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Markteinführung

Verorab löst Tollwut-Impfstoff (HDC) inaktiviert ab

Die Liefersituation bei Tollwut-Impfstoffen ist derzeit problematisch. Ab sofort ist aber der Tollwut-Impfstoff Verorab® von Sanofi verfügbar. Er löst das Präparat Tollwut-Impfstoff (HDC) inaktiviert ab, teilt der Hersteller mit.
Christina Hohmann-Jeddi
26.01.2024  13:00 Uhr

Das Unternehmen Sanofi stellt in Deutschland von Tollwut-Impfstoff® (HDC) inaktiviert auf Verorab® Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionssuspension Tollwut-Impfstoff, inaktiviert, um. Ab dem 24. Januar sei der neue Impfstoff verfügbar, teilt der Hersteller gegenüber der PZ mit.

Verorab wurde im Juni 2023 im Rahmen eines gegenseitigen Anerkennungsverfahrens in elf westeuropäischen Ländern, darunter auch Deutschland, zugelassen. Der Hauptunterschied zwischen dem bisherigen Sanofi-Präparat Tollwut-Impfstoff (HDC) inaktiviert und Verorab besteht im Herstellungsverfahren: Das bisherige Präparat wird in humanen diploiden Zellen (HDC) hergestellt, Verorab dagegen in Vero-Zellen, einer Zelllinie aus Nierenzellen der Grünen Meerkatze. Sanofi könne so produzieren, dass eine Versorgung mit Verorab in allen Ländern kontinuierlich und schnell möglich sei, um die Versorgung zur Immunisierung gegen Tollwut sicherzustellen, heißt es in der Mitteilung. Sanofi hatte den Tollwut-Impfstoff (HDC) inaktiviert Mitte Dezember 2023 vom Markt genommen.

Die übertragbare Viruserkrankung Tollwut existiert weltweit noch in mehr als 150 Ländern. Geschätzte 59.000 Menschen sterben jährlich an der Erkrankung. Eine Infektion verläuft fast immer tödlich, ist aber durch Impfungen nahezu zu 100 Prozent vermeidbar. Verorab ist in Deutschland zur präexpositionellen und postexpositionellen Prophylaxe gegen Tollwut bei Personen aller Altersgruppen zugelassen. Er kann laut Fachinformation als Auffrischimpfung nach einer Grundimmunisierung mit einem in einer Zellkultur hergestellten Tollwut-Impfstoff angewendet werden; in diese Kategorie fallen sowohl der alte als auch der neue Sanofi-Impfstoff. Die beiden Impfstoffe haben demnach auch ein ähnliches Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil.

Für eine präexpositionelle Grundimmunisierung sind drei Dosen zu je 0,5 ml Verorab notwendig, die an den Tagen 0, 7 und 28 (oder 21) intramuskulär verabreicht werden sollen. »Verorab wird ausschließlich in Frankreich hergestellt, was mehr Unabhängigkeit und Stabilität in der Lieferkette ermöglicht«, teilt Sanofi mit. In klinischen Studien hatte eine Grundimmunisierung nach dem genannten Schema für die präexpositionelle Prophylaxe bei allen Geimpften eine ausreichende Immunantwort mit neutralisierenden Antikörpern bewirkt. In einer Nachbeobachtungsstudie über zehn Jahre hielt die Immunantwort nach einer Auffrischimpfung nach einem Jahr bei 96,6 Prozent der Probanden über zehn Jahre an.

Bei einer Untersuchung zur Wirksamkeit des Impfstoffs als postexpositionelle Prophylaxe wurden 600 exponierte Patientinnen und Patienten nach zwei intradermalen Impfschemata geimpft. 98,8 Prozent der Geimpften erreichten nach 14 Tagen einen schützenden neutralisierenden Antikörpertiter.

Als zweiter Tollwut-Impfstoff zur prä- und postexpositionellen Prophylaxe der Viruserkrankung in allen Altersgruppen ist in Deutschland Rabipur® von Bavarian Nordic A/S zugelassen. Der inaktivierte Impfstoff wird mithilfe von gereinigten Hühnerfibroblasten-Zellen (PCEC) hergestellt und enthält den Tollwutvirus-Stamm Flury LEP. Die Vakzine ist laut Informationen des Paul-Ehrlich-Instituts seit 6. November 2023 schlecht verfügbar. Der Engpass soll aber voraussichtlich ab 31. Januar beendet sein.

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