Horst Müller und „Luwerl“ Wittmann
Zwei Gründungsmitglieder der „Jeremias Flickschuster Bigband“ aus Vilshofen hören auf

09.02.2024 | Stand 09.02.2024, 19:00 Uhr

Horst Müller − Fotos: Haslbeck

Was wird aus der „Jeremias Flickschuster Bigband“ (kurz: „Flickis“) ohne ihre beiden Gründungsmitglieder Horst Müller (Klarinette, Altsaxofon) und Luwerl Wittmann (Posaune)? Die „Flickis“ werden es herausfinden müssen, denn die beiden haben sich altersbedingt von der Band verabschiedet. Fast sechs Jahrzehnte haben die beiden Hobbymusiker in der Band mitgewirkt und sie geprägt. Sie waren auch das Gesicht dieser Formation.

Im Januar 1965 erblickte die „Jeremias Flickschuster Bigband“ das Licht der Welt. Geburtshelfer waren mit anderen Horst Müller und Luwerl Wittmann. Zum Beginn war es der „Old Time Jazz“ und der Dixieland, der die jungen Pfadfinder begeisterte. Deshalb war der Geburtsname „New Orleans City Stompers“ (kurz: „Stompers“). Damals in München eine hochaktuelle Musikrichtung, auf dem Land jedoch unerhörte Musik.

Das Repertoire der Band erneuerte sich mit der Zeit nach dem Vorbild des englischen Posaunisten Chris Barber. Ein Höhepunkt für Horst und Luwerl war, dass die „Flickis“ beim Festival „Jazz an der Donau“ im Jahre 2006 als Vorband dieses Ausnahmemusikers spielen durften.

Ende der Sechzigerjahre wechselte das Personal der „Stompers“ und junge Musiker kamen dazu. Die Musik der Band verändert sich hin zu neueren Jazzformen. Der ursprüngliche Name passte nicht mehr zur gespielten Musik und wurde in „Jeremias Flickschuster Bigband“ verändert.

Horst und Luwerl haben später die „Stompers“ erfolgreich wiederbelebt, blieben aber weiter treue „Flickis“. „Ohne sie gäbe es keine Flickschuster. Ihre Probendisziplin war vorbildlich“, sagen Weggefährten.
Mitte der sechziger Jahre war es etwas ganz Besonderes, wenn improvisiert, sprich ohne Noten und mit viel Gefühl musiziert wurde. Die beiden mussten sich das Improvisieren selbst beibringen. Musiklehrer, die dies vermitteln konnten, gab es nicht. Lehrmeister waren die Jazzschallplatten, die es in Vilshofen spärlich zu kaufen gab. Viel Musik hören und nachspielen war das Gebot der Stunde. Horst und Luwerl wurden Lehrmeister und Vorbilder für die nachwachsende Generation von Blasinstrumentalisten.

Die beiden improvisierten sehr gern und ihre Spielfreude war legendär. Was in einer Wortschöpfung mündete: Luwerl konnte es oft nicht erwarten, sein Solo zu spielen und setzte viel zu früh ein – „Eineluwerln“ wurde und ist eine gängige Redewendung bei den „Flickis“.

Die Zeit ist an Horst und Luwerl nicht spurlos vorübergegangen. Das Älterwerden fordert seinen Tribut. Schweren Herzens haben sie ihre Mitgliedschaft bei den „Flickis“ zurückgegeben. Von den Musikern der Jeremias Flickschuster Bigband wurden sie mit zwei kleinen Feiern, in denen viele Anekdoten erzählt und Ständchen gespielt wurden, verabschiedet. „Es war eine sehr schöne gemeinsame Musizierzeit mit vielen tollen Auftritten. Zum Flickschuster-Ruhestand wünschen wir ihnen alles Gute“, fasst Bert Umminger wehmütig zusammen. Er hat fünfeinhalb Jahrzehnte mit Horst und Luwerl musiziert. „Ich bin nun der mit Abstand dienstälteste Flickschuster. “

− va