Magazin 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Der Anglo-Araber – ein vielseitiger Aristokrat
27.04.2016 / Wissen

Der Anglo-Araber ist ein vielseitig einsetzbares Pferd mit großem Kämpferherz und enormer Leistungsbereitschaft.
Der Anglo-Araber ist ein vielseitig einsetzbares Pferd mit großem Kämpferherz und enormer Leistungsbereitschaft. / Foto: Daniela Vadhera

Der Anglo-Araber ist ein edles, vielseitig einsetzbares Pferd mit einem unerschütterlichen, sanften, äußerst menschenbezogenem Wesen, enormer Leistungsbereitschaft und einem großen Kämpferherz.

 

Der Anglo-Araber war einst das Kavalleriepferd schlechthin – gewandt, intelligent, stark, ausdauernd, sprunggewaltig und schnell. Nach dem Ersten Weltkrieg, als Kavalleriepferde aus der Mode kamen, brillierten die Anglo-Araber in vielen sportlichen Events (Linon, Harpagon, Aiglonne, Ali Baba, Morgat AC, Artemor) und wurden auch vermehrt zur Veredelung in den Landespferdezuchten eingesetzt. Mit den Vererberlegenden Matcho, Inschallah und Ramzes – um nur die wichtigsten zu nennen – haben sie Eingang in die modernen Reitpferdezuchten gefunden.

Der Anglo-Araber gilt neben dem arabischen und dem englischen Vollblut als dritte Vollblutrasse und ist eine Kreuzung aus englischem und arabischem Vollblut. Grundregel ist, dass keiner der Blutanteile 25% unterschreiten oder 75% überschreiten darf.

Der Anglo-Araber kann untereinander oder mit reinrassigen verpaart werden, solange die 25/75 % Regel eingehalten wird. In den einzelnen Stutbüchern wurde auch immer wieder in Sektionen getrennt: Man unterscheidet dann reinrassige Anglo-Araber und solche mit Fremdblutanteilen (so ist in Österreich der Einsatz von Shagya-Araber Blut bei der Anglo-Araberzucht dem arabischen Blut gleichgesetzt).

Entstehungsgeschichte
Der Anglo-Araber wird heute weltweit gezüchtet, seinen historischen Ursprung nahm er jedoch in Frankreich. Bereits im 18. Jh. experimentierten französische Adelige mit Kreuzungen von englischen Vollblutstuten und arabischen oder türkischen Hengsten. Mit mehr System wurde die Zucht im 19. Jahrhundert im französischen Nationalgestüt Pompadour betrieben. Als Napoleon aus Ägypten mit arabischen Pferden heimkehrte, gab er die Zucht von Anglo-Arabern für die französische Kavallerie in Auftrag. Der Anglo-Araber, wie ihn Frankreich heute kennt, nahm seinen Ursprung auf dem Gestüt Le Pin. Dort paarte M. de Bonneval den arabischen Hengst Massoud mit den beiden englischen Vollblutstuten Selim Mare und Deer an. Er versuchte auch den umgekehrten Weg und deckte die arabische Stute Nichab mit Vollbluthengsten, was aber weniger zufriedenstellende Produkte brachte. Im Jahr 1833 wurde das französische angloarabische Stutbuch begründet – es ist damit das drittälteste weltweit.

1849 schreibt Gayot über den Anglo-Araber in seinem Buch La France Chevaline: „Die Anglo-Araber sind eine vorzüglicher Erscheinung. Mit längerem Körper, tieferer, breiterer Brust und langbeiniger als der Araber, weniger flach strukturiert und langgliedrig mit höherem Schweifansatz als der englische Vollblüter".

Die Rasse gewann an Beliebtheit und konnte sich als Reitpferd und Rennpferd etablieren, auch wurde sie später in der Veredelungszucht genutzt. 1890 fand der Anglo-Araber gemeinsam mit dem arabischen und dem englischen Vollblut als eigene Abteilung Eingang in das Französische Stutbuch.

