. Hundert Pfund waren ein Zenten. (Bei Eiern wurde der Zenten auch als Zählmaß verwendet: Ein Zenten = 100 Stück.)

Die weitere Aufteilung:

1 Pfund = 16 Unzen = 32 Lot = 128 Quent = 512 Pfennig = 7680 Gran.

Im Alltag der Bevölkerung waren die Gewichtsmaße zum Beispiel bei der Herstellung und beim Kauf von Brot zu beachten. Brot war wie heute eines der wichtigsten Nahrungsmittel. Deshalb wurde der Preis des Brotes – wie der anderer Grund-Nahrungsmittel – vom Magistrat reguliert und bei Bedarf an die Entwicklung der Getreidepreise angepasst.

Die verschiedenen Brotsorten hatten festgelegte (niedrige) Preise, die nicht beliebig unterteilt werden konnten. Die Regulierung des Brotpreises erfolgte deshalb so, dass das vorgeschriebene Gewicht der einzelnen Brotsorten nach dem Getreidepreis variiert wurde. (8)

Ein Beispiel aus dem späten 17. Jahrhundert (9):

Am 10. November 1689 kostete der Weizen 9 Gulden (je Schäffel). Für die Semmel zu einem Pfennig war ein Gewicht von 2 Lot 2 Quent 2 Pfennig, also etwa 46 Gramm, vorgeschrieben. Das Ein-Kreuzer-Röggl musste 14 Lot 2 Quent, etwa 250 Gramm, wiegen.

Am 20. Oktober 1690 lag der Preis für Weizen bei 7 Gulden 2 Schilling Pfennige. Entsprechend musste das Brot schwerer sein: Die Ein-Pfennig-Semmel hatte 3 Lot 2 Pfennig, etwa 55 Gramm, und das Röggl zu einem Kreuzer 16 Lot 2 Quent, etwa 290 Gramm.

 

Der Pfennig kommt hier mit zwei unterschiedlichen Bedeutungen vor: Als Währungseinheit ist er der zweihundertvierzigste Teil des Guldens, als Gewichtseinheit der fünfhundertzwölfte Teil des Pfundes.

 

Die Einhaltung der vorgeschriebenen Gewichte der Brote wurden vom Stadtmagistrat kontrolliert. Man findet in den Ratsprotokollen immer wieder Einträge über die Bestrafung von Bäckern wegen zu niedrigen Brotgewichts. So wurde am 29. Juli 1701 bei zwei Bäckern, Josef Grabmayer und Georg Harter, zu leichtes Brot gewogen; sie wurden mit Geldstrafen belegt (10).

 

Neben dem Handelsgewicht gab es zwei weitere „branchenbezogene“ Gewichtssysteme, die früh im 19. Jahrhundert in Deutschland Länder-übergreifend normiert worden waren.

Das erste war das Münzgewicht, das auch für ungemünzte Edelmetalle verwendet wurde. Es basierte auf der Kölnischen Mark, die etwa 234 Gramm hielt und in 8 Unzen, 64 Quentchen und 256 Pfennig unterteilt war.

Betrügerische Münzverschlechterung, also die Verminderung des Feingehalts einer Münze an Gold oder Silber und Ersatz durch minderwertige Metalle, kam so häufig vor, dass vor allem Kaufleute und Händler sich dagegen schützen mussten. Dazu gab es Feinwaagen mit Gewichts-Sätzen, die mit den Gewichten der gängigen „echten“ Münzen identisch waren. Die schlechten Münzen waren leichter als die unverfälschten. Mit der Münzwaage konnten sie schnell und zuverlässig erkannt und als Zahlungsmittel zurückgewiesen werden.

Feinwaage zur Münzprüfung 1856 (Stadtmuseum Schrobenhausen)

 

Als zweites spezifisches System gab es das Apothekergewicht, dessen Anwendungsgebiet sich aus dem Namen ergibt. Das Apothekerpfund entsprach etwa 360 Gramm und war unterteilt in 12 Unzen, 96 Drachmen 288 Skrupel und 5760 Gran.

 

Das Pfund wurde vielfach auch als Zähleinheit benutzt und entsprach 240 Stück. So konnte man von einem Pfund Kälberstricke, einem Pfund Zaunlatten oder auch einem Pfund Pfennig sprechen. Eine weitere Zähleinheit war der Schilling, der 12 Stück bedeutete.

Beide Zähleinheiten haben lange überlebt in der britischen Währung: Ein Pfund Sterling =20 Shilling zu je 12 Pence = 240 Pence.

Salz

Salz wurde bis in das 20. Jahrhundert hinein nicht nur als Speisewürze, sondern auch zum Konservieren von Fleisch und Gemüse oder zur Fermentierung von Weißkohl zu Sauerkraut verwendet. Auch verschiedene Gewerbe wie Brauereien, Färber, Gerber hatten Bedarf an Salz. Die Menge, die pro Kopf der Bevölkerung verbraucht wurde, war ein Vielfaches der heutigen Menge. Salz war ein wichtiges und begehrtes Handelsgut: “Weißes Gold“.

Das Salz wurde in den Salinen nach dem Trocknen in hölzerne konische Fässer – Kufen – kräftig eingestampft, so dass eine kompakte Masse entstand. Diese Kufe bzw. ihr Inhalt, die Scheibe Salz, war die Versand-Einheit und zugleich das Handelsmaß. Eine Scheibe wog ungefähr eineinhalb Zenten oder 85 Kilogramm.

Der Ausstellungs-Katalog „Salz Macht Geschichte“ (siehe Literatur-Verzeichnis) ist eine umfassende Dokumentation über die Gewinnung, den Transport und die Handelswege des Salzes in Bayern. Er ist ein Muss für alle, die sich detaillierter über das Weiße Gold informieren wollen.

 

Hölzerne Salzschaufel des Melbers und Salzstößlers Georg Mühlbauer

Schrobenhausen bezog sein Salz von den landesherrlichen Salzämtern in München und Ingolstadt, seltener auch aus dem Fürstentum Pfalz-Neuburg. Im städtischen Salzstadel wurden die Scheiben zerstampft und an die Hockner (11) verkauft, die sie Dreißiger-weise weiterverkauften. Der Verkaufspreis war von der Stadt vorgeschrieben.

Eine Episode über die Folgen unterschiedlicher regionaler Maße: Im Januar 1765 beschwerten sich die Hockner, weil die Ingolstädter Salzscheiben kleiner als die 83 Dreißiger waren, nach denen die Stadt den Verkaufspreis kalkuliert hatte (12). Die Stadt wandte sich an den Salzbeamten in Ingolstadt mit der Bitte, der Vorschrift entsprechende Salzscheiben zu liefern. Dieser teilte mit, dass im Salzamt jede Scheibe überprüft und falls erforderlich, auf 83 bis 84 Dreißiger aufgefüllt werde. Die Stadt wählte dann aus ihrem Bestand drei Salzscheiben aus und ließ sie vom Eichmeister, von den Hocknern und vom Ratsdiener in Dreißigern ausmessen. Es stellte sich heraus, dass die Scheiben zwischen 71 und 75 Dreißiger hielten. So war also 25 Jahre nach der Anordnung des Kurfürsten der Schrobenhausener Dreißiger noch um etwa 10 Prozent größer als der Ingolstädter.

Der letzte und zu seiner Zeit einzige Salzstößler in Schrobenhausen war der Melber Georg Mühlbauer. Er hatte 1884 eine Hypothek auf sein Haus zugunsten der bayerischen Salinen-Verwaltung eintragen lassen. Dies war die Bedingung, dass er mit Salz beliefert wurde.

Von seinem Salzhandel ist eine hölzerne Schaufel erhalten geblieben.

Wasser

Bernhard Rödig (13) hat beschrieben, wie ab Mitte des 15. Jahrhunderts Wasser aus den umgebenden Moosen und Quellhorizonten in Deichel-Leitungen in die Stadt geführt wurde. So stand der Bevölkerung frisches Wasser in Röhrbrunnen zur Verfügung und man war nicht auf das Wasser aus dem Stadtbach oder den Stadtgräben angewiesen.

Viele Bürger, vor allem Gewerbetreibende wie Bräuer, Färber oder Johannes Senser für seine Tuchfabrik, waren auf fließendes reines Wasser in ihrem Betrieb angewiesen. Sie konnten auf eigene Kosten eine Leitung auf ihr Grundstück legen, deren lichter Durchmesser entsprechend ihrem Bedarf festgelegt wurde. Die Wassermenge, die sie bezogen, wurde in Steften gemessen. Ein Steften entsprach einem Fluss von zwei Maß pro Minute. Im 17. und

  1. Jahrhundert lagen die üblichen Wassermengen, die die Stadt lieferte, zwischen einem Viertel und einem Steften pro Anschluss.

Die Gebühr, die die Stadt für das gelieferte Wasser verlangte, war recht hoch: 1712 ließ sich der Färber Hans Georg Scheffler einen Viertel Steften liefern und bezahlte dafür einen Gulden jährlich (14). (Zum Vergleich: Am 16. Oktober 1711 kauft der Färber Franz Knogler das sogenannte Käsränftelsche Haus in Schrobenhausen für 400 Gulden (15).)

