Stronghold: Legends

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Zum vierten Mal zieht die Aufbauserie um Wälle und Belagerungstürme in die Schlacht - diesmal eingerahmt in Legenden des Mittelalters.

Im germanischen Sagen-Feldzug rund um Dietrich von Bern, Siegfried und das Nibelungenlied bekommen Sie es mit Feuer speienden Leviathanen zu tun. Im germanischen Sagen-Feldzug rund um Dietrich von Bern, Siegfried und das Nibelungenlied bekommen Sie es mit Feuer speienden Leviathanen zu tun. Burgenbauen scheint, wie der Zustand jedes Sandstrandes eindrucksvoll beweist, den Menschen ein natürliches Bedürfnis. Mit der Stronghold-Serie gibt es nun schon seit einigen Jahren eine Reihe, die den Wunsch nach dem Einigeln in meterdicken Mauern mit neckischen Türmen drumherum stillt.
In einer großen Burg lässt sich's zünftig leben: Die Erzeugnisse und süßen Früchte von Obstplantagen, Käsereien und Getreidefarmen locken die Einwohner an. Sind die arbeitenden Bewohner satt und zufrieden, füllen sie mit ihren Steuern auch halbwegs willig die Kassen. Holz und Eisen landen dann im Vorratslager, damit Schmiede und Pfeilmacher aus dem Material das Equipment für Ihre Männer basteln können.

Die wichtigste Ressource in Stronghold Legends ist natürlich Stein: aus den harten Klumpen entstehen Militärgebäude und die imposanten Burgbauten - Türme und Wälle gibt es bereits von Burg, pardon, Haus aus in mehreren Ausführungen. Wem ein simples Mauern-und-Türme-Konstrukt nicht reicht, der kann darüber hinaus noch mit Mördergruben, Pechfallen und Ölkippern den anrückenden Gegnern das Fürchten lehren. Steht Ihnen der Sinn jedoch danach, anderen Burgherren das Obdach zu entreißen, ziehen Sie mit einer schlagkräftigen Armee in die Schlacht, unterstützt von Leiterträgern, Belagerungstürmen und mobilen Schutzwällen.

Es war einmal: die Grafik

Das Interface ist brauchbar, aber antiquiert. Übersetzungsfehler und überlaufende Textfenster häufen sich. Das Interface ist brauchbar, aber antiquiert. Übersetzungsfehler und überlaufende Textfenster häufen sich. Kleine Produktionsketten à la Siedler, Schlachtausrüstungen wie in Medieval, dazu noch ein cleveres Ländereien- und Ehrpunkte-System, mit dem Sie sich zusätzliche Einnahmen oder Gebäude sichern - Stronghold Legends könnte verdammt viel Spaß machen. Doch bereits die Präsentation der Umgebung ist bestenfalls altbacken zu nennen. Zwar sind die Animationen der Einheiten noch einigermaßen akzeptabel - etwa, wenn sich untätige Bogenschützen kurz auf den Boden legen. Spätestens bei der Landschaftsgestaltung ist man aber geneigt, im Kalender nachzuschauen, ob auch wirklich 2006 ist - die Grafik liegt kaum über Castle Strike-Niveau.

So kommt auch bei voll ausgebauten Burgen nicht das Gefühl auf, über ein wirklich mächtiges Kastell zu herrschen. Immerhin gibt es verschiedene Landschafts-Settings - und mit gutem Willen kann man der Winterlandschaft etwas abgewinnen.

Auch sonst gewinnt Stronghold Legends keinen Blumentopf für seine Technik: die Synchronisation ist halbwegs solide, doch die Sprecher machen dann und wann fehlerhafte Ansagen: Wenn sich eine Gruppe von mehreren Dutzend Rittern, die gegen ein paar herumstreunende Bogenschützen kämpfen soll, mit "Das wird hart" meldet, reißt das selbst den enthusiastischsten Burgherr aus der Atmosphäre.

Es war einmal: Legenden

Per Leertaste aktivieren Sie die Bauansicht, die Ihre Burg übersichtlich aus der Vogelperspektive zeigt. Per Leertaste aktivieren Sie die Bauansicht, die Ihre Burg übersichtlich aus der Vogelperspektive zeigt. Die technischen Mängel des Spiels wären noch einigermaßen verzeihlich, würde Stronghold Legends nicht in Gameplay und Spieldesign ebenso viele Fehler unterlaufen.
Dabei ist die Idee, statt der bekannten Raubritter- und Kreuzzugszenarien nun einmal ins Bücherregal der europäischen Legenden zu greifen, eigentlich fantastisch. Auf diese Weise böte sich Raum, charakterstarke Helden zu entfalten, eine grandiose Story aufzubauen und den Spieler mit Fantasie-Einheiten bei Laune zu halten.

Bildergalerie

[MPB] Obwohl der Riese bereits eine Bresche geschlagen hat, kümmert er sich um die unwichtige Mauer. Obwohl der Riese bereits eine Bresche geschlagen hat, kümmert er sich um die unwichtige Mauer. Nichts davon passiert in den drei Legenden-Kampagnen. Egal, ob Sie auf den Spuren der Ritter der Tafelrunde die Burg Camelot neu aufbauen und König Arthur begleiten, in der Walachei das Aufleben von Draculas blutleckenden Geschöpfen erleben oder im Geiste germanischer Drachentöter Geschichten erleben wollen, die Sie trotz Streichhölzer in den Augen im Deutschunterricht immer verpasst haben: die Feldzüge, über gesprochenen Text und Mini-Videos vorangetrieben, fesseln so gut wie nie an den Monitor.

Das liegt zum einen daran, dass die Helden im Spiel weit weniger authentisch wirken als etwa Johanna von Orleans in Age of Empires 2. Wenigstens ein paar Spezialaktionen im Stile von Schlacht um Mittelerde sind für die jeweiligen Heroen verfügbar - etwa das Herbeirufen eins Rudels Werwölfe oder ein Wälle zum Einsturz bringendes Horn.

Wenn schon die Helden - die Sie im freien Spiel auch rekrutieren können - nicht überzeugen, wäre ja zumindest ein passables Missionsdesign ein erfreulicher Lichtblick. Doch auch hier folgt viel Schatten auf wenig Licht. Es gibt spannende, temporeiche "Indoor"-Missionen, wie die Zerstörung des Rosengartens König Laurins und "Haltet die Burg"-Aufträge, die entfernt an das brillante Szenario zu Helms Klamm in Schlacht um Mittelerde erinnern. Doch während in den bloßen Missionszielen zumindest leidliche Abwechslung über den Burgfried rollt, spielen sich die zahlreichen Aufbaumissionen zäh und gleichen einander in einem Maße, dass die Troubadoure Trauersänge anstimmen.

Mittelalterliches Trauerspiel

Stronghold: Legends Zumeist gibt es genau zwei Zustände im Burgherrenleben. Entweder Sie stehen sich die Beine in den Bauch, weil ewig nichts passiert und die Karte auch keinen Raum für Expansion erlaubt - und trotzdem erwartet Sie nur ein kümmerliches Häufchen anstürmender Leiternträger. Oder aber Sie sind permanent damit beschäftigt, Missionen neu zu starten, flugs Gebäude zu platzieren und angespannt auf die Fertigstellung Ihrer Waffen zu warten, weil Streitmächte Sie ständig angreifen. Dieses Wechselbad der Gefühle ist unabhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad - Stronghold Legends ist hoffnungslos unbalanciert.

Bei diesen Kritikpunkten könnte man Gnade vor Recht ergehen lassen, würde Stronghold Legends nicht selbst bei den Grundmauern eines Strategiespiels unverzeihliche Fehler begehen. Dazu gehört ein indiskutables Einheitenverhalten: Ihre Pfahlschleudern lassen trotz aggressiver Einstellung seelenruhig feindliche Truppen passieren. Gleichzeitig laufen mitunter Truppenverbände ohne ersichtlichen Grund über die Karte, nachdem in der Kaserne ein neues Regiment erstellt wurde.
Auch Ihre Gegner haben die Weisheit nicht als Festmahl genossen. Angreifende Riesen machen sich erst einmal ausführlich über ein paar zur Ablenkung platzierte Mauerteilstücke vor der Burg her - Legendenatmosphäre kommt da nicht auf.

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