Der Anglo-Araber in Österreich-Ungarn und Polen
In der Monarchie entstand ebenfalls eine angloarabische Rasse – der Gidran (ungarischer Anglo-Araber). Stammbegründer des Gidran war ein aus Ägypten importierter Fuchshengst mit dem Namen Siglavy Gidran. Ihm verdankt der Gidran seine typische Fuchsfarbe. Zur Verbesserung körperlicher Mängel züchtete man englische Vollblüter ein und später auch arabisches und Kisberiblut. Auch der Gidran, der später in zwei Ausprägungen weitergezüchtet und verkreuzt wurde (eine leichtere und eine kräftigere für den Wagen) war das ideale Kavalleriepferd, wendig, ausdauernd und sehr energievoll. Heute gehört der Gidran zu den vom Aussterben bedrohten Pferderassen.

Auch in Polen züchtete man den Malopolski - den polnischen Anglo-Araber. Es wurden kleine, arbeitswillige Landespferde mit arabischen Vollblütern gekreuzt, im Weiteren paarte man diese wiederum an Gidrans, französische Anglo-Araber, englische Vollblüter oder Shagya-Araber. Daraus entwickelte sich eine stabile angloarabisch geprägte Zucht. Drei Typen konnte man unterscheiden, den Lubliner-Kielcer Typ (hoher Anteil an Shagya Araber Blut), den Saczer-Tarnowsker Typ (hoher Anteil an ungarischen Halbblütern) und den Dabrower-Tarnowsker Typ (hoher Anteil an französischem Anglo-Araber). Diese Typen vermischten sich letztendlich zum Malopolski, wie es auch heute noch in Polen gezogen wird. Auch hier haben wir ein Pferd von hoher Intelligenz, schnell, ausdauernd, wendig und mit sehr guter Springbegabung.

Der Anglo-Araber heute
Der moderne Anglo-Araber findet seinen Einsatz als Rennpferd in spezialisierten Anglo-Araber-Rennen (vorwiegend Frankreich) und wird vor allem in Frankreich nach wie vor für den Hochleistungssport gezüchtet, auch als Spring- und Vielseitigkeitspferd. Ebenso erfreut sich der Anglo-Araber im Distanzsport großer Beliebtheit, bringt er doch den Vorteil von mehr Größe und Rahmen für größere und schwerere Reiter mit.

Gerade aufgrund seiner Vielseitigkeit und Robustheit eignet sich der Anglo-Araber hervorragend für den (sportlich) ambitionierten Freizeitreiter – ein Pferd für alle Lebenslagen, das sich in jeder Disziplinen wohlfühlt. Ob Springsport, Distanz, Wanderreiten oder klassische Dressur – der Anglo-Araber ist dabei.

Ausgestattet mit hoher Intelligenz, will er wie alle Vollblüter immer ein Wörtchen mitreden. Wer sich darauf einlassen kann und sich einen Partner wünscht, der mitihm  durch dick und dünn geht und jede Aufgabe mit Enthusiasmus meistert, ist beim Anglo-Araber an der richtigen Adresse.

In Österreich wird der Anglo-Araber durch den Österreichischen Araberzuchtverband betreut. Das Zuchtziel ist ein elegantes, großliniges, leistungsfähiges Sport- & Freizeitpferd, mit einem harmonischen Körperbau. Es hat die positiven Eigenschaften des Araberblutes und des englischen Vollblutes, wie Nerv, Härte, Ausdauer, Mut sowie einen angenehmen Charakter zu vereinen. Darüber hinaus soll der Anglo-Araber über Gesundheit, Fruchtbarkeit und Leistungsbereitschaft verfügen. Es wird eine Größe von 155 cm bis 165 cm Widerrist und ein Röhrbeinumfang nicht unter 19 cm angestrebt.    Daniela Vadhera

Weitere Informationen:
http://www.araber-zuchtverband.com
http://www.anaa.fr

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...
Zur Übersichtzurück weiter

 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen