Corona-Impfung und Menstruation: Es mangelt an Fakten – und das ist das Problem

Der Zyklus ist keine zu vernachlässigende Nebensächlichkeit.

Der Zyklus ist keine zu vernachlässigende Nebensächlichkeit.

Es gibt bisher keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass die Corona-Impfung Auswirkungen auf den Zyklus von menstruierenden Menschen hat. Keine publizierte Studie hat das bisher bestätigen können. Es hat aber auch keine bisher widerlegen können. Und genau das ist das Problem.

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Seit acht Monaten werden auf der ganzen Welt Millionen Menschen mit einem Impfstoff gegen das Coronavirus geimpft. Wir wissen inzwischen ziemlich gut, mit welchen Nebenwirkungen unmittelbar nach einer Impfung zu rechnen ist. Kopfschmerzen, Fieber, der typische Covid-Arm: All das wurde schon während der ersten Studien beobachtet, all das können Impflinge gut einordnen. Berichte über unregelmäßige, heftige oder lang andauernde Perioden tauchten dagegen vor allem zuerst in sozialen Medien auf. Erst als immer mehr Frauen, aber auch Transmänner sich zu Wort äußerten, wurden Behörden oder Ärzte und Ärztinnen, so scheint es, langsam darauf aufmerksam.

Nein, die Berichte über die Zyklusstörungen sind in den meisten Fällen nicht dramatisch oder lebensbedrohlich. Und ja, der Zyklus ist komplex und kann von vielen Faktoren beeinflusst werden. Aber das heißt nicht, dass man ihm keine Beachtung schenken müsste. Menschen, die menstruieren, haben ein Recht darauf zu erfahren, ob, und wenn ja, wie sich ein Medikament, eine Impfung oder eine andere gesundheitliche Maßnahme auf ihren Zyklus auswirken könnte. Und sei es nur, um darauf vorbereitet zu sein.

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Implizite Vorwürfe sind wenig hilfreich

Doch dazu müsste man das erst einmal untersuchen. Und genau daran scheitert es heutzutage noch viel zu häufig. Noch viel zu häufig sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei Studien höchstens dann interessant, wenn es um Schwangerschaften geht. Auch zahlreiche Forschende kritisieren: Was Ärzte und Ärztinnen über die Diagnose, Behandlung und Prävention von Krankheiten wissen, stammt aus Studien, die hauptsächlich an männlichen Zellen, männlichen Mäusen und Männern durchgeführt wurden. Doch wenn nicht spezifisch nach Auswirkungen auf die Menstruation gefragt wird, dann gehen solche Symptome eben leicht unter. Ob sie dann wirklich in Zusammenhang mit einer Impfung oder einem Medikament stehen, lässt sich folglich schwer sagen. Und das kann verunsichern.

Es ist dann auch wenig hilfreich, wenn Betroffenen wie im aktuellen Fall, implizit der Vorwurf der Hysterie gemacht wird. Anstatt von vornherein zu mutmaßen, dass viele Frauen einfach nur so aufgeregt vor der Impfung gewesen seien (die meisten haben in ihrem Leben sicher schon Aufregenderes erlebt als eine Impfung), sollte man die Berichte ernst nehmen, Studien machen, aufklären. Schlicht, wie auch bei anderen Symptomen, handeln. Denn der Zyklus ist keine zu vernachlässigende Nebensächlichkeit. Milliarden Menschen menstruieren – und sie haben ein Recht darauf, ernst genommen zu werden.

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