Zweibrücken Elffacher Kopfrechnen-Weltmeister im Interview: „Viele Kniffe im Alltag“

Gert Mittring lebt in Bonn. Dort ist der 52-Jährige als freier Wissenschaftler in der Hochbegabtendiagnostik tätig.
Gert Mittring lebt in Bonn. Dort ist der 52-Jährige als freier Wissenschaftler in der Hochbegabtendiagnostik tätig.

Gert Mittring ist elffacher Weltmeister im Kopf- sowie zweifacher Olympiasieger im Blitzrechnen. Am Mittwoch, 19 Uhr, hält der promovierte Erziehungswissenschaftler und Psychologe einen Vortrag im Audimax der Zweibrücker Hochschule. Im Interview spricht der 52-jährige Bonner über seine Leidenschaft für Zahlen und darüber, dass Mathematik nicht unbedingt eine Foltermethode sein muss.

Herr Mittring, ein kleiner Test zu Beginn: Die Stadt Zweibrücken ist mit rund 265 Millionen Euro verschuldet. Welches Ergebnis erhalten Sie, wenn Sie von dieser Zahl die vierte Potenz bilden, also 265 Millionen hoch vier rechnen?

(Etwa zwei Sekunden später): Vier Quintilliarden 931 Quintillionen 550 Quadrilliarden und 625 Quadrillionen Euro. Das entspricht den Zahlen 4931550625 plus 24-mal die Null. Beeindruckend. Viele Schüler sehen im Kopfrechnen, der Mathematik eher eine Foltermethode. Woher kommt Ihre Leidenschaft für Zahlen? Ich hatte bereits in der Grundschule Spaß an Zahlen, Mengen und Tabellen. Dabei ging es mir immer darum, wie man leichter an Lösungen kommen kann, wie man Aufgaben zerlegen kann. Heute möchte ich auch Kinder und Jugendliche motivieren, Strategien für numerische Probleme zu entwickeln. Ich helfe in solchen Situationen nur damit, indem ich sage, wie ich die Aufgaben lösen würde. Mein Weg ist, Aufgaben in immer kleinere Bausteine zu zerlegen. Das muss aber nicht die Herangehensweise für andere sein. In Ihrem Vortrag am Mittwoch wollen Sie auch Tipps für den Alltag geben. In welchen Situationen helfen Kopfrechnen und Mathe? Viele Kniffe lassen sich im Alltag anwenden. Man kann beispielsweise über eine simple Wochentagsberechnung herausbekommen, welcher Tag der 31. Juli 2022 – ein Sonntag übrigens – ist. Im Vortrag werde ich sicher auch aufs Einkaufen zu sprechen kommen. Da gibt es Methoden, wie man gut Zwischensummen bilden kann. Die Teilnehmer werden dann einen fiktiven Einkauf machen, die Preise der Artikel selbst bestimmen und Strategien entwickeln, um sich schnell dem tatsächlichen Rechnungspreis zu nähern. Es wird also kein hochmathematischer Vortrag werden ... ... nein. Die Allgemeinheit soll allem folgen können. Hochmathematische Formeln wären da eher hinderlich (lacht). Wir werden an einigen alltagsnahen Beispielen zeigen, was mit relativ einfachen Mitteln möglich ist, und es wird mehr ein Dialog sein als ein Vortrag. Benutzen Sie eigentlich einen Taschenrechner? Zwecks Eigenkontrolle, ja – wenn ich neue Algorithmen entwickle. Aber ansonsten nicht. Müssen Sie denn im Freundes- und Bekanntenkreis als Taschenrechner herhalten. Ja (lacht), das kommt häufiger vor. Aber damit habe ich auch kein Problem. Das ist für andere dann der einfachste und schnellste Weg, das Ergebnis zu erhalten. Aber ist dieser schnelle Weg nicht auch ein Grund dafür, dass viele das Kopfrechnen scheuen? Das spielt sicher eine große Rolle. Ich sehe aber eher im unkritischen Glauben ein Problem. Denn auch beim Taschenrechner müssen Befehle richtig eingegeben werden. Viele glauben dem angezeigten Ergebnis und geben sich nicht die Mühe für ein tieferes Verständnis.

Termin

Vortrag „Spaß am Rechnen – Sie können besser rechnen, als Sie denken“ am Mittwoch, 31. Oktober, 19 Uhr, im Audimax der Zweibrücker Hochschule.

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