„Man darf nie aufgeben“
Mit Geduld und Durchsetzungswillen: Chieminger Marco Mannhardt nun Profi beim SC Verl

22.02.2024 | Stand 22.02.2024, 8:00 Uhr

Marco Mannhardt aus Chieming (links) – hier bei seiner Premiere für den SC Verl im Zweikampf mit Dominik Becker vom 1. FC Saarbrücken. − Foto: imago images

Bereits mit gerade einmal 18 Jahren ist Marco Mannhardt in der 3. Liga aufgelaufen. Damals für den TSV 1860 München. Aus den Kurzeinsätzen bei den Profis wurde jedoch nicht mehr – vorerst. Denn auch eine Verletzung warf den Chieminger zurück.

Der heute 21-jährige Mittelfeldspieler resignierte jedoch nicht, „Rückschläge gehören einfach dazu“, sagt er. „Man darf nicht aufgeben, irgendwann kommt die Chance.“ Und genau diese Chance bot sich ihm in der Winterpause. Als Stammspieler beim Regionalligisten FV Illertissen hatte er mehrere Wechsel-Möglichkeiten – letztendlich entschied er sich für den SC Verl (3. Liga), wo er einen Vertrag bis Juni 2026 unterschrieb.

Übergangs-WG mit Kumpel Marius Wörl

Seit über sechs Wochen ist Mannhardt mittlerweile in seiner neuen Heimat in Nordrhein-Westfalen. „Ich bin hier super aufgenommen worden, die Jungs haben es mir echt leicht gemacht“, schwärmt der Oberbayer über sein neues Team. Ein Problem hat er allerdings noch: Er ist noch auf Wohnungssuche. Keine einfache Aufgabe. „Ich wohne aktuell bei einem guten Kumpel in Bielefeld.“ Eine echte Fußballer-WG, handelt es sich bei seinem Freund doch um Marius Wörl, der für Ligakonkurrent Arminia Bielefeld aufläuft. Kennengelernt haben sich die beiden, als sie im Internat des TSV 1860 München gewohnt haben. Dass sie nun bei Nachbarklubs spielen, „ist ein glücklicher Zufall“, freut sich Mannhardt.

Die Münchner Löwen waren nur eine Station in seiner bisherigen Karriere. Angefangen hat Mannhardt bei seinem Heimatverein TSV Chieming. Mit elf Jahren wechselte er ins Nachwuchsleistungszentrum des SV Wacker Burghausen und von dort zur U14 des FC Bayern München, ehe es 2018 zum Stadtrivalen ging. Dort überzeugte er in der U17 und U19 und empfahl sich für die Herren-Teams. „Es ist gut gelaufen“, sagt er. Die Folge: Mannhardt erhielt seinen ersten Profivertrag. Sein erster Einsatz in der 3. Liga – in der Partie gegen die SpVgg Unterhaching am 26. Februar 2021 wurde er in der Nachspielzeit für Vereinslegende Sascha Mölders eingewechselt – ist eines seiner fußballerischen Highlights. Auch, wenn es aufgrund von Corona ein Geisterspiel war. Zum ersten Mal vor Publikum kam er ein Jahr später im Duell bei Waldhof Mannheim rein – vor 20000 Zuschauern. „So etwas vergisst man nicht.“

Dann kam der Rückschlag, der Chieminger zog sich einen Mittelfußbruch zu. Das bedeutete eine mehrmonatige Pause. „Es gibt auch schwierige Zeiten“, besonders dann sei er auch für seine Familie mit Mama Margit, Papa Toni und Schwester Laura dankbar, die ihn – genauso wie seine Freunde – immer unterstützen. „Da bin ich echt froh“, betont der 1,83 Meter große Mittelfeldspieler.

Zurück auf dem Feld, lief er für die „Zweite“ der Sechziger in der Bayernliga auf. Die Chancen, in der ersten Mannschaft so richtig reinzukommen, seien gering gewesen. Wichtig war ihm damals, viel Spielpraxis zu sammeln. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wechselte er im Januar 2023 – kurz bevor das Transferfenster schloss – nach Illertissen. „Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte“, sagt Mannhardt rückblickend. „Ich habe den Spaß am Fußball wieder gefunden, hatte dort das Vertrauen des Trainers und der Mannschaft.“ Beim Regionalligisten war er in der Startelf gesetzt.

Durch seine Leistung zog Mannhardt die Aufmerksamkeit anderer, höherklassiger Vereine auf sich. Sein Vertrag beim SVI lief bis Sommer 2024, hatte jedoch eine Ausstiegsklausel, die es ihm ermöglichte, für eine gewisse Ablösesumme zu wechseln. Tatsächlich bekundeten vier Drittliga-Klubs in der Winterpause ihr Interesse.

Warum er sich für den SC Verl entschied? „Bei einem Traditionsverein wie 1860 habe ich mitbekommen, wie viel Druck von den Medien, den Fans auf einem lasten können“, erklärt der 21-Jährige. In Verl sieht er die Möglichkeit, sich in ruhiger Atmosphäre und bei einem kleinen, familiären Verein weiterzuentwickeln und den nächsten Schritt zu machen. „Das war das Ausschlaggebende.“ Dass er dabei fast 700 Kilometer von seiner Heimat entfernt ist, mache ihm nichts. Mit 15 Jahren ist er bereits von daheim ausgezogen und hat im Internat der Sechziger gelebt. Unter anderem wohnte er auch schon drei Jahre in München und zuletzt in Ulm.

Nun gilt es für den ehemaligen Illertissener Stammspieler, sich in eine gut eingespielte Drittliga-Mannschaft zu kämpfen. Das sieht er nicht als Problem, „man wächst an seinen Aufgaben“. Er wolle nun jeden Tag 100 Prozent geben. Sein Debüt im Verler Trikot feierte er am 23. Januar beim 0:0 gegen Saarbrücken, wo er nach 45 Minuten ausgewechselt wurde. Auch in der Begegnung beim SC Freiburg II (1:0) sowie zuletzt bei Borussia Dortmund (2:5) bekam er ein paar Minuten Spielzeit. Gut zurecht kommt der Mittelfeldakteur zudem mit Trainer Alexander Ende. „Er legt viel Wert auf das Spiel mit dem Ball, Vollgas-Offensiv-Fußball und viel Ballbesitz“, erzählt Mannhardt. All das, was er auch ins Spiel reinbringen könne. „Das passt super.“

„Wir sind auf einem guten Weg“

Aktuell rangiert Verl als Elfter im sicheren Tabellenmittelfeld. Beim Klub mit dem kleinsten Etat der 3. Liga, der 2020 aufgestiegen ist, geht’s jede Saison darum, die Klasse zu sichern. „Da sind wir auf einem sehr guten Weg“, so der Oberbayer, dessen Traum es ist, irgendwann einmal in der Bundesliga zu spielen. „Man soll nie aufhören, sich hohe Ziele zu setzen“, betont der Chieminger. Jetzt möchte er sich aber erst einmal in der 3. Liga etablieren und ein wichtiger Teil der Mannschaft werden. Bis zum Vertragsende 2026 sei jedenfalls genug Zeit, „um mich bestmöglich weiterzuentwickeln“, erklärt Mannhardt.