Braunalgen in der Karibik: Wie wird aus dem Ärgernis eine grüne Industrie?

Die Braunalge bedroht den Tourismus in der Karibik. Mexikanische Unternehmerïnnen versuchen, die Katastrophe in ein grünes Geschäftsmodell zu verwandeln – von Biogas bis Dünger. Doch der Staat bremst.

vom Recherche-Kollektiv Südamerika+Reporterinnen:
8 Minuten
Ein mit braunen Algen übersäter Karibikstrand.

Die mexikanische Forscherin Rosa Elisa Rodríguez Martínez lebt dort, wo andere Urlaub machen: in Puerto Morelos, einem kleinen Fischerdorf südlich des mexikanischen Badeortes Cancún. Doch 2011 konnte die Biologin vom Institut für Meereswissenschaften und Limnologie der Nationalen Autonomen Universität plötzlich nicht mehr an ihrem Lieblingsstrand ins Wasser: Er war übersät mit stinkenden, braunen Algen.

„Braunalgen gab es in der Karibik immer, aber nur sehr wenige, und nur ein paar Monate im Jahr“, erinnert sie sich. „Ab 2011 sind die Mengen jedoch exponentiell angestiegen, und die Algensaison wurde länger.“

In diesem Jahr droht ein neuer Rekord: Im März entdeckten Wissenschaftler des College für Meereswissenschaften der Universität von Südflorida im Atlantik einen riesigen, gelb-braunen Algengürtel, der in Richtung Golf von Mexiko trieb. Sie schätzten die Menge auf etwa 13 Millionen Tonnen – so viel wie noch nie.

Forscherin Rosa Rodriguez mit Block und Messgerät inmitten von Algenbergen am Strand.
Forscherin Rodriguez entnimmt Proben aus den Algenbergen am Strand von Puerto Morelos in Mexiko.
Ein Boot saugt die Algen an und befördert sie auf einem Laufband in seinen Rumpf.
Spezielle Reinigungsbarkassen rücken der Algenplage zu Leibe. Puerto Morelos / Mexiko.
Luftbild von Barkassen, die den Algenteppich zusammenschieben und bekämpfen.
Mit Barkassen werden die Algen zusammengetrieben und aus dem Wasser gefischt.
Braune Algen in Nahaufnahme schwimmen im grünblauen Wasser der Karibik.
Die bizarren Strukturen der Braunalgen sind auch unter der Meeresoberfläche gut zu sehen.
Ein toter Seeal am Sandstrand, umgeben von Algen.
Die Alge wird zur tödlichen Falle für viele Meeresbewohner. Hier ein toter Seeal am Strand.
Ein Besprechungssaal mit einem U-förmigen Tisch, vollbesetzt mit Menschen.
Regierung, Unternehmer, Wissenschaftler und Vertreter der Zivilgesellschaft bei einem Treffen zum Sargassum-Problem.
Ein grüner Gummischlauch, daneben steht ein Mann.
Ake (links) überwacht die Biodigestoren, in denen Braunalgen zu Biogas vergären.
Aufgehäufte Algenberge neben einer Zufahrtsstrasse zum Strand.
Die Behörden wissen nicht wohin mit dem Sondermüll – und kippen ihn an den Strassenrand.
Angestellte reinigen einen Strand im Norden der Dominikanischen Republik mit Schubkarren, blossen Händen  und Mistgabeln.
Auch im Rest der Karibik – hier in der Dominikanischen Republik – müssen oft Reinigungskommandos früh am Morgen die Strände säubern.
Ein Mann im weissen Hemd hält Braunalgen in die Kamera.
Hector Romero von Dianco mit einer Handvoll Braunalge am Strand.
Drohnenaufnahme zeigt einen brauen Algenteppich am Strand.
Luftbild von der Ankunft der Braunalge in Puerto Morelos / Mexiko.