Damenturnverein, Männerriege und Sportverein so heissen die Vereine heute – vermutlich nicht mehr lange
Bald gibt es in Künten einen neuen Verein, gegründet aus drei bestehenden. Im Vorfeld wurde diskutiert und analysiert. Ein langer Prozess, der viel Sensibilität erforderte.
Aus drei wird einer. In Künten sollen der Damenturnverein, die Männerriege und der Sportverein in wenigen Wochen fusionieren. Am 6. Mai laden die Vorstände der drei Vereine in die Turnhalle zur Gründungsversammlung des neuen Vereins ein, der künftig Sportverein Künten heissen soll.
Seraina van Baar, Präsidentin des Damenturnvereins, und Pierre Keller, Präsident des Sportvereins, erzählen das alles im Foyer der Turnhalle. Sie strahlen. Strahlen würde auch Andy Heller, Vorstandsmitglied der Männerriege, der sich für dieses Gespräch allerdings entschuldigen musste.
Warum eigentlich fusionieren?
Warum aber kommt es überhaupt zur Vereinsfusion? «Drei Vorstände, drei Kassen und für Jugend und Sport stellen die Damen und auch der Sportverein eine eigene Vertretung», erklären van Baar und Keller und resümieren: «Das ist zu viel Aufwand.» Manche seien Mitglied in zwei Vereinen und würden wegen der Doppelmitgliedschaft zweimal Vereinsbeiträge bezahlen. Fehlen Leiterinnen oder Leiter, helfen sich die Vereine gegenseitig aus – das aber führt auch dazu, dass etwa das Kinderturnen mal beim einen, dann wieder beim anderen Verein angegliedert ist. «Künten ist so klein», meint Seraina van Baar. Rund 1900 Einwohnerinnen und Einwohner zählt die Gemeinde. «Wir müssen unsere Ressourcen gemeinsam nutzen.» Aufwendig gestaltet sich auch die Koordination der Hallenbelegung – Trainingsstunden, Turnierdaten oder Vereinsanlässe – alle Jahre wieder sind viele Sitzungsstunden und Absprachen nötig. Pierre Keller meint: «Auf unser erstes gemeinsames Jahresprogramm freue ich mich.» Lachend stimmt ihm van Baar zu: «Ich auch». Bald dürfte es so weit sein. Der Weg dorthin aber war lang.
Erste Gespräche auf Campingplatz
Erste Fusionsideen geisterten bereits vor Jahren in den Köpfen. «Miteinander reden mussten wir schon immer», meint Pierre Keller. Seraina van Baar sagt: «Ich bin in einem Bergdorf aufgewachsen. Alle trafen sich im einzigen Turnverein im Dorf, die Jungen und auch die Alten.»
Im Frühling 2021 führten die gesammelten Fusionsargumente in Künten zur ersten Sitzung der Vereinspräsidenten. Weil damals Corona nach wie vor den Alltag bestimmte, diskutierten und analysierten sie auf dem Campingplatz Sulz unter freiem Himmel. Es ging um Zahlen, Vorstandsmitglieder, Verbandszugehörigkeit, um die einzelnen Riegen, um Mitglieder und Anlässe. Wichtigstes Ziel war, das Vereinsleben zusammenzuführen und gemeinsam eine Jugendarbeit aufzubauen. «Das tun wir für die Kinder im Dorf», meint van Baar, die in Künten auch Gemeinderätin ist.
Grünes Licht von den Vereinen
Ein Jahr später, 2022, präsentierten Andy Heller, Pierre Keller und Seraina van Baar die Fusionsidee erstmals an den Generalversammlungen ihrer Vereine. «Dürfen wir weiter machen?», fragten sie ihre Mitglieder und erhielten alle drei grünes Licht. Nun mussten rechtliche Fragen geklärt, ein Organigramm erstellt werden. Der Name des neuen Vereins war ein Knackpunkt, auch die Höhe der Mitgliederbeiträge. «Wichtig war allen», betont Keller, «am Turnbetrieb soll sich nichts ändern.» Auch gesellige Anlässe werden beibehalten.
2023 blieb an den Generalversammlungen einzig der Name des Vereins umstritten. Mit viel Sensibilität musste der Sorge vor Identitätsverlust begegnet werden. Tanja Stalder und Tobias Heimgartner vom Damenturnverein stiessen zum Fusions-Trio und arbeiteten bei der Namensfindung mit. Auch Vera Grauwiler wurde Teil des erweiterten Fusions-Komitees: Sie kümmerte sich um Büro-Arbeiten, übernahm das sogenannte «Office».
Auf Ende 2023 stand der Fusionsvertrag, der den insgesamt über 160 Mitgliedern der drei Vereine zugeschickt wurde. Seither haben alle Vereine diesen Fusionsvertrag an ihren Generalversammlungen mit deutlicher Mehrheit genehmigt. Sie ebnen damit den Weg für die Gründungsversammlung des Sportvereins Künten, der am 6. Mai in der Turnhalle stattfindet.
Heidi Hess