Ein Maß für die Ergiebigkeit von Solequellen war das Röhrl. Es entsprach in Reichenhall einem Fluss von 20 Kubikmetern in 24 Stunden.

 

Die bayerische Landesvermessung 1801

Was hat die bayerische Landesvermessung mit den bairischen Maßen und Gewichten zu tun? Zum ersten Mal wurde bei dieser Gelegenheit die künftige universelle Längeneinheit, das Meter, verwendet.

Bayern hatte im zweiten Koalitionskrieg an der Seite Österreichs gegen Frankreich gekämpft. Nach dem Sieg der Franzosen bei Hohenlinden besetzte die französische Armee ganz Süddeutschland bis sie 1802, nach dem Frieden von Lunéville, wieder abzog.

Die Franzosen installierten 1800 in Nymphenburg eine „Commission des routes“, die für die Heeresführung eine genaue Karte von Bayern herstellen sollte. Nach ihrem Abzug entstand daraus das Bayerische Topographische Büro, das von Kurfürst Maximilian IV. Joseph mit der Fortsetzung der von den Franzosen begonnenen Arbeit beauftragt wurde.

Als erster Schritt der Landesvermessung war es erforderlich, die Länge einer „Basislinie“ für die Triangulierung (16) mit äußerster Genauigkeit zu bestimmen. Die Endpunkte dieser Linie lagen in München am Föhringer Ring bei St. Emmeram und bei Aufkirchen westlich von Erding. Diese Endpunkte wurden durch Granitpyramiden gekennzeichnet und sind somit noch heute erkennbar.

Die Leitung der Vermessung dieser Linie übernahm der französische Ingenieurgeograph Charles Rigobert Bonne. Die Arbeiten begannen am 25. August 1801. Die Länge der Strecke durch das menschenleere Erdinger Moos wurde mit Holzstangen von fünf Metern Länge „abgeschritten“. Nach 42 Tagen ergab sich die Länge der Basislinie zu 21 Kilometer 653 Meter 80 Zentimeter. Messungen mit heutigen modernen Mitteln zeigten, dass Bonne sich um weniger als einen Meter „vermessen“ hatte.

Da in Bayern das Meter noch nicht eingeführt war, wurde die Basislänge in bayerische Ruten zu je 10 Schuh umgerechnet und ergab 7 419,267 Ruten.

Basispyramide Aufkirchen

 

Von den Endpunkten der Basislinie wurden dann die Winkel zu den nächsten trigonometrischen Punkten ermittelt und so schrittweise die Triangulierung des Landes durchgeführt. Damit wurden die Grundlagen für die ersten genauen Flurkarten im Maßstab 1:5000 geschaffen, die mit den im Laufe der Zeit erforderlichen Revisionen über viele Jahrzehnte der Kartographie Bayerns zugrunde lagen.

 

Vereinheitlichung der Maße und Gewichte in Bayern 1809

Ein neuer Vorstoß zu einem in ganz Bayern einheitlichen Messwesen unternahm König Maximilian I. Eine Verordnung vom 28. Februar 1809 zur „Einführung eines gleichen Maß-, Gewichts- und Münz-Fußes …“ erklärte die gesamten Münchner Maße, also nicht nur wie in dem Mandat von 1731 die Hohlmaße zur Getreidemessung, für das ganze Königreich als verbindlich und setzte damit fort, was, offenbar wenig erfolgreich, seit mindestens Anfang des 18. Jahrhunderts angestrebt worden war.

 

Das metrische Maßsystem wird eingeführt

Erst mit der Reichsgründung kam das Ende der Vielfalt des Messwesens in Deutschland. Das metrische Maßsystem wurde durch Reichsgesetz vom 16. April 1871 mit Wirkung ab 1. Januar 1872 verbindlich eingeführt.

Die amtlichen Aktivitäten wurden sofort auf das neue System umgestellt. Im Stadtarchiv ist das „Schrannen-Manual 1802 – 1892“ (17) erhalten. In diesem Archivale sind für jede Schranne (also wöchentlich) und für die vier Getreidearten Weizen, Roggen, Gerste und Hafer jeweils die Mengen an Getreide festgehalten, die zur Schranne geliefert und die verkauft wurden, sowie die Preise, die bezahlt wurden. Die Maßeinheit war zunächst der (Münchner) Schäffel. Am Anfang der Eintragungen für das Jahr 1872 findet sich die Notiz: „Vom Jahre 1872 an Maaß und Preis pro Hektoliter“.

Schwieriger und langwieriger war die Umstellung im privaten Bereich. Es gab manche Hindernisse. Die Anwendung der alten Maßeinheiten hatte eine lange Tradition; sie waren seit alters vertraut. Die neuen Einheiten mussten in Tabellen nachgeschlagen oder aus den alten umgerechnet werden. Ihre Benennungen waren ungewohnt und wirkten abstrakt gegenüber den vertrauten alten Namen.

 

Ein vielgenutztes Hilfsmittel

 

Inzwischen hat sich das metrische Maßsystem wie in Bayern nahezu weltweit durchgesetzt. In Baiern kennt man noch die Namen der alten Maßeinheiten: Zoll, Tagwerk, Unze und Schäffel. Ihre ursprüngliche Funktion ist eine geliebte Erinnerung.

 

Anmerkungen

(1)  Ich verwende die Bezeichnung Baiern wie üblich als Synonym für Altbaiern, während mit Bayern das Territorium des Königreichs gemeint ist.

(2)  Johann Andreas Schmeller: Bayerisches Wörterbuch. Dieses Werk, dessen erste Auflage 1827 – 1837 erschien, ist auch heute noch unentbehrlich für jeden, der sich für bairische Sprache, Kultur und Geschichte interessiert. Ich verwende es in der Folge häufig, ohne jedes Mal Schmellers Namen zu erwähnen.

(3)  Stadtarchiv Schrobenhausen – Darlehensvertrag zwischen Hans Will und der Dreifaltigkeitskirche Peutenhausen vom 29. September 1491

(4)  Stadtarchiv Schrobenhausen – Ratsprotokolle B 106

(5)  Stadtarchiv Schrobenhausen – Gewerbeanmeldungen Schrobenhausen A 20/8

(6)  Sammlung der neuest und merkwürdigisten Churbaierischen Generalien und Landesverordnungen, N. IX. München 1771.

(7)  Stadtarchiv Schrobenhausen – Edelshauser Getreiderechnung 1750. Bestand Schloßarchiv Sandizell, R. 31

(8)  Die Obrigkeiten waren sich des Einflusses bewusst, den der Brotpreis auf das Wohlergehen und die Stimmung in der Bevölkerung hatte.

(9)  Stadtarchiv Schrobenhausen – Ratsprotokolle B 66 und B 67

(10)  Stadtarchiv Schrobenhausen – Ratsprotokolle B 76

(11)   Hockner waren ursprünglich Händler, die ihre Ware auf der Rückentrage, der Hucke, trugen. Später wurden allgemein Kleinkrämer als Hockner bezeichnet.

(12)   Stadtarchiv Schrobenhausen – Salzakte, Akten Nr. 39, 40 und 41

(13)   Rödig, Bernhard: Wasser für die junge Stadt. In: Direktor, Max (Hrsg.): Schrobenhausen im Mittelalter. Schrobenhausen 1997

(14)   Stadtarchiv Schrobenhausen – Ratsprotokolle B 80

(15)   Stadtarchiv Schrobenhausen – Briefprotokolle 1711 – 1713

(16)   Triangulierung = Dreiecksmessung. Traditionelle Methode der Landesvermessung. Dazu wurde das Land durch ein Netz von gedachten Dreiecken überzogen, deren Eckpunkte (Trigonometrische Punkte) dauerhaft festgelegt wurden. Sie wurden so im Gelände ausgewählt, dass sie wechselseitig mit Theodoliten angepeilt werden konnten. Die Länge einer der Verbindungslinien musste mit äußerster Genauigkeit bestimmt werden. Sie war die sogenannte Basislinie des Netzes. Die Lage der weiteren Punkte konnte dann schrittweise durch (die wesentlich einfachere) Winkelmessung ermittelt werden.

(17)     Stadtarchiv Schrobenhausen – A 20/7

Literatur

  • Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik … . 2. Auflage, Stuttgart, Leipzig 1904 – 1910
  • Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Leipzig und Wien
  • 1905 ff.
  • Salz Macht Geschichte. Katalog und Aufsätze zur gleichnamigen Ausstellung. Haus der Bayerischen Geschichte. Hrsg. von Manfred Treml … – Augsburg 1995
  • Schlender, Johannes: Über das Messen von Längen vor 1872.
  • In: Restaurator im Handwerk – Die Fachzeitschrift für Restaurierungspraxis 3/2015
  • Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch. 2. Ausgabe, München 1872 –1877 (Nachdruck 1985)
  • Scholz, Günter & Klaus Vogelsang: Einheiten – Formelzeichen – Größen. Leipzig 1991
  • Stadtarchiv Schrobenhausen: Verschiedene Archivalien
  • Trapp, Wolfgang: Kleines Handbuch der Maße, Zahlen Gewichte und der Zeitrechnung. 2. Auflage, Stuttgart 1996

 

 

Fotos: Hofmann, falls nicht anders vermerkt

 




Burgheim – 150 Einblicke in die Vergangenheit

Burgheim auf einer Postkarte um 1906

 

Markt Burgheim – 150 Einblicke in die Vergangenheit

Eine Buchempfehlung

Aktuell die umfassendste und attraktivste Darstellung einer Gemeindegeschichte im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen: Die Geschichte des Markts Burgheim. Und die hat viel mehr zu bieten, als man denkt: wichtige, marktähnliche Siedlung zur Römerzeit, dichte frühmittelalterliche Besiedlung, Adelige, Hofmarken, Gerichtssitz, Marktrechte – die spannenden Themen reichen bis in die unmittelbare Gegenwart. Dass dieses Projekt verwirklicht werden konnte, ist zuallererst Bürgermeister Michael Böhm zu verdanken und Dr. Dorothea Zitzmann, der Vorsitzenden des Heimatgeschichtlichen Vereins Burgheim. Sie haben das Projekt ins Rollen gebracht uns sich um die Finanzierung gekümmert.

 

150 Einblicke – ein neues Konzept

Schon der Untertitel zeigt, dass mit dieser Chronik neue Wege beschritten werden sollten. „Der Grundgedanke ist, dass in kurzgefassten zweiseitigen Beiträgen alle wichtigen Aspekte der Burgheimer Vergangenheit bis zur Gegenwart vorgestellt werden sollen“, heißt es im Vorwort. Jedes Thema zwei Seiten – kann das gutgehen?

Erstaunlich gut, muss man sagen. Denn damit ist das Buch sehr leserfreundlich geworden, man muss nicht Seite für Seite lesen, sondern kann einzelne Kapitel auswählen, die in sich weitgehend geschlossen sind, immer wieder neue Eindrücke sammeln, das Buch auch einfach mal zwischendurch in die Hand nehmen. Ein nicht zu unterschätzendes Plus gerade in einer Zeit, in der immer weniger lange zusammenhängende Texte gelesen werden.

Die Bandbreite der Themen ist groß und chronologisch in größere Kapitel verpackt. Von der Vorgeschichte über die Römerzeit ins Mittelalter – von dort aus in die Neuzeit, aus allen Perioden finden sich sachkundige, verständlich geschriebene Texte, zum Beispiel über Handwerk, Kirchen, Schulen, Mühlen, Gassen und Wege, Armenfürsorge, Medizinalwesen, Vereine. Topographische Karten erleichtern die geographische Einordnung, zahlreiche Bilder geben visuellen Einblick in vergangene Zeiten.

Statt alle Themen aufzuzählen, verlinken wir weiter unten auf das umfangreiche Inhaltsverzeichnis.

Weitere Besonderheiten, die positiv auffallen: die Chronik geht bis in die unmittelbare Gegenwart und weckt vielfach Erinnerungen bei Bürgern, die die letzten Jahrzehnte noch miterlebt haben. Auch die oft vernachlässigte Gewerbegeschichte erhält ausführlich Raum.

Viele Themen werden beispielhaft abgehandelt und sind so auch für Nicht-Burgheimer interessant, zum Beispiel Artikel zur Alltagsgeschichte wie über Bader, Ärzte, Hebammen, Seuchen, Wasenmeister oder Armenfürsorge.

 

Alle Ortsteile

Nicht selten werden die Ortsteile bei Gemeindechroniken etwas stiefmütterlich behandelt, nicht hier. Insgesamt 8 Gemeinden wurden zwischen 1972 und 1976 nach Burgheim eingemeindet: Dezenacker, Illdorf, Kunding, Leidling, Moos, Ortlfing, Straß und Wengen. Zu jedem dieser Gemeindeteile gibt es jeweils zwei Seiten Orts- und zwei Seiten Kirchengeschichte, allesamt verfasst von Dr. Manfred Veit, dem langjährigen Kreisheimatpfleger unseres Landkreises, der hier aus seinem umfangreichen Wissensfundus schöpfen konnte.

 

Viele fachkundige Autoren

Dass dieses Werk inhaltlich so gelungen ist, ist Marcus Prell zu verdanken, der nicht weniger als 35 Autorinnen und Autoren gewinnen konnte – neben Heimatforschern auch regional und überregional anerkannte Historiker und Archäologen. Kurze Biographien der Autoren finden sich im Anhang.

 

Blick ins Buch

Da es unmöglich ist, hier alle Themen aufzuzählen, präsentieren wir das Inhaltsverzeichnis hier.

Eine kleine Leseprobe eines Beitrags von Marcus Prell über „Holzbrücken und Fähren. So überquerten Burgheimer früher die Donau“ finden Sie hier.

 

Das Buch im Überblick – Erwerbsmöglichkeit

Buch präsentiert sich im Großformat als Hardcover mit Fadenheftung und  372 Seiten und ist durchgehend vierfarbig gedruckt. Das Layout ist sehr professionell und abwechslungsreich, die Bebilderung exzellent. Der Preis von 32,50 Euro ist angesichts der hohen Qualität und Aufmachung auf keinen Fall zu hoch gegriffen.

Markt Burgheim. 150 Einblicke in die Vergangenheit, hrsg. vom Heimatgeschichtlichen Verein Burgheim, Burgheim 2022

Das Buch kann bestellt werden bei Dr. Dorothea Zitzmann unter zitzmann.hgvburgheim@web.de 

 

 

 




Familien- und Heimatforscher – offener Stammtisch für alle

Stammtisch Familien- und Heimatforscher – offen für alle

Der offizielle Name klingt inzwischen eigentlich zu bescheiden, denn die „Familien- und Heimatforscher Schrobenhausener Land“ haben Interesse weit über die Landkreisgrenzen hinaus geweckt, auch aus umliegenden Großstädten kommen Gäste und Referenten, die Lokalzeitungen berichten regelmäßig, auch TV Ingolstadt kommt gerne.

Eine wichtige Quelle für Familien- und Heimatforscher: die Briefprotokolle, die nicht nur vom Landgericht, sondern auch von Städten und Hofmarksgerichten geführt wurden. Sie dokumentieren u. a. Käufe von Häusern und Grundstücken, Hofübergaben, Eheverträge, Testamente und gelten somit als Vorläufer der Notariatsurkunden.

 

Forscher-Stammtisch – inzwischen der größte in Bayern

Als Forscherstammtisch sieht sich die Gruppe um Anna Probst, ein Verein hätte zu viel bürokratischen Aufwand erfordert. Sechs- bis achtmal pro Jahr treffen sich Interessenten in Lampertshofen zu Vorträgen, zum Erfahrungsaustausch, zur gegenseitigen Unterstützung und zu gemütlichem Zusammensein unter Gleichgesinnten. Dabei wird auch Neulingen oder weniger Erfahrenen der Einstieg in die Forschungstätigkeit erleichtert, z. B. durch Schreib- und Leseübungen. Daneben werden Exkursionen organisiert, sie führten zum Beispiel in umliegende Stadtarchive, in die Schlösser Neuburg und Sandizell und verschiedene Bibliotheken, ins Vermessungsamt Pfaffenhofen und Bistumsarchiv Augsburg.

Der Stammtisch ist inzwischen wohl der größte seiner Art in Bayern, rund 130 Adressen von Interessenten sind in der Mailingliste verzeichnet, rund 60 bis 90 Besucher kommen zu den Vortragsabenden – den Rekord hält ein Vortrag über die HIAG in Schrobenhausen mit 141 Besuchern.

Wie vielfältig die Themen und Tätigkeiten sind, lässt auch die Rubrik „Rückblick“ auf der Homepage des Stammtisches erkennen.

Das Programm ist ambitioniert und wird von vielen hochrangigen Referenten getragen, wie das hier präsentierte Jahresprogramm 2024 zeigt:

 

 

Wie alles begann

Im Herbst des Jahres 2000 traf sich auf Initiative der Familien- und Heimatforscher Anna Probst, Josef Ilg und Josef Huber eine kleine Gruppe Gleichgesinnter aus der Gegend um Schrobenhausen zu einem Gedanken- und Informationsaustausch. Dieses Treffen führte zur Gründung der Interessengemeinschaft Familien- und Heimatforscher Schrobenhausener Land. Seither ist der Interessentenkreis Jahr für Jahr gewachsen – und reicht inzwischen weit über die Landkreisgrenzen hinaus. Seit über 10 Jahren wird der Stammtisch von Anna Probst in Autenzell organisiert – unterstützt durch zahlreiche Stammtischmitglieder.

 

Kontakt und Homepage

Willkommen zu den Vortragsabenden ist jeder, der an den angebotenen Themen Gefallen findet. Die Teilnahme ist – abgesehen von 5 € jährlichem Unkostenbeitrag – kostenlos, eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.

Homepage: Einen Überblick über die Tätigkeit und einen Rückblick auf das breite und reichhaltige Programm der letzten Jahre bietet die Homepage

http://www.ahnenforscher-schrobenhausener-land.de.

Hier finden sich auch Links zu den Berichten von TV Ingolstadt.

