Carlos Martinez, zu Ihrem Firmenjubiläum hat der Quart-Verlag die Monografie «Carlos Martinez» veröffentlicht. Ihre Werke werden darin als «starke Figuren» beschrieben. Wie schafft man es vom «normalen» Architekten zum Kreateur von aussergewöhnlicher Architektur?
Schon im Studium am Abendtechnikum in St.Gallen haben mich die weiterführenden Fragen im Zusammenhang mit Entwurfsaufgaben interessiert. Eingebungen fallen auch bei mir nicht vom Himmel – und Kreativität entsteht leider auch nicht beim Zigarrenrauchen auf dem Sofa. Meine Ideen entfalten sich jeweils bei der Arbeit, der Studie einer Aufgabe oder beim Skizzierprozess. Ich habe mir schon damals die Vorgehensweise angewöhnt, die Aufgabe und deren Lösungsansätze verbal und figurativ zu formulieren. Bevor ich mit einem Entwurf überhaupt beginne, schreibe ich mit dem Bleistift am Konzept der Idee und zeichne Motive zur möglichen Lösung. Wir stellen dabei nicht nur die Fragen, die der Bauherr vorgegeben hat, sondern gehen darüber hinaus und erforschen die nonverbale Kommunikation, die dem Gebäude unausweichlich zugrunde liegt. Mich interessiert, was ein Gebäude über den Auftraggeber, den Standort, seine Zweckbestimmung, gesellschaftliche Fragen und Nachhaltigkeit aussagt.
In anderen Berufen ist dieser Prozess ähnlich …
Ja, und ich glaube, dass in jeder Tätigkeiten Einfallsreichtum auf seine Art notwendig ist, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Oft ist es notwendig, dafür die Extra-Meile zu gehen, um in der intensiven Auseinandersetzung neue Aspekte zu entdecken. Diese Prämisse gilt sowohl für Handwerker als auch für Banker oder Buchhalter, die innovative Ideen zur Steueroptimierung entwickeln. Innovative Methodik ist überall gefragt und macht den entscheidenden Unterschied.