ASPEKTE ZUR ANBINDUNG DES SCHWARZEN MEERES

AN DEN MITTELMEERHANDEL IN SPÂTKLASSISCH-HELLENISTISCHER ZEIT

-Eine Betrachtung anhand der Weinamphoren und ihrer Stempel-

Norbert Kramer

Der Schwarzmeerraum ist trotz einer gewissen geographischen Randlage ein integraler Bestandteil der alten, griechisch-rômischen Welt. Schon in der Zeit der grofien griechischen Kolonisation steht das Schwarze Meer zusammen mit dem ganzen Mittelmeergebiet im Lichte des historischen Geschehens. In der Blutezeit Athens dann und besonders an deren Ende wàhrend des Peloponnesischen Krieges ist das Schwarzmeergebiet aufgrund seines Getreidereichtums von strategischer Wichtigkeit fur das Zentrum der griechischen Welt1. Und auch in romischer Zeit blùhen zahlreiche Stâdte an seinen Ufern, was auch ein Ovid, etwas despektierlich zwar, aber doch anerkennen mufi2.

Lediglich in der hellenistischen Zeit scheint das Schwarze Meer politisch deutlicher abseits zu liegen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dafi der grofie Alexander das Gebiet buchstâblich links liegen liefi. Fur das Alexanderreich und somit auch fur seine Nachfolgestaaten und deren politische und militàrische Auseinandersetzungen war das Schwarze Meer eher von untergeordneter Wichtigkeit ; die Grofimàchte agierten in anderen Lândern. Hinzu kommt, dafi die Schwarzmeerregion weit entfernt von Rom lag, das zu dieser Zeit in seine Fuhrungsrolle der Alten Welt hineinwuchs und sich zunâchst mit den hellenistischen Staaten in Griechenland, Makedonien, Kleinasien, Syrien und Àgypten auseinanderzusetzen hatte. Ail dies hat auch zur Folge, dafi sich die internationale althistorische Erforschung der hellenistischen Zeit anfangs nicht so sehr um das Schwarze Meer kiimmerte. Lediglich die Sudkuste, wo es mit Pontos und Bithynien Staatsgebilde

PONT-EUXIN ET COMMERCE, 77-93