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Nach Olympia-Eklat: Fünfkampf-Dachverband plant Änderungen im Reiten
11.08.2021 / News

Verweigerung von Saint Boy beim olympischen Fünfkampf: Solche Szenen möchte auch die UIPM künftig nicht mehr sehen – doch am Reiten als Teildisziplin will man festhalten.
Verweigerung von Saint Boy beim olympischen Fünfkampf: Solche Szenen möchte auch die UIPM künftig nicht mehr sehen – doch am Reiten als Teildisziplin will man festhalten. / Symbolfoto: Screenshot Youtube

Der internationale Dachverband für den Modernen Fünfkampf hat zu den verstörenden Vorfällen im olympischen Damen-Bewerb Stellung genommen und Änderungen in der Teildisziplin Reiten in Aussicht gestellt.

 

In einer Aussendung hat sich die UIPM (Union Internationale de Penthatlon Moderne) – der internationale Dachverband für den Modernen Fünfkampf – nun erstmals zu den Vorkommnissen während des oympischen Fünfkampfs der Frauen rund um Annika Schleu und ihr Pferd Saint Boy geäußert. Der Weltverband „bedauere das Trauma“, das das Pferd während des Frauenwettbewerbs in Tokio erlitten habe – und wird eine gründliche Überprüfung der Ereignisse durchführen, heißt es. Und man stellte Veränderungen bei der Teildisziplin Reiten in Aussicht, bei denen „das Wohlergehen der Pferde und die Sicherheit der Athleten“ im Mittelpunkt stehen werde.

Hier die gesamte Stellungnahme im Wortlaut:

Die Ereignisse vom 6. August 2021 im Tokio-Stadion waren sowohl innerhalb als auch außerhalb der globalen UIPM-Sportgemeinschaft Anlass zur Sorge. Reiten ist ein integraler Bestandteil des Modernen Fünfkampfs, wie ihn sich Baron Pierre de Coubertin vorstellte und der darauf abzielte, den ultimativen Test der moralischen und physischen Qualitäten eines Athleten zu schaffen. Die Fähigkeit, ein Pferd in einer Wettkampfsituation zu kontrollieren, zählt zur Grundausstattung eines Fünfkämpfers – der Olympiasieger muss beweisen, dass er schwimmen, fechten, reiten, schießen und laufen kann, um die begehrte Goldmedaille zu gewinnen.

Die Unberechenbarkeit, die daraus resultiert, dass Athleten auf unbekannten, zugelosten Pferden reiten und nur 20 Minuten Zeit haben, um sich aufeinander einzustellen, ist Teil des dramatischen Spektakels, das den Modernen Fünfkampf so einzigartig und mitreißend macht.

Während die Zahl der Verweigerungen und Stürze am 6. August leicht über dem Durchschnitt lag, sind die Olympischen Spiele als der anspruchsvollste aller Wettkämpfe konzipiert. Die Erfahrung von Annika Schleu (GER) und Gulnaz Gubaydullina (ROC) auf Saint Boy war in einem modernen Fünfkampf auf solch hohem Niveau ungewöhnlich, insbesondere für ReiterInnen, deren Können außer Zweifel steht.

Die UIPM hat jedoch eine Sorgfaltspflicht gegenüber allen Teilnehmern an den von ihr betreuten Wettkämpfen; dazu gehören die Olympischen Spiele und schließe auch die Pferde mit ein.

UIPM wird nicht nur eine vollständige Überprüfung der Reitdisziplin des Modernen Fünfkampfs der Frauen bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio durchführen, sondern auch die Bedeutung des Pferdewohls und der Sicherheit der Athleten in der gesamten globalen Wettbewerbsstruktur stärken. UIPM bedauert das Trauma, das Saint Boy bei diesem spektakulären Vorfall erlitten hat, und hat bereits die Trainerin bestraft, die gegen die UIPM-Wettbewerbsregeln verstoßen hat, indem sie das Pferd von außerhalb des Rings geschlagen hat.

Obwohl am 6. August kein Athlet oder Pferd körperlich verletzt wurde, müssen die bestmöglichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, um das Risiko in Zukunft weiter zu minimieren.

Aufgrund des neuen Formats Moderner Fünfkampf, das 2022 für den Olympischen Zyklus 2024 in Paris in Kraft treten wird, waren bereits Änderungen im Reiten geplant. Das Wohlergehen der Pferde und die Sicherheit der Athleten werden im Mittelpunkt dieses Prozesses stehen, und der UIPM-Kongress 2021 im November wird den nationalen Mitgliedsverbänden der UIPM die Möglichkeit bieten, sich an den gemeinsamen Bemühungen zur Sicherung der Zukunft des Reitens im Modernen Fünfkampf zu beteiligen.“

Die von vielen geforderte Ersetzung des Reitens durch eine andere Disziplin scheint somit keine Option für die UIPM zu sein. Eine solche Maßnahme hat zuletzt auch eine Online-Petition gefordert, die mittlerweile über 100.000 Unterstützer gefunden hat.

Auch Annika Schleu hat sich mittlerweile dazu geäußert: „Ich bin absolut der Meinung, dass sich etwas ändern muss, weil wir reden zum einen vom Tierwohl, wir reden auch gleichzeitig davon, dass wir Athleten natürlich es auch gerne so hätten, dass es immer verlässlich ist, dass man seine Leistung auch präsentieren kann." Es würde ihr allerdings „das Herz brechen“, wenn das Reiten aus dem modernen Fünfkampf herausgenommen würde: „Ich reite tausendmal lieber, als dass ich Rad fahre. Aber wenn man sagt, das ist nicht mehr zeitgemäß, dann muss der Fünfkampf auch für Alternativen offen sein“, so Annika Schleu gegenüber Sport1.de.

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