Der moderne Kassenautomat zickt ganz gerne und ist dann nicht betriebsbereit. Ob ersatzweise alle ehrlich sind und Geld einwerfen beim Spendenkässle im Raum des Badpersonals? Da haben Kritiker so ihre Zweifel. Archivfoto: Hepfer
Archivfoto: Hepfer
Alexander Kozel
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Geduld gefragt: Empfindliche Technik im Knittlinger Bad
  • Steffi Standard

Knittlingen. Auf Facebook kocht derzeit bei einigen der Volkszorn hoch. Grund dafür ist die Entwicklung beim Paul-Kieselmann-Bad Knittlingen.

In einem Meinungsbeitrag heißt es wörtlich: „Es hat sich wohl schon herumgesprochen, halb Bretten und Oberderdingen ist zu Gast im Knittlinger Freibad.“ Ironisch wird der Grund angemerkt: Es sei ja nicht das erste Mal, dass die Türe einfach offenstehe. Man sei jeden Tag im Freibad. Wolle sich aber im nächsten Jahr keine Jahreskarte mehr kaufen, wenn quasi jeder eingeladen sei, das Freibad gratis zu nutzen.

Der Kritiker zeigt in seinem Beitrag ein Schreiben der Fauststadt Knittlingen, in dem auf technische Probleme mit dem Kassenautomaten verwiesen wird. Der eigentlich fällige Eintrittspreis, so heißt es weiter, könne auch in Form einer Spende entrichtet werden – und zwar im Raum des Badepersonals.

Die Redaktion wollte von Bürgermeister Alexander Kozel (Archivfoto: Hepfer) wissen, wie er die Angelegenheit einschätzt. Im Gespräch mit der „Pforzheimer Zeitung“ sagt der Rathauschef: „Wir wissen über die Situation bestens Bescheid. Am Dienstag hatte das Drehkreuz technische Probleme. Davor und danach funktionierte wieder alles.“ So wie manche Beschwerden seien, sagt Kozel, „ist die Sachlage allerdings nicht“. Auch die Bäder in Bretten und Oberderdingen seien bei schönem Wetter voll. Den großen Andrang habe man in Knittlingen also nicht exklusiv. Der Bürgermeister weiter: „Wir sind sehr froh darüber, dass unser neues Paul-Kieselmann-Bad so gut angenommen wird. Wir hören nur positive Resonanz. Insbesondere der Kinderbereich, die lange Rutsche und der Freibadkiosk überzeugen unsere Badegäste.“ Dass bei einem so schönen Freibad auch auswärtige Badegäste kämen, sei selbstverständlich. Man begrüße als Kommune jeden Badegast herzlich. Allerdings – und das räumt Kozel ein: „Zu Beginn der Badesaison hatten wir noch mehr technische Probleme mit dem Kassenautomaten und dem Drehkreuz. Jetzt gibt es alle ein oder zwei Wochen technische Probleme entweder am Kassenautomaten oder am Drehkreuz, die spätestens in einem Tag geklärt sind.“ Grundsätzlich bleibe festzuhalten, dass es kein Kassenpersonal gebe, weil selbst bei Mindestlohn Personalkosten von mindestens 20.000 Euro pro Badesaison zu berappen wären. Die Übernahme einer Kasse vom Kioskpächter scheitere am knappen Platz im Freibadkiosk und „wir müssten die dort anfallenden Personalkosten entsprechend bei der Pacht berücksichtigen“. Der Gemeinderat unterstütze die großzügige Regelung, dass bei technischen Problemen alle freien Eintritt hätten. Kozel weiter: „Natürlich gibt es schwarze Schafe – ob auswärtig oder einheimisch – , die diese Großzügigkeit ausnutzen könnten“. Ein Großteil der Kunden habe eine Jahreskarte. Erfahrungsgemäß seien die Tagesgäste ebenfalls ehrlich. Wenn es mal einen freien Eintritt wegen technischer Probleme gebe, so Kozel, bezahlten viele entweder online oder durch Einwurf ins Spendenkässle. Der Rathauschef: „Das bestätigen uns nicht nur das Badepersonal, sondern auch die Eintrittseinnahmen. Wir haben mit etwa 20.000 Euro an Einnahmen im Haushalt geplant und sind Stand heute bereits bei etwa 57.000 Euro.“

Verbesserungen im Gespräch

Nach der Badesaison werde man als Stadtverwaltung mit dem Betreiber, den Stadtwerken Mühlacker, und dem Kioskpächter über Verbesserungen für die nächste Badesaison sprechen. Der Gemeinderat werde dann zum Jahresende bei Bedarf entsprechende Änderungen beschließen. Er selber sei in den zurückliegenden Tagen mit der Familie im Freibad gewesen und habe sich von der Entwicklung auch persönlich ein Bild machen können. Die Technik sei empfindlich und es könne passieren, dass beispielsweise das Drehkreuz blockiere, wenn es kurz hintereinander zu oft aktiviert werde. Da sei Geduld gefragt. Er habe zwar Verständnis, dass bei Hitze schnell jeder ins Bad wolle, doch technisch seien der Geschwindigkeit beim Einlass Grenzen gesetzt. Natürlich könne sich der Schwimmmeister nicht ständig um den Einlass kümmern. Deshalb werde bei Dysfunktionalität und großem Andrang bisweilen das Drehkreuz auch einfach völlig geöffnet, erläutert Kozel. Und natürlich habe auch die Gemeinde ein Interesse an vielen Badekunden, denn die sorgten für Frequenz beim Kiosk. Und an dessen Umsätzen sei die Kommune prozentual beteiligt. Kozel abschließend: „Wir wollen Kundenservice.“ Wenn mal etwas nicht so klappe, wie gedacht, sei Nachsicht auch erfreulich.

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