Handlungsorientierter Unterricht

Welche vier Merkmale bzw. Bestimmungsgrößen kennzeichnen HOU 
(vgl. Riedl 2011, S. 196‐203)? 
Erläutern Sie diese, insbesondere aber auch "Handlungsystematisches Vorgehen“ und „Innere  Differenzierung“.

 

Handlungssystematisches Vorgehen
Handlungsorientierter Unterricht erfordert zwingend eine handlungssystematische Unterrichtsplanung, die sich an der Handlungslogik der zugrundeliegenden Aufgabe ausrichtet. Vorgesehene Lernziele und -inhalte müssen entsprechend gruppiert und sinnvoll in den Bearbeitungsablauf integriert werden
 
Innere Differenzierung:
  • in einer Klasse zielt darauf, leistungsstarke und leistungsschwache Schülerinnen und Schüler im Unterricht nicht zu über- oder unterfordern und unterschiedliche Eingangsvoraussetzungen (Vorwissen, Motivation) zu berücksichtigen. Dies kann durch methodische Differenzierung erfolgen d.h. es kann zwischen unterschiedliche Bearbeitungsweisen gewählt werden, mediale Differenzierung d.h. der Medieneinsatz wird auf das Leistungsvermögen der SuS angestimmt und soziale Differenzierung d.h. je nach Bedarf werden leistungsheterogene bzw. leistungshomogene Gruppen gebildet bzw. Einzelarbeiten durchgeführt. Geeignete Aufgabenstellungen bieten ein gestuftes Schwierigkeitsniveau und die Lehrkraft unterstützt bei Bedarf als Lerncoach.
 
Komplexe Aufgabenstellung und Lerngebiet 
Handlungsorientierter Unterricht erfordert ein Lehr-Lern-Arrangement mit hinreichend komplexen und problemhaltigen Aufgabenstellungen, die an berufsrelevanten Arbeits- und Geschäftsprozessen ausgerichtet sind. Zeitdauer für einen handlungsorientierten Unterricht sind mehrere zusammenhängende Unterrichtsstunden

Integrierter Fachunterrichtsraum
Handlungsorientierter Unterricht erfordert eine Lernumgebung, die ständig theoretische Überlegungen mit ihrer praktischen Umsetzung in berufsnahen Handlungen verbindet und dabei die jeweiligen Einrichtungen, Maschinen, Geräte oder Gegenstände mit einbezieht. Lerngegenstände, Material-, Geräteaufwand und Medienausstattung sollen sich generell an berufstypischen Realsituationen, Standardkomponenten und Originalunterlagen orientieren Für das Berufsfeld Wirtschaft und Verwaltung erfordern Fachunterrichtsräume die heute üblichen modernen Kommunikationsgeräte (PC mit Anschluss zur Datenfernübertragung, Internetanschluss, Telefon, Fax etc.)

Selbststeuerung und Freiheitsgrade
Handlungsorientiertes Lernen erfolgt möglichst in offenen Aufgaben- oder Problemsituationen. Ein reproduktives Denken reicht für die Lösung einer Problemstellung nicht aus.

Kooperatives und kommunikatives Lernen
kooperative Arbeit in Kleingruppen wird zusätzlich gefordert durch Aufgabenstellungen, die multivalente, mehrdeutige Deutungen /Lösungen zulassen, was die Team- und Kommunikationsfähigkeit fördert.

Unterstützende Lehrerrolle
Lehrkräfte gestalten die Lernumgebung für einen handlungsorientierten Unterricht. Sie organisieren Selbstlernformen für die Lernenden, indem sie z.B. Leitaufgaben, Leittexte, Informationsmaterial und Arbeitsanweisungen bereitstellen. Im Lernprozess sollte eine Lehrkraft bei der Unterrichtssteuerung in den Hintergrund treten und nicht länger die Rolle des zentralen Wissensvermittlers übernehmen, sondern sie sind Organisator, Initiator und Berater im Unterricht.

Integrative, offene Leistungsfeststellung
Gefordert sind darüber hinaus aber auch ganzheitliche, problemhaltige Prüfungssituationen mit berufspraktischen Handlungsmöglichkeiten, die sich über individuelle Lösungswege mit zuvor begründet zu treffenden Entscheidungen analog zum bereits durchlaufenen Unterricht bearbeiten lassen.
 

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