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Bordetella parapertussis: Keuchhusten: Fälle bei Kindern nehmen zu

Mädchen hustet mit Kuscheltier im Arm
Der Keuchhusten-Erreger B. parapertussis betrifft insbesondere Kinder unter 10 Jahren. | Bild: Pixel-Shot / AdobeStock

Maske, Abstand, Lüften – die Infektionsschutzmaßnahmen gegen SARS-CoV-2 haben während der Corona-Pandemie zu einer deutlichen Abnahme der Fälle von Keuchhusten geführt. Seit dem vierten Quartal des Jahres 2022 nehmen die Fallzahlen nun wieder zu. 

Infektionen mit dem bekannten Keuchhustenerreger Bordetella pertussis liegen weit hinter dem Niveau aus vorpandemischen Zeiten. In den letzten drei Quartalen (4/2022 bis 2/2023) wurden mehr Infektionen mit dem bis dahin deutlich selteneren Keuchhustenerreger Bordetella parapertussis gemeldet. Mögliche Gründe hierfür diskutiert das Robert Koch-Institut (RKI) im aktuellen Epidemiologischen Bulletin.

Gut zu wissen: B. pertussis vs. B. parapertussis

Ebenso wie bei Bordetella pertussis handelt es sich bei Bordetella parapertussis um gramnegative, aerob lebende Stäbchen. Das für B. pertussis typische Pertussistoxin bildet B. parapertussis nicht. Beide Erreger verursachen die Erkrankung Keuchhusten, jedoch verlaufen die durch B. parapertussis ausgelösten Fälle in der Regel milder. 

Die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlene Keuchhusten-Schutzimpfung richtet sich gegen B. pertussis und schützt somit nicht unmittelbar vor B. parapertussis. Eine gewisse partielle Kreuzprotektion ist laut Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) jedoch möglich.

B. parapertussis vor allem bei Kindern unter 10 Jahren

In dem Bericht werden zunächst die durch B. parapertussis ausgelösten Fälle nach Altersgruppen und geografischer Verteilung aufgeschlüsselt. Es zeigt sich, dass der Anstieg der Fallzahlen vor allem auf Infektionen bei Kindern und Jugendlichen zurückgeht. Besonders betroffen sind 1- bis 4-Jährige, gefolgt von noch jüngeren Kindern und 5- bis 9-Jährigen. 

Geografisch waren die höchsten Inzidenzen in den Bundesländern Thüringen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern anzutreffen.

Erreger unterscheiden sich in Häufigkeit und Krankheitssymptomen

Im Vergleich der durch die beiden Erreger verursachten Erkrankungen traten einige Unterschiede auf: Während von B. pertussis verursachte Erkrankungen etwas häufiger auf weibliche Personen entfallen (57 %), tritt B. parapertussis bei weiblichen und männlichen Personen gleich häufig auf (51 % bzw. 49 %). 

B. parapertussis betrifft vorwiegend Kinder unter 10 Jahren (83 % der Fälle), während 70 % der B.-pertussis-Fälle seit 2013 bei Erwachsenen ab 20 Jahren auftraten. Diese Beobachtung ist möglicherweise auf die hohen Impfquoten gegen B. pertussis im Kindesalter zurückzuführen. Mindestens einmal gegen Pertussis geimpft waren 44 % der an B. pertussis und 72 % der an B. parapertussis Erkrankten. 

Hinsichtlich der Krankheitssymptome wurden bei Infektionen mit B. pertussis häufiger 

  • pfeifende Geräusche beim Einatmen (Stridor),
  • Erbrechen beim Husten und
  • Aussetzen der Atmung (Apnoe)

bei Säuglingen gemeldet. Bei B. parapertussis wurde häufiger das Symptom anfallsartiger Husten protokolliert.

Woher kommt der Anstieg an Pertussis-Fällen?

Für eine Zunahme der Schwere der Erkrankungen gab es laut Epidemiologischem Bulletin keine Hinweise. Anzunehmen sei jedoch der Einfluss mehrerer Faktoren: 

Zum einen ist ein sogenannter „Nachholeffekt“ nach der Corona-Pandemie wahrscheinlich, bei dem der Erreger auf eine größere Gruppe von ansteckbaren Personen trifft, deren Immunsystem noch nie oder lange nicht mehr in Berührung mit dem Erreger gekommen ist. Dass ein solcher Effekt für B. pertussis nicht beobachtet werde, könne an der hohen Impfquote bei Kindern liegen. 

Zum anderen habe sich während der Pandemie der Einsatz von Multiplex-PCR-Verfahren mehr und mehr etabliert. Es sei daher anzunehmen, dass mehr Fälle identifiziert und dem Erreger zugeordnet werden.

Grund zur Panik sind die Zahlen des RKI daher nicht – in absoluten Zahlen ist Keuchhusten derzeit immer noch deutlich seltener als vor der Corona-Pandemie –, aber ein guter Anlass für einen Blick in den Impfpass. Eine Pertussis-Impfung wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) nicht nur für Kinder empfohlen, sondern auch Auffrischungsimpfungen für Erwachsene. Quellen:
Schönfeld V, Heininger U, Littmann M, Steinmetz I, Matysiak-Klose D: Aktuelle Epidemiologie von Bordetella parapertussis-Infektionen in Deutschland. Epid Bull 2023;33:3-14. DOI 10.25646/11681

Schutzimpfung gegen Pertussis: Häufig gestellte Fragen und Antworten. Informationen des Robert Koch-Institutes. Stand 11.05.2021. www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Pertussis/FAQ-Liste_Pertussis_Impfen.html?nn=2375548
 

Gut zu wissen: Impfempfehlung der STIKO für Erwachsene

  • Alle Erwachsenen sollten einmalig gegen Pertussis geimpft werden. Die Pertussis-Impfung sollte bei der nächsten fälligen Tetanus-Diphtherie-Impfung als Kombinationsimpfung verabreicht werden.
  • Enge Haushaltskontakte und Betreuungspersonen von Neugeborenen, die in den letzten zehn Jahren keine Pertussis-Impfung erhalten haben, sollten eine Impfung erhalten.
  • Schwangere sollten zu Beginn des dritten Trimenons geimpft werden.
  • Angehörige der Gesundheitsberufe sollten sich alle zehn Jahre gegen Pertussis impfen lassen.