 

Veranstaltungsort: Gasthaus Felbermaier, Schützenstraße 4, 86562 Lampertshofen (Gemeinde Berg im Gau, Landkreis Neuburg-Schrobenhausen)

Kontaktadresse: Anna Probst

anna.probst@gmx.de
… oder einfach anrufen unter 08252 / 6043

 

Projekt Sterbebilder

Der Forscherstammtisch beteiligt sich sehr engagiert am Sterbebilderprojekt des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde (BLF). Dort sind inzwischen rund 1,2 Millionen Sterbebilder erfasst worden, der Stammtisch hat einen hohen Anteil an diesem Erfolg. Seit 2013 hat Anna Probst (Administratorin beim Sterbebildprojekt) einen Durchzugsscanner vom BLF, daher besteht jederzeit die Möglichkeit, bei den Treffen oder auf Anfrage Sterbebilder einzuscannen.

Sterbebilder bieten nicht nur zahllose familien- und ortsgeschichtliche Informationen, sie spiegeln Erinnerungskultur und Volksfrömmigkeit, bieten aber auch zeitgeschichtliche Bezüge über die Sterbebilder der Gefallenen der Weltkriege. Familienforscher bedauern, dass in den letzten Jahren auf den Sterbebildern keine Geburts- und Sterbeorte mehr angegeben werden, was Recherchemöglichkeiten enorm erschwert.

 

Forschungsmöglichkeiten für Landkreis und Region

Für unseren Landkreis wurden bisher außergewöhnlich viele Sterbebilder eingescannt. Eine zahlenmäßige Abschätzung ist schwierig, es werden auf jeden Fall „Zehntausende“ sein. Gespeichert sind die Scans beim Landesverein für Familienkunde

Bayerisches Sterbebilderprojekt | Bayerischer Landesverein fuer Familienkunde e.V. (blf-online.de)

Die Recherche ist für jedermann und über alle gescannten Bilder möglich, die auf den Bildern befindlichen Daten werden für alle zur Verfügung gestellt. Mitglieder des Landesvereins können auch Scans der Bilder erhalten, allerdings nur von Bildern vor 1953 – wegen der Urheberrechte an der Bildgestaltung.

 

 

 

 

 

 




Die römische Donaubrücke bei Stepperg

Die römische Donaubrücke bei Stepperg – eine Buchempfehlung

Die römische Donaubrücke bei Stepperg (Gemeinde Rennertshofen, Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) verband einst die sogenannte Donausüdstraße mit dem Limesgebiet und gehörte zu den bedeutendsten Donauübergängen des 2. Jahrhunderts n. Chr. Nach ihrer Wiederentdeckung im Jahr 1992 untersuchte die Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. (BGfU) in sieben Tauchkampagnen die in der Donau schlummernden Reste. Im Jahr 2015 wurden die Forschungen abgeschlossen. Zur Einstimmung auf das hier vorgestellte und empfohlene spannende Buch das Vorwort von Marcus Prell, der maßgeblich an der Erforschung beteiligt war, für die erste Auflage des 2018 erschienenen Werks.

 

 

Vorwort zur 1. Auflage 2018

Als ich am 21. September 1992 mit meiner Tauchausrüstung von Neuburg nach Stepperg fuhr, hatte ich großes Glück. Es war ein sehr heißer Sommer gewesen und die Donau stand an diesem Tag nahezu still, ideal um nach den erhofften Resten der Römerbrücke zu suchen, die hier angeblich über die Donau führte. Aus der Ferne sah ich einen mir noch unbekannten Mann bei der Feldarbeit unterhalb des Antonibergs. Ich steuerte auf ihn zu und fragte höflich-naiv, ob er etwas vom Standort einer ehemaligen Brücke wisse. Es war wohl Schicksal, dass ich auf Anton Riedl getroffen war, Fischer, Zillenbauer und Enkel des letzten Stepperger Fährmanns. Vom Südhang am Antoniberg zeigte mir Anton Riedl nahezu punktgenau eine Stelle in der Donau und rund dreißig Minuten später hatte ich in drei Metern Wassertiefe eine Gruppe hölzerner Balken und Pfähle entdeckt. Als junger Archäologiestudent war mir klar, dass ein paar Hölzer noch kein Bauwerk ausmachten und ihr Alter erst im Labor bestimmt werden müsse, doch die Wahrscheinlichkeit, auf die gesuchte Römerbrücke gestoßen zu sein, war hoch. Über 20 Jahre lang sollte mich die Brücke nicht mehr loslassen, eigentlich bis heute nicht.

Auch die Stepperger Landschaft übt eine magische, beinahe mystische Anziehungskraft aus. Der Antoniberg mit seinen drei Kapellen, Aussichtsplatz und anerkanntes Naturdenkmal, gilt als beliebtes Ausflugsziel bei Wanderern und Radlfahrern. Gleich in der Nähe führt der Donauradweg vorbei. „Wo genau verlief denn die Brücke?“ Diese Frage wurde oft gestellt. Im Mai 2015 installierte der damalige Historische Verein Rennertshofen vor Ort eine Infotafel samt „Fenster in die Vergangenheit“, an der Interessierte ihre gröbste Neugier stillen können. Das hier vorgelegte Heft soll weiterführende Fragen beantworten, die Herangehensweise an eine derartige Tauchuntersuchung erläutern und dieses bemerkenswerte Bodendenkmal, das bedauerlicherweise unsichtbar in den Donaufluten schlummert, näher vorstellen, bevor es irgendwann einmal von Erosion und Strömung zur Gänze zerstört und verschwunden sein wird.

Am Beginn jeglicher Forschungen, ob in der Archäologie oder anderen Wissenschaften, stehen immer gezielte Fragen, auf die man eine Antwort sucht. Meist liefern die durchgeführten Untersuchungen zwar einige Antworten, werfen jedoch zugleich neue Fragen auf. Folgende Fragestellungen stehen bei der Erforschung historischer Brückenanlagen im Allgemeinen und folglich auch bei der Stepperger Römerbrücke im Mittelpunkt:

  • Wo genau stand die Brücke?
  • Gibt es Altforschungen?
  • Wie erfolgt die Dokumentation versunkener Brückenreste?
  • Welche Brückenreste sind noch vorhanden?
  • Warum bauten die Römer an dieser Stelle?
  • Wann stand die Brücke?
  • Wie sah die Brücke zur Römerzeit aus?
  • Wie lief der Bauvorgang ab?
  • Ist ein Schutz des Bodendenkmals möglich?
  • Wie kann man Wissen weitergeben?

In den sieben Tauchkampagnen zwischen 1992 und 2011 absolvierte die Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. (BGfU) unter fachlicher Begleitung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege in Stepperg 313 Tauchgänge mit 366 Tauchstunden. Dabei konnten auf einen Großteil der Fragen Antworten gefunden werden.                                                                                                     

Marcus Prell

 

Bezugsmöglichkeiten

Die römische Donaubrücke bei Stepperg, hrsg. von der Bayerischen Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V., Neuburg Donau 2022 (2. Auflage), 64 Seiten DIN A 4, Hardcover, mit 125 meist farbigen Abbildungen, ISBN 978-3-947630-02-8

Preis: 16,99 €

 

zu bestellen über:

PRELLBOOK-Verlag
Kreuter Weg 6
86633 Neuburg
Tel. 08431 / 53 92 82
info@prellbook.de

 

 

paardon.de empfiehlt

Besuchen Sie auch die Homepage des PRELLBOOK Verlags

www.prellbook.de

Gegründet wurde der Kleinverlag von Marcus Prell – aus Liebe zu Büchern, wie er selbst schreibt. Digitaldruck ermöglicht heute Kleinauflagen zu erschwinglichen Preisen. Der Verlag hat ein übersichtliches, doch dafür umso interessanteres Angebot. Für historisch Interessierte neben dem Werk zur Römerbrücke empfehlenswert: die Dissertation Marcus Prells über „Armut im antiken Rom“, immer noch die umfassendste deutschsprachige Abhandlung zu diesem Thema. Burgheims bedeutendste Dichterin Olga Brauner (1894-1981), geboren im Riesengebirge, dann als Heimatvertriebene in Burgheim beheimatet, wird mit einem Band ihrer Gedichte gewürdigt.

Es gibt Leseproben, bestellen kann man die Bücher über den Verlag selbst.

 

 




Aus Ambach um die Welt – Buchempfehlung zu einer abenteuerlichen Forscherreise im Jahr 1901

Foto vor der Gastwirtschaft Lang. Franz Xaver Lang ist die zweite Person von links.

Aus Ambach um die Welt … Das kleine Dorf Ambach ist heute Ortsteil der Gemeinde Ehekirchen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Im Jahr 1901 machte sich der Ambacher Gastwirtssohn Franz Xaver Lang auf zu einer Weltreise. Stationen waren unter anderem: Bremerhaven – New York – San Franzisko – Hawaii – Japan – China – Sumatra – Ceylon – Ägypten – Genua – München. Der Weltreisende führte Tagebuch, das im Jahr 2022 unter dem Titel „Man möchte tausend Augen haben“ veröffentlicht wurde. Eine sehr außergewöhnliche Überlieferung eines aus einfachen Verhältnissen stammenden Mannes aus unserem Landkreis.

 

Im Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 2022 wurde von Karin Precht-Nußbaum eine ausführliche Rezension veröffentlicht, die wir empfehlen möchten und hier mit Genehmigung der Redaktion präsentieren.

 

Einige Informationen voraus: Ambach bildete zusammen mit der Einöde Kagerhof zu dieser Zeit eine eigene, sehr kleine Gemeinde mit im Jahr 1900 nur 194 Einwohnern. Franz Xaver Lang wurde 1863 in die dortige Gastwirtsfamilie geboren. Er hatte die Möglichkeit, eine höhere Schule zu besuchen, anschließend Theologie zu studieren. Im Jahr 1889 wurde er zum Priester geweiht. Später begann er ein Studium der Naturwissenschaften und promovierte im Fach Botanik. Nach seiner Rückkehr unterrichtete er als Gymnasiallehrer in Gotha (Thüringen), wo er im Jahr 1939 starb.

Grüße aus Singapore: „Die besten Grüße an Euch alle. Xaver“

Das Tagebuch, das sich heute in Familienbesitz befindet, wurde von der auf dem Gumppenberg bei Pöttmes lebenden Autorin und Lehrerin Silvia Eckert-Wagner in Zusammenarbeit mit dem Ehekirchener Bräu und Heimatkundler Georg Zett im Pöttmeser SUB Verlag herausgegeben.

 

Erwerb des Buchs

Franz Xaver Lang: Man möchte tausend Augen haben. Pfarrer Lang auf Welt- und Studienreise 1901 / 1902, Pöttmes 2022 (SUB Verlag, ISBN 978-3-944175-04-1)

Das vor allem mit Bildern aus dem Nachlass von Franz Xaver Lang reich illustrierte, 200 Seiten umfassende Buch kann für sehr günstige 12 Euro bezogen werden über:

Georg Zett

Untere Schanze 263 1/2

86633 Neuburg

0170  80 59 893

z.bayern@t-online.de

 

Bilder: privat




Geschichte der Neuburger Presse von 1918 bis 1951

Die erste Nummer der „Neuburger Nationalzeitung“ – Beispiel für eine völlig gleichgeschaltete Presse

Die Geschichte der Presse führt oft ein Schattendasein in der Orts- und Regionalgeschichte. Zu Unrecht. Denn lange Zeit war die Presse politisch, ja parteipolitisch geprägt, die Publikationen beeinflussten die Leser, in unserem Landkreis im genannten Zeitraum oft im konservativen oder gar nationalsozialistischen Sinn.

Im Jahr 2008 präsentierte das Neuburger Stadtmuseum in enger Zusammenarbeit mit dem Neuburger Stadtarchiv und der Katholischen Universität Eichstätt die Ausstellung „Umbrüche. Leben in Neuburg und Umgebung 1918 bis 1948“. Begleitend zur Ausstellung, die vom 28. März bis 5. Oktober 2008 im Stadtmuseum und im Neuburger Schloss zu sehen war, ist ein umfangreicher Katalogband erschienen. der nicht nur die wichtigsten Exponate der Ausstellung dauerhaft festgehalten hat, sondern gleichzeitig über zahlreiche Aufsätze tiefe Einblicke in diesen Zeitraum  gewährt.

Der Band präsentiert Aufsätze zum Beispiel zu Themen wie Stadtentwicklung, Novemberrevolution, Parteien und politische Bewegungen in der Weimarer Republik, die Stellung der Arbeiterbewegung in einer wenig industriell geprägten Stadt, den Aufstieg des Nationalsozialismus, die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs, die Zwangsarbeit, den Einmarsch der Amerikaner und die Entnazifizierung. Die Entwicklung Neuburgs in diesem Zeitraum ist oft  symptomatisch für andere bayerische Kleinstädte und deshalb weit über lokale Grenzen hinaus interessant.

Der Band ist inzwischen vergriffen. Das Stadtarchiv hat daher einige Aufsätze freigeschaltet und damit für alle nutzbar gemacht. Zum Schluss dieses Überblicks verlinken wir auf den Aufsatz zur Neuburger Pressegeschichte.

Auch heute sind Tageszeitungen politisch nicht völlig neutral: Sie lassen sich in der Regel in ein politisches Spektrum einordnen, doch steht meist ein selbst gestecktes Ziel der objektiven Berichterstattung im Vordergrund. Anders noch in der Weimarer Republik, hier war die Tagespresse zum großen Teil parteipolitisch oder weltanschaulich bestimmt oder doch geprägt. So bekannte sich das Neuburger Anzeigeblatt mit der höchsten Auflage in Stadt und Bezirk ausdrücklich zur Bayerischen Volkspartei (BVP), einer katholischen Partei, die zunächst die Weimarer Koalition unterstützte, jedoch auch viele monarchische Elemente in sich trug und schließlich 1933 auch für das Ermächtigungsgesetz stimmte.

Auch andere, zum Teil nur kurzfristig erschienene Pressepublikationen, waren parteipolitisch geprägt:  so die Neuburger Freie Zeitung des Bayerischen Bauernbundes oder die Schwäbische  Volksstimme der Nationalsozialisten. Gegen Ende der Weimarer Republik versuchte der nationalsozialistische Donaubote aus Ingolstadt in Neuburg Fuß zu fassen – mit dem Ergebnis, dass die zweite Neuburger Zeitung, die Neuburger Neuesten Nachrichten, sich den Nationalsozialisten öffneten. Das Jahr 1933 bedeutete schließlich die Gleichschaltung der Neuburger Presse im nationalsozialistischen Sinn.

Die Presselandschaft nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde in unserer Region durch die Pressepolitik der Amerikanischen Militärregierung bestimmt, mit der die alte kleinräumige Presselandschaft abgelöst werden sollte. Erreicht wurde dies durch die Vergabe von regionalen  Presselizenzen, zum Beispiel für die SCHWÄBISCHE LANDESZEITUNG in Augsburg und den DONAUKURIER in Ingolstadt – beide schließlich auch mit Lokalausgaben. Noch heute sind diese Lizenzgebiete über die Verbreitungsgebiete der AUGSBURGER ALLGEMEINEN und des DONAUKURIER nachvollziehbar.

Der Überblick über die Pressegeschichte gibt zugleich einen tiefen Einblick in die politische Entwicklung von Stadt und Landkreis Neuburg. Der gesamte Artikel kann über die Homepage des Stadtarchivs Neuburg heruntergeladen werden, nämlich hier.

 

Der Katalogband „Umbrüche“

Dietmar Grypa / Barbara Höglmeier / Barbara Zeitelhack: UMBRÜCHE – Leben in Neuburg und Umgebung 1918 – 1948, Neuburg 2008 (Stadtmuseum, 516 S.)

Eine Inhaltsangabe mit weiteren freigeschalteten Aufsätzen finden Sie hier.

Der Band „Umbrüche“ ist noch mit etwas Glück antiquarisch erhältlich , eine gute Suchmöglichkeit bietet das Portal www.eurobuch.de.

Ansonsten kann man den Band über das Stadtarchiv Neuburg, die Staatliche Bibliothek Neuburg, den Historischen Verein Neuburg und die Neuburger Stadtbücherei nutzen.

Auch im Stadtarchiv Schrobenhausen ist der Band einsehbar, da es die Ausstellung mit zahlreichen zeitgenössischen Exponaten allgemeinen Inhalts unterstützt hat.

 

Presse oft vernachässigt: Pressegeschichte als wichtiger Teil der Regionalgeschichte




Als das Internet nach Schrobenhausen kam

Kein World Wide Web, keine E-Mail und kein Smartphone? Wer heute 25 Jahre alt ist, kann sich eine Welt ohne Internet wohl nur schwer vorstellen. Doch ist es erst gut 25 Jahre her, als Schrobenhausen seinen ersten bezahlbaren Internet-Zugang erhielt. Und das dank einer zivilgesellschaftlichen Initiative namens „Bürgernetz Neuburg-Schrobenhausen e. V.“ Denn die großen, marktbeherrschenden Provider gab es damals noch gar nicht.

Für die technische Umsetzung sorgte in Schrobenhausen, das damals zu den Internet-Pionieren in Bayern zählte, der Verein „Schrobenhausen Online e. V.“ Die Server nebst dazugehörender Technik wie Modems, ISDN-Leitungen etc. standen im Keller der Franz-von-Lenbach-Realschule. So fand denn auch die offizielle Eröffnung des „Bürgernetzes Neuburg-Schrobenhausen“ am 28. Novemeber 1996 in der Aula dieser Schule statt. In unveränderten Wortlaut veröffentlichen wir hier als kleines Dokument aus den Kindertagen der „Digitalisierung“ eine Rede, die aus diesem Anlass gehalten wurde.

Rede zur Eröffnung des „Bürgernetzes Neuburg-Schrobenhausen“ am 28. November 1996

1838, drei Jahre nachdem die erste deutsche Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth dampfte, soll ein Medizinalgutachten erschienen sein, wonach bei Geschwindigkeiten über 40 km/h die Reisenden ganz unweigerlich einem jähen Tode ausgeliefert seien. Solches Tempo, hieß es, könne der menschliche Körper keinesfalls ertragen. Nun steht zwar heute nirgendwo zu lesen, daß der Datentransport mit mehr als zwei Megabit letal endet. Dennoch haben das frühe 19. und das späte 20. Jahrhundert vieles gemeinsam. Damals wie heute war die Menschheit mit einer Revolution der Kommunikation konfrontiert. War es damals der physische Transport von Menschen und Gütern, so ist es heute die Übermittlung von Information. Und damals wie heute wußten viele Menschen nicht so recht, was sie von all diesen nur schwer einschätzbaren Entwicklungen halten sollen.

"Homepage" des Bürgernetzes Schrobenhausen

„Homepage“ des Bürgernetzes Neuburg-Schrobenhausen – Testbetrieb im Mai 1996 (Screenshot: Bürgernetz Neuburg-Schrobenhausen)

Die Eisenbahn bedeute das Ende aller Kriege, sagten Kulturoptimisten eine goldene Zukunft voraus. Und die Pessimisten sahen das Abendland mit Schnellzugtempo in den Abgrund des Maschinenzeitalters rasen. Haben wir Grund, darüber heute überheblich zu lächeln? Das Internet, prophezeien die einen, führe dank unbegrenzt verfügbarer Information zu selbstverantworteter Basisdemokratie und rationaler Entscheidungsfindung. Das Internet, prophezeien die anderen, führe unweigerlich zum gläsernen Menschen, zum totalen Überwachungsstaat, zur Mediokratie. Abstufungen zwischen diesen beiden Extremen, vermengt mit Mythen, Legenden und waghalsigen Prognosen, finden Sie in jeder Computer-Zeitschrift.

Wie auch immer. Das Internet ist da. Und es wird zunehmend unseren Alltag mitbestimmen. Ob wir das Internet wollen oder nicht, ist dabei völlig belanglos. Wir werden nicht gefragt. Wesentlich ist, was wir aus dem Internet machen. Entscheidend ist, ob wir uns passiv dareinfügen und nur konsumieren, oder ob wir unser „digitales Geschick“ selber in die Hand nehmen, mitbestimmen und mitgestalten.

Die bayerischen Bürgernetze sind ein hervorragendes Instrumentarium, um einen selbstbestimmten und verantwortungsvollen Umgang mit dem Medium Internet zu erlernen. Umso mehr freut es uns, daß der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen zu den Pionieren zählt, zu den ersten Landkreisen, die in diesen Wochen und Monaten an’s Netz gehen. So haben wir allen Grund, heute ein wenig zu feiern. Und daß wir feiern können, das ist in erster Linie der Initiative und Aufgeschlossenheit von Landrat Dr. Richard Keßler zu danken. Ebenso danken wir dem Kreistag, der die nicht unerheblichen Mittel für die Anschaffung der Technik und die laufenden Betriebskosten bereitgestellt hat.

Das Bürgernetz Neuburg-Schrobenhausen bietet allen Bürgern einen Internet-Zugang ohne teure Gebühren. Es fallen lediglich die Telefonkosten zum Ortstarif an. Darüberhinaus will das Bürgernetz aber auch lokale Informationen aus dem Kreisgebiet, den beiden Städten und den Gemeinden bieten. Hier sind alle Bürger herzlich eingeladen und aufgerufen mitzumachen. Und je mehr sich beteiligen, desto lebendiger wird dieses lokale Informationssystem, das vom Behördenwegweiser über politische und Vereinsnachrichten bis zum Veranstaltungskalender, den Fußballergebnissen und der Theaterkritik vom Wochenende reichen kann. Anregungen dazu wollen die bereits bestehenden Informationsseiten der beiden Städte Neuburg und Schrobenhausen, der Gemeinden Aresing, Karlshuld und Brunnen geben. Und wir hoffen – mit dem heutigen Eröffnungstag stehen wir ja erst ganz am Anfang -, daß die noch bestehenden weißen Flecken auf der Landkreiskarte in den nächsten Monaten immer weniger werden.

Wenn Sie mitmachen wollen, so geben Ihnen das Bürgernetz und die beiden Betreibervereine „Neuburg Online“ und „Schrobenhausen Online“ jederzeit gerne Auskunft. Sicher werden sich einige von Ihnen fragen, warum man für ein Netz gleich drei Vereine braucht. Ist da vielleicht wieder einmal die in Strukturen selbstverliebte Vereinsmeierei zugange? Oder will gar jeder sein eigenes Süppchen kochen? Keineswegs! Die Erklärung ist ganz einfach. Die Welt der Kommunikation hat sich etwas rascher entwickelt als das Steuerrecht. Und so wurde es erforderlich, für den Betrieb der Einwählcomputer – der eine in Schrobenhausen wird heute eröffnet, der andere in Neuburg soll bald folgen – eigene Vereine ins Leben zu rufen. Aber seien Sie versichert: Wir machen und wollen alle dasselbe!

Sie werden sich vielleicht schon gewundert haben, wo bleibt die Computer-Fachsprache in dieser Rede? Wann geht’s endlich los mit dem abschreckend-geheimbündlerischen Kauderwelsch, im Vergleich zu dem uns Chinesisch vertraut erscheint wie ein bayrischer Dialekt? Ich muß Sie – hoffentlich angenehm – enttäuschen! Was Sie als Nutzer des Bürgernetzes wissen müssen, können Sie in ganz normalem Deutsch erfahren.

Wenn Sie Anfänger sind, meiden Sie am besten den Umgang mit selbsternannten Experten hinter deren fachsprachlichen Tiraden sich in der Regel bestenfalls ein Mangel an Kompetenz oder Charakter, manchmal auch an beidem, verbirgt. Wer seinen Videorecorder oder seine Programm-Waschmaschine beherrscht, kommt auch mit dem Internet zurecht.

Um Nutzer des Bürgernetzes zu werden, benötigen Sie einen Computer, eine Verbindung zwischen Computer und Telefon und einige Zugangsprogramme. Sie können dann eine Verbindung zwischen ihrem Computer und dem Einwählcomputer des Bürgernetzes herstellen, der hier im Keller der Franz-von-Lenbach-Schule untergebracht ist. Von diesem Einwählcomputer können Sie alle lokalen Informationen abrufen, die Sie interessieren. Sie können aber auch ins weltweite Internet gehen, indem Sie die entsprechende Adresse eingeben oder in einem großen Register, einer sogenannten Suchmaschine, ein Stichwort eintippen.

Der Server-Schrank des Bürgernetzes Neuburg-Schrobenhausen im "Haus im Moos".

Der Server-Schrank des Bürgernetzes Neuburg-Schrobenhausen im „Haus im Moos“.

Vielleicht interessiert Sie auch, wie man vom Keller der Realschule in den Rest der Welt kommt? Da ist zuerst eine Standleitung, eine ständig geschaltete Telefonleitung, die zur Fachhochschule in Ingolstadt führt, wo sich der nächsthöhere Einwählcomputer befindet. Von da führt eine Leitung des Deutsches Forschungsnetzes DFN zur Universität Eichstätt, von da führt eine weitere DFN- Leitung zum nächsthöheren Knoten. Und so geht das weiter, bis Sie – häufig, aber nicht immer – in Sekundenschnelle über ein Tiefseekabel oder eine Satellitenverbindung in den USA, in Australien oder sonstwo landen. Es gibt nur mehr wenige Länder, die nicht am Internet hängen, beispielsweise die Zentralafrikanische Republik oder Laos.

Doch zurück nach Schrobenhausen und zur anderen Seite des Einwählcomputers. Auf dieser anderen Seite befinden sich 16 Telefonleitungen – acht althergebrachte und acht sogenannte ISDN-Leitungen -, die sich allesamt mit der gleichen Nummer anwählen lassen. Es können sich also maximal 16 Nutzer gleichzeitig einwählen. Wir sind übrigens gespannt, wie lange diese Kapazitäten ausreichen. Sie sehen, so einfach ist es, ins Internet zu gehen!

Die größte Hürde, die Sie als neuer Nutzer erwartet, ist das Antragsformular, das Sie ausfüllen müssen. Denn ganz ohne Bürokratie geht es leider nicht. Dann aber steht Ihnen die weite Welt des Internets offen. Und was immer Sie in diesem unerschöpflichen Reservoir an Information suchen, wir wünschen Ihnen, daß Sie es finden. Sei es nun der letzte Brief von Karoline von Günderode an Achim von Armin – die richtige Adresse lautet hier University of Massachusetts – oder der Würzburger Pizzaservice – wir wünschen Ihnen viel Erfolg im Bürgernetz Neuburg-Schrobenhausen.

Benno Bickel
stellv. Vorsitzender „Bürgernetz”; 1. Vorsitzender „Schrobenhausen Online e. V.“




Ortschaftenverzeichnisse als hervorragende lokalgeschichtliche Quelle

Ortschaftenverzeichnisse gehören zu den bedeutendsten orts- und sozialgeschichtlichen Quellen. Sie wurden von 1877 bis 1991 zunächst vom Königlich Bayerischen Statistischen Bureau, ab 1920 vom Bayerischen Statistischen Landesamt herausgegeben. Sie enthalten nicht nur Daten zu den einzelnen Gemeinden, sondern auch zu deren Ortsteilen, also den einzelnen Dörfern, Weilern und Einöden. Alle diese Ortschaftenverzeichnisse sind inzwischen online nutzbar.

Beispiel 

Volkszählung 1900 (Ortschaftenverzeichnis 1904)

Abkürzungen

Gem. = Gemeinde, Ldg. = Landgemeinde, Pfd. = Pfarrdorf, D. = Dorf, E. = Einöde, W. = Weiler

Einw. = Einwohner, Wgb. = Wohngebäude, ha = Hektar

Pf. = Pfarrei, K. = Katholiken,  k. = katholisch, Pr. = Protestanten, pr. = protestantisch, Dek. = Dekanat

P. = Pferde, Rv. = Rindvieh, Schw. = Schweine, Sch. = Schafe, Z = Ziegen

Ausführliche Abkürzungsverzeichnisse befinden sich am Anfang des jeweiligen Bandes.

Bezeichnungen

Die Benutzung wird vereinfacht, wenn man sich mit folgenden Informationen vertraut macht.

Bezirksämter (seit 1862) waren die unteren staatlichen Verwaltungseinheiten, sie wurden 1939 in „Landkreise“ umbenannt.

Kreise (seit 1808) waren die regionalen Verwaltungseinheiten, sie wurden 1939 in Regierungsbezirke umbenannt.

Kreisunmittelbare (auch unmittelbare) Städte waren größere oder bedeutendere Städte, die direkt dem „Kreis“ unterstanden und nicht einem Bezirksamt (für unseren Landkreis nur die Stadt Neuburg).

Kreisfreie Städte: Nach der Umbenennung der Bezirksämter in Landkreise Städte, die nicht direkt dem Landkreis untergeordnet („kreisfrei“) waren, sondern dem Regierungsbezirk.  Für unseren Landkreis nur die Stadt Neuburg, die von 1940 bis 1948 nicht kreisfrei war und seit 1972 nicht mehr ist.

 

Kreisunmittelbare bzw. kreisfreie Städte werden in den Bänden unter eigenem Gliederungspunkt aufgeführt.

 

Zugehörigkeit zu Regierungsbezirken

Das Bezirksamt bzw. der Landkreis Neuburg gehörte bis 1972 zum Kreis bzw. Regierungsbezirk Schwaben. Das Bezirksamt bzw. der Landkreis Schrobenhausen gehörte durchgehend zu Oberbayern. Seit 1972 gehört der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen zu Oberbayern.

 

Bayernweite Daten

Im ersten Teil finden wir jeweils bayernweite statistische Überblicke, eine Übersicht der Hof- und Staatsverwaltung und der Ministerien, dabei auch eine Übersicht über die Distriktsgemeinden, die Organisation des Schulwesens, über die staatlichen Behörden wie Amtsgerichte, Rent- bzw. Finanzämter, Vermessungsämter, die Gliederung der Bayerischen Armee (vor 1918) – und für die Recherche wichtig: auch die territorialen Änderungen der einzelnen Bezirksämter bzw. Landkreise. Außerdem finden sich in den Ortsverzeichnissen ab 1928 Karten zur Verwaltungsgliederung Bayerns.

 

Lokale Informationen

Das findet man zum Beispiel  in den Ortschaftenverzeichnissen (nicht alle genannten Daten wurden durchgehend erhoben):

  • Gemeinde mit allen Ortsteilen (Dörfer, Weiler, Einöden)
  • Gebietsgröße
  • Einwohnerzahlen (auch Konfessionen)
  • Zahl der Gebäude
  • Viehstand: Pferde, Kühe, Schweine, Schafe, Ziegen
  • Zugehörigkeit zu Pfarreien und Schulen
  • Bahnstationen und Postagenturen

 

Ortsregister

Das ausführliche Ortsregister listet alle Orte Bayerns auf und ermöglicht das Auffinden im jeweiligen Band. Es erleichtert auch das Auffinden von unbekannten Orten bzw. Orten ähnlicher oder gleicher Schreibweise.

 

Bände

Die einzelnen Bände der Ortschaften- bzw. Ortsverzeichnisse werden über die Bayerische Landesbibliothek Online zur Verfügung gestellt …. hier

Dort findet sich auch eine ausführliche Darstellung der statistischen Erhebungen und ihrer wissenschaftlichen Bedeutung.

 

Folgende Bände sind erschienen (Datenerhebung, in Klammer Erscheinungsjahr):

1875 (1877), 1883/85 (1888), 1900 (1904),  1925/28 (1928), 1959/52 (1952), 1961(64 (1964), 1970/73 (1973), 1970/78 (1978), 1987/90 (1991).

 

Bedeutung

Die Landesbibliothek Online schreibt über die wissenschaftliche Bedeutung der Ortsverzeichnisse:

„Die amtlichen Ortsverzeichnisse stellen mit ihren umfassenden statistischen Daten eine umfangreiche und zugleich äußerst verlässliche Quelle zur Siedlungs- und Bevölkerungsentwicklung der jüngeren bayerischen Landesgeschichte und der Zeitgeschichte dar.

Darüber hinaus sind die früheren Ortsverzeichnisse bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wegen ihrer detaillierteren und teils umfangreichen Statistiken eine wichtige Quelle für die bayerische Wirtschafts-, Sozial- und Religionsgeschichte.

Schließlich leisten die amtlichen Ortsverzeichnisse als Nachschlagewerke nicht nur für Ortsnamenforscher, sondern auch für jeden an der jüngeren bayerischen Verwaltungs- und Ortsgeschichte Interessierten unverzichtbare Dienste.“

 

 

 

 




Der Maler und Künstler Viktor Scheck

Viktor Scheck gehört sicher zu den bekanntesten  Künstlern der Region Ingolstadt. Wir zeigen hier den Katalog seiner aktuellen Ausstellung, die vom 14. Januar bis 5. Februar 2023 in der Harderbastei in Ingolstadt zu sehen war. Außerdem den neu erschienenen Werkkatalog, der Arbeiten von 1970 bis 2022 enthält.

Kurzbiographie

  • 1952 in Schrobenhausen geboren
  • 1975-1980 Studium Grafik Design an den Fachhochschulen in Augsburg und München
  • 1981 freischaffender Maler und Zeichner
  • 1987 Kunstpreis der Stadt Schrobenhausen
  • Seit 1982 zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland zum Thema Landschaft
  • Seit 1999 wohnhaft in Neuburg
  • 1998-2018 Geschäftsführer des Berufsverbandes Bildender Künstler für die Region Ingolstadt und Oberbayern -Nord
  • 2010-2016 Koordination und Leiter der im zweijährigen Rhythmus veranstalteten Kunstmesse Ingolstadt.

Nähere Infos zu Viktor Scheck, auch über seine realisierten Projekte im Bereich „Kunst und Bauen“, finden Sie:

  • im hier präsentierten Ausstellungskatalog
  • auf Wikipedia hier
  • auf seiner eigenen Homepage hier

Viktor Scheck über seine Bilder

„Meine Bilder erzählen meine Geschichte und verweisen auf meine kulturelle Herkunft. Der Betrachter macht aus meinen Bildern seine eigene Geschichte.

Wenn Sie vor einem Bild von mir stehen, sehen Sie ‚Ihr Bild‘, nicht mein Bild.

Ihre persönliche Geschichte und Ihre kulturelle Herkunft entscheiden darüber, was Sie sehen und wie Sie das Gesehene interpretieren.

Darin liegt der Zauber und die Verführungskraft der Malerei.“

 

Ausstellung von Viktor Scheck in der Harderbastei in Ingolstadt 2023

 

Titelseite des Ausstellungskatalogs

Sie können den Katalog als PDF hier von unserer Homepage herunterladen.

 

 

Titelseite des Werkkatalogs 1970 – 2022

Den Katalog seiner Werke können Sie hier herunterladen.




Karlshuld – eine Postkarte erzählt

Eine persönliche Vorgeschichte: Ich habe diese Postkarte vor Kurzem wiederentdeckt, ich habe sie vor einigen Jahren gekauft, für eine so alte Karte durchaus günstig. Ich bin kein Kartensammler, besitze nur ganz wenige alte Ansichtskarten, fast alle über das Donaumoos. Kein Wunder, denn ich bin hier geboren und aufgewachsen, nur wenige Kilometer von Karlshuld entfernt. Eine sehr spannende Karte, denke ich, mit der man sehr viel erzählen kann – zur Geschichte Karlshulds und des Donaumooses, das seit Ende des 18. Jahrhunderts trocken gelegt und besiedelt wurde.

 

Datierung der Karte

Auf der Rückseite eindeutig 1907. Stempel vom 17. und 18. März 1907 („07“).

Karlshuld um 1900

Karlshuld, im Donaumoos gelegen – im Jahr 1907 gehört die Gemeinde zum Bezirksamt Neuburg (ab 1939 Landkreis Neuburg genannt). Das Ortschaften-Verzeichnis des Königlich Bayerischen Statistischen Bureaus von 1904 gibt detailliert Auskunft. Die Gemeinde besteht aus zwei Ortsteilen, nämlich Karlshuld und Kleinhohenried. Der heutige Ortsteil Neuschwetzingen gehört zu dieser Zeit zur Gemeinde Untermaxfeld, Grasheim bildet eine eigene Gemeinde. Die Gemeinde Karlshuld hat 1.350 Einwohner, davon 1.236 Katholiken, 109 Protestanten. Sie ist damit die größte Landgemeinde im Bezirksamt Neuburg. Karlshuld ist Sitz einer katholischen und einer protestantischen Pfarrei und besitzt insgesamt drei Schulen, eine katholische Knaben- , eine katholische Mädchenschule sowie eine protestantische Schule. Seit 1893 hat Karlshuld eine eigene Postagentur.

Farblithographie – ein Meisterwerk der Druckkunst

Farbdrucke aus dieser Zeit sind noch selten und basieren auf einer speziellen Drucktechnik, sie werden Farb- oder Chromolithographien genannt. Grundlage des Drucks ist also die Lithographie, die von Alois Senefelder (1771-1834) erfunden und im Lauf des 19. Jahrhundert immer weiter vervollkommnet wurde. Sie beruht auf dem Prinzip, dass sich Öle und Fette nicht mit Wasser mischen. Gedruckt wird im Flachdruckverfahren mittels eines Steins, meist einer Solnhofener Platte, der mit fetthaltiger Farbe präpariert wird. Für eine farbige Lithographie mussten mehrere  Steine für die einzelnen Farben präpariert werden, meist 6 Steine oder auch deutlich mehr. Diese Art des Farbdrucks lässt sich auf unserer Karte am besten durch den Blauton des Himmels nachvollziehen, der bei allen Motiven identisch ist. Der Druck war also sehr aufwendig, die Karten waren entsprechend teuer.

Die Chromolithographie war von rund 1890 bis 1920 ein sehr erfolgreiches Farbdruckverfahren. Später wurde diese Drucktechnik durch ein anderes Flachdruckverfahren abgelöst, den Offsetdruck, bei dem alle Bilder in Raster und vier Druckfarben aufgelöst werden.

Die Mitteilung

Die Karte richtet sich an den Kaufmann Joseph Schöpf in Pfaffenhausen bei Mindelheim. Der Text lautet wie folgt:

Geehrtester Herr Schöpf, ich gratuliere Sie („Ihnen“) zum hl. Namensfest u(nd) wünsche Ihnen alles Gute, besonders Gesundheit u(nd) in allem Glück u(nd) Segen u(nd) einstens den Him(m)el. Herr Schöpf, ich danke Ihnen bei dieser Gelegenheit für alle Schritte und für alles Gute, das Sie mir in Ihrer aufrichtigen Liebe gethan haben, ich kann es Ihnen nicht anders vergelten, als (dass) ich Sie mein Lebenlang täglich in mein armseliges Gebet einschließe u(nd) Gott bitte, Er, der alles tausendfach vergült, auch Sie belohne, jetzt und in Ewigkeit. Es würde mich recht freuen, wenn Sie mir ein paar Zeilen schreiben. Auch Schw(ester) Oberin wünscht Ihnen alles Gute …

Am Rand links: Gruß an Frau Schw(ester). Ich verbleibe Ihre dankbare Schw(ester) Kasimira

Geschrieben wurde die Karte also auf jeden Fall von einer Ordensfrau, wohl von der St.-Josephs-Kongregation. Der Name der Schwester wird mit Kasimira übertragen. Die Lesung ist aber schwierig. Die Schwester gratuliert dem „Joseph“ Schöpf zum Namensfest, in diesem Fall der Josephstag am 19. März. Der Namenstag war in der katholischen Bevölkerung bis weit ins 20. Jahrhundert deutlich wichtiger als der Geburtstag. Erstaunlich die Geschwindigkeit des Transports: In Karlshuld am 17. März abgestempelt, in Pfaffenhausen bereits am 18. So dürfte die Karte den Empfänger auf jeden Fall rechtzeitig erreicht haben. Transportiert wurde die Karte mit der Eisenbahn, in diesem Fall wohl vom nahen Niederarnbach aus.

Die Motive

Die Karte vereint die wohl wichtigsten Motive Karlshulds in dieser Zeit. Man könnte viel mehr darüber schreiben, ich will mich auf das Wesentlichste beschränken.

Kirche und Pfarrhof. In der frühen Gründungsphase Karlshulds musst als katholische Kirche eine Bretterkirche ausreichen. Nach einem persönlichen Besuch König Ludwigs I. wurde versprochen, eine aus Stein errichtete Kirche zu stiften. Er beauftragte mit der Planung keinen Geringeren als Friedrich von Gärtner (1791-1847), neben Leo von Klenze der bedeutendste bayerische Baumeister seiner Zeit, der Bau wurde in den Jahren 1832-1835 realisiert.

Knaben- und Mädchenschule. Der Unterricht von Knaben und Mädchen wurde in Karlshuld in der Mitte des 19. Jahrhunderts getrennt. Neue Schulbauten entstanden und wurden laufend erweitert und saniert. Die Karlshulder Knabenschule wurde abgerissen, nachdem 1966 ein großes modernes Schulhaus  fertiggestellt worden war. Die Mädchenschule wurde von den „Armen Schulschwestern“ geleitet, die im Jahr 1858 nach Karlshuld kamen und bis 1961 blieben. Im Gebäude der Mädchenschule befindet sich heute das Rathaus.

Korbfabrik und Klosterwirtschaft. Die Gemeinde Karlshuld war bis weit ins 20. Jahrhundert eine arme Gemeinde. Den meisten Siedlern waren viel zu kleine Gründe zugeteilt worden, von denen man nicht leben konnte. Als Nebenerwerb war die Weiden-Korbflechterei verbreitet. Im Jahr 1894 wurde die „Korbindustrie-Genossenschaft“ gegründet, um neue Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Hergestellt wurden „Spankörbe“, vor allem für Versandzwecke. Die Geschäfte liefen nicht wie erwartet – und so wurde die Korbfabrik im Jahr 1897 von Pfarrer Dominikus Ringeisen in Ursberg erworben, der an verschiedenen Standorten Einrichtungen zur Pflege von Behinderten wie Blinden und Taubstummen und kranken Personen unterhielt. Die von Ringeisen gegründete St.-Josephs-Kongregation erwarb im Jahr 1898 von Freiherrn von Pfetten in Niederarnbach das nebenstehende Gebäude samt Gastwirtschaft und baute es in ein Kloster mit angeschlossener Klosterwirtschaft um, Schwestern der Kongregation zogen ein.

Da sich der Betrieb der Fabrik nach dem Ende des Ersten Weltkriegs nicht mehr rentierte, wurden Korbfabrik und Klosterwirtschaft 1921 an den Bayerischen Staat verkauft. Die ehemalige Korbfabrik wurde zur Saatgutreinigungsanlage umgebaut, die Klosterwirtschaft verpachtet. Im Jahr 2019 wurde die Klosterwirtschaft nach mustergültiger Sanierung mit einer angegliederten Pension wiedereröffnet.

Dampfdreschmaschine. Auf der Karte rechts unten bei näherem Hinsehen: eine Dreschmaschine, angetrieben von einer Lokomobile, einer beweglichen Dampfmaschine. Man wollte damit sicher dokumentieren, dass Karlshuld „auf der Höhe der Zeit“ und dem Fortschritt aufgeschlossen war, wenn auch für viele kleinere Höfe das Dreschen mit Dreschflegeln zu dieser Zeit sicher noch verbreitet war.

Jugendstil. Die roten geschwungenen Linien zwischen den Bildern sind Ausdruck der zeitgenössische Kunstrichtung des Jugendstil.

 

Die Rückseite der Karte

Die Rückseite der Karte enthält die Adresse des Empfängers:

An Herrn Joseph Schöpf, Kaufmann, Pfaffenhausen Post daselbst, bei Mindelheim in Schwaben

„Postkarte“. Mehr zur Geschichte der Postkarte finden Sie auf unserer Homepage hier. Ganz kurzer Überblick: Postkarten verbreiten sich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Ansichtskarten durften zunächst nur auf der Vorder-, also der Bildseite beschrieben werden, erst im Jahr 1905 wurden Karten zugelassen, bei denen die Adress-Seite geteilt war, also auch einen Raum für Mitteilungen zur Verfügung stellte.

Rechts oben eine „bayerische“ Briefmarke aus der weit verbreiteten „Wappenserie“. Bei genauerem Hinsehen bemerkt man, dass das Wappen leicht „geprägt“ wurde. Obwohl Bayern seit 1871 dem Deutschen Reich angehörte, hatte es sich „Reservatrechte“ gesichert, unter anderem die Organisation des Post- und Telegraphenwesens. Gestempelt wurde die Karte am 17. und 18. Mrz. (März) 07 (1907). – Spekulieren können wir, warum die Briefmarke auf dem Kopf steht. Das könnte Zufall sein, möglicherweise aber auch „Briefmarkensprache“, die gerade auch zu dieser Zeit weit verbreitet war. Die mehr oder weniger „geheimen“ Mitteilungen schräg oder gedreht aufgeklebter Marken waren nie genau definiert. Eine auf dem Kopf stehende Briefmarke konnte aber bedeuten „schreibe mir“, wäre also eine Verstärkung des von der Schreiberin auf der Karte geäußerten Wunschs gewesen.

Verlagsangabe

Auf der Vorderseite unten in leichtem Blau und deshalb nur schwer erkennbar: „Heliocolorkarte von Ottmar Zieher München“. Über Ottmar Zieher gibt es einen Wikipedia-Eintrag, nämlich hier.

Eine Reihe von Informationen wurde der Festschrift von Uwe Kühne: Karlshuld. Ein Rückblick auf 200 Jahre Geschichte entnommen.