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Restless-Legs-Syndrom

Das bringen nicht medikamentöse Therapieoptionen

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat untersuchen lassen, ob auch nicht medikamentöse Verfahren die Symptome des Restless-Legs-Syndroms lindern können. Die Ergebnisse sind durchwachsen. Allerdings deuten sich bei bestimmten Verfahren positive Effekte an.
Sven Siebenand
10.08.2023  07:00 Uhr

Unkontrollierbarer Bewegungsdrang sowie Kribbeln, Ziehen oder Schmerzen in den Beinen: Das Restless-Legs-Syndrom, kurz RLS, betrifft bis zu 10 Prozent der Erwachsenen in Deutschland. Frauen sind häufiger betroffen als Männer und Ältere leiden öfter daran als Jüngere. Leiden ist das richtige Wort, denn das RLS kann Leistungsfähigkeit, Lebensqualität und psychische Gesundheit stark beeinträchtigen. Ein- und Durchschlafstörungen sind keine Seltenheit. Während beim komorbiden RLS die Ursache bekannt ist, ist das bei der idiopathischen Form des RLS nicht der Fall. Viele Betroffene nehmen Medikamente ein, andere probieren es mit nicht medikamentösen Verfahren.

Im Auftrag des IQWiG haben Forschende nun untersucht, was diese zuletzt genannten Verfahren beim RLS bringen. Insgesamt wurden 22 randomisierte Studien, die 17 verschiedene nicht medikamentöse Behandlungen untersuchten, unter die Lupe genommen. In diese waren Erwachsene mit meist schwerer Symptomatik bei idiopathischem RLS eingeschlossen. Das Ergebnis ist durchwachsen. Das IQWiG formuliert es in einer Mitteilung folgendermaßen: Für einige Maßnahmen deuteten sich positive Effekte an, aber eine eindeutige Aussage sei nicht möglich.

Weiter heißt es, dass Vor- und Nachteile der untersuchten Behandlungen nicht sicher beurteilt werden könnten, da es zu den einzelnen Verfahren meist nur jeweils eine Studie mit wenigen Teilnehmenden gibt. Die Studien seien ferner nicht sehr aussagekräftig, weil zum Beispiel unklar sei, ob die Teilnehmenden den Versuchs- und den Vergleichsgruppen tatsächlich zufällig zugeteilt wurden. Und: Die Studien hatten eine durchschnittliche Laufzeit von nur fünf Wochen, sodass Aussagen zu Langzeiteffekten nicht möglich seien.

Yoga mehrfach positiv erwähnt

Für bestimmte Behandlungen, zum Beispiel Vitamin D, Baldrian und Eisen als Nahrungsergänzungsmittel, fand man in den Studien keinen Anhaltspunkt für einen Nutzen. Dagegen gibt es der Untersuchung zufolge immerhin  Anhaltspunkte, dass bestimmte Behandlungen manche Beschwerden lindern könnten: Bei RLS-Symptomen wie Bewegungsdrang und Kribbeln können somit die Niedrigfrequenz-Elektrostimulation, die Nahinfrarotlicht-Therapie, die pneumatische Kompression, die Ganzkörper-Kältekammer, das Vibrationsboard, Akupunktur, die Counterstrain-Manipulation, Fußmassagegeräte oder Bewegungsinterventionen wie Krafttraining und Yoga helfen. Auch Eisen-Infusionen können möglicherweise diese Symptome lindern.

Ein- und Durchschlafstörungen könnten durch die spinale Gleichstrom-Stimulation Linderung erfahren sowie das Symptom Fatigue durch die pneumatische Kompression oder Yoga. Zu Letzterem gab es auch Hinweise, dass es durch RLS-Symptome ausgelöste Depressionen lindern könnte. Im Bericht wird ferner auf folgendes hingewiesen: »Nach Abschluss der Analysen für diesen Bericht wurden zwei Studien veröffentlicht, die darauf hindeuten, dass auch Magnesium und Vitamin B6 als Nahrungsergänzungsmittel sowie eine lokale Wärmetherapie die Beschwerden bei Betroffenen mit schwerem RLS reduzieren könnten.«

Das IQWiG betont den Bedarf an größeren Studien mit längerer Laufzeit, um die Ergebnisse zu festigen und Aussagen zu Langzeiteffekten treffen zu können. Unklar ist auch, ob die nicht medikamentösen Verfahren auch bei einem milden oder moderaten RLS helfen können. Dafür fehlt komplett die Studienlage. Dies ist besonders schade, da zu vermuten ist, dass insbesondere Menschen in diesem RLS-Stadium zunächst nach nicht medikamentösen Alternativen Ausschau halten